17-12-2010, 21:36
(17-12-2010, 19:02)Visionaire schrieb: Es behauptet, dass man das Absolute als existent wahrnimmt. Doch wer ist "man" ?
Mein von agnostik zitierter Satz hatte in dem Thread, aus dem er herausgelöst wurde, ja eine ganz andere Funktion.
Es war eine Überlegung - und eine sehr vorsichtige dazu -, ob aus der Tatsache, dass Menschen oft fast zwanghaft glauben, ihre eigene Erkenntnis sei richtiger als die der anderen, der Glaube an einen absoluten Gott entstanden sei. Weil man eben selber die eigenen Überzeugungen in dem Fall für absolut hält.
"DAS Absolute" gibt es meiner Erkenntnis nach überhaupt nur als Begriffsungetüm, als Abstrahierung ganz konkreter Sachverhalte und somit als reine Kopfgeburt:
man glaubt zunächst, die eigene Erkenntnis in dem und dem Punkt sei richtig, die der anderen falsch. Man habe in dem Punkt also eine absolute Wahrheit.
Und dann kommt jemand daher und abstrahiert das von konkreten "Wahrheiten" und sagt, es gebe "das Absolute".
Für mich ist "das Absolute" eine reine Wortgeburt, existiert nur in der Sprache und kann nicht rückgekoppelt werden an konkret Erfahrbares.
Ich habe in dem anderen Thread also keineswegs behauptet, dass "man" das Absolute erkennt, denn der Gedankengang war da ein ganz anderer. Ich fragte Visionaire, woher der so oft vorhandene Zwangscharakter herkommt, der einen glauben lässt, man selber habe mehr Wahrheit als der andere.
Visionaires Versuch einer Antwort war: vielleicht, weil der Mensch nicht gut aushalten kann, mit einer Basis zu leben, die falsch oder unrichtig sei.
Das hatte mir erst einmal sehr eingeleuchtet, und das führte mich zu dem Gedanken, dass hier eventuell eine psychologisch-anthropologische Grundeigenschaft vorliegt, die psychologisch existent ist und so die Existenz eines absoluten Gottes hervergebracht haben könnte.
Man bezeichnet einfach diese anthropologische Grundeigenschaft als "Gott".