16-12-2010, 23:58
(16-12-2010, 19:46)Visionaire schrieb: Ich habe einige Grundansätze zur Kommunikation mit anderen Menschen:
1. Mein Gegenüber ist kein zweites Ich, sondern ein eigenständiges Du. D.h. im worst case versteht er aus seiner persönlichen Lebensgeschichte heraus jedes Wort mit einem anderen Schwerpunkt und reflekiert es in einem anderen Kontext => Wir reden aneinander vorbei
So ist es. Und es entsteht die Frage, warum Mensch X nicht daran interessiert ist, die Andersartigkeit der Perspektivität von Mensch Y zu berücksichtigen. Warum kann er sie nicht berücksichtgen?
Mögliche Antworten:
a. Er hat noch nicht verstanden, dass andere Menschen rein sprachlich schon mit jedem Wort anderes assoziieren.
b. Er will es auch nicht verstehen, weil er sonst nicht kritisieren kann.
c. Er will aber andere kritisieren, weil das noch immer besser ist, als Selbstkritik zu üben
(16-12-2010, 19:46)Visionaire schrieb: 2. Wenn ich das soweit akzeptiere, dass der Andere auch wirklich jemand Anderes ist, kann ich wie schon angedeutet nicht voraussetzen, dass er mich versteht. Ich könnte dem Anderen nur dann vorwerfen, dass Unverständnis sein Fehler wäre, wenn ich davon ausgehe, dass er mich verstehen muss, und das unterstellt wiederum, dass derjenige nicht ein "Du" ist, sondern eine Kopie von mir selbst.
Hier scheinst Du zu unterstellen, dass ein Ich und ein Du einander so fremd sind wie zwei Wesen von verschiedenen Sternen und nichts Gemeinsames haben.
Auch wenn man dem anderen nicht "vorwerfen" kann, wenn er nicht erfassen kann, dass ein anderer kein gedoppeltes Ich ist, so ist es doch angelegt in jedem, den anderen zu verstehen.
Das Ich kann also Ich bleiben, wenn es das Du besser versteht.
Vermutlich wird das Ich überhaupt erst Ich, wenn er das Du besser versteht.
(16-12-2010, 19:46)Visionaire schrieb: Hier habe ich also auch eine Bringschuld, ihm mein "Ich" und meinen Ansatz zu vermitteln, und genauso die Pflicht, zu verstehen, wie die Welt aus seinem Universum heraus aussieht
Da ist was dran. Wenn es nur darum geht, die eigene Perspektive als existent darzulegen, und nicht darum, die eigene als überlegen zu behaupten.
(16-12-2010, 19:46)Visionaire schrieb: 3. Das bedingt, dass ích oder der andere Mensch nicht zwangsläufig falsch oder richtig liegen, sondern dass er und ich die Sache einfach anders betrachten.
Das eben sehe ich auch so.
Nur: Woran liegt es, dass einige überzeugt davon sind, dass der andere "falsch" liegt in der Betrachtungsweise, man selber aber unbedingt richtig?
