21-11-2004, 16:52
Ich behaupte nicht, ich habe nur wiedergegeben was die Forschung erarbeitet hat. Ich denke mir diese Dinge doch nicht aus.
Ich habe auch nicht gesagt dass der Originaltext falsch ist. Der Originaltext ist der Text, aber eben oft schlecht überliefert, schwer oder gar nicht verständlich, auch wurden Stücke z.T. später hinzugefügt (inhaltlich und sprachlich ersichtlich) - das steht auch in jeder Bibel mit textkritischem Apperat.
zu Daniel:
a) das Buch wird erst spät bezeugt (zwischen 140 und 100) - z.b. bei Makk I
b) es war, so zeigen die Qumran Funde, im 1. Jhr. v. Chr noch nicht kanonisch
c) ist es in der Hebräischen Bibel nicht unter den Propheten, sondern unter den Schriften eingeordnet worden
d) 2,4b-7,28 ist reichsaramäisch, der rest späthebräisch - beides mit persischen und griechischen lehnwörtern
e) der verfasser kennt die geschichte der exilszeit nur sehr ungenau
f) die religiösen vorstellungen - vermeidung des gottesnamens, engellehre, auferstehungsglaube - entsprechen nicht dem 6 Jh., sondern einer viel jüngeren Zeit
(Fohrer, Einleitung in das Alte Testament, S. 520f)
Historische Probleme:
1:1 drittes Jahr Jojakim, Eroberung durch Nebukadnezar -> Jer 25:1 viertes Jahr Jojakim, erstes Jahr N.s
Berühmteste Probleme: Belzasar als König von Babylon (Sohn von Nabonidus, nicht von N., war nie König, war nur Kommandeur) und dass er von Darius dem Medäer überwältigt wurde (so eine Person existiert nicht, gemeint ist wohl Darius I von Persien 522-486. soll der Sohn von Xerxes sein, tatsächlich andersrum)
Die Offenbarungen in 7-12 scheinen viel eher auf Antiochus Epiphanes (168-164) zu passen
Daniel ist keine historische Figur in dieser Zeit, der Name Daniel wurde oft mit einem legendären Helden assoziiert
die Authentizität des Buches wurde schon seit des 3. Jahrhunderts hinterfragt: Daniel bezieht sich auf kein Geschehnis später als Epiphanes und erwartete vermutlich das Ende der Geschichte kurz danach -> daraus ergibt sich dass der Autor wohl in dieser Zeit lebte
die vier Königreiche (2 und 7) setzen den Aufstieg des griechischen Königreiches voraus
Rückdatierung Daniels in die babylonische Zeit soll Eindruck erwecken, dass die ganze nachexilische Zeit vorhergesagt und vorherbestimmt war
Aramäisch: Imitation des babylonischen
es ist allgemein akzeptiert dass das Buch aus dem 2. Jhr. Stammt und dass Daniel keine historische Figur ist
Wie gesagt, das alles und noch mehr (auch zu den Psalmen im Einzelnen) steht heutzutage in jeder Einführung ins Alte Testament. Ich kann jedem der an einer wissenschaftlichen Arbeit mit der Bibel interessiert ist nur empfehlen so etwas mal zu lesen.
Wie das religiöse Judentum oder Christentum mit der Bibel umgeht, ist wieder eine ganz andere Geschichte.
Ich habe auch nicht gesagt dass der Originaltext falsch ist. Der Originaltext ist der Text, aber eben oft schlecht überliefert, schwer oder gar nicht verständlich, auch wurden Stücke z.T. später hinzugefügt (inhaltlich und sprachlich ersichtlich) - das steht auch in jeder Bibel mit textkritischem Apperat.
zu Daniel:
a) das Buch wird erst spät bezeugt (zwischen 140 und 100) - z.b. bei Makk I
b) es war, so zeigen die Qumran Funde, im 1. Jhr. v. Chr noch nicht kanonisch
c) ist es in der Hebräischen Bibel nicht unter den Propheten, sondern unter den Schriften eingeordnet worden
d) 2,4b-7,28 ist reichsaramäisch, der rest späthebräisch - beides mit persischen und griechischen lehnwörtern
e) der verfasser kennt die geschichte der exilszeit nur sehr ungenau
f) die religiösen vorstellungen - vermeidung des gottesnamens, engellehre, auferstehungsglaube - entsprechen nicht dem 6 Jh., sondern einer viel jüngeren Zeit
(Fohrer, Einleitung in das Alte Testament, S. 520f)
Historische Probleme:
1:1 drittes Jahr Jojakim, Eroberung durch Nebukadnezar -> Jer 25:1 viertes Jahr Jojakim, erstes Jahr N.s
Berühmteste Probleme: Belzasar als König von Babylon (Sohn von Nabonidus, nicht von N., war nie König, war nur Kommandeur) und dass er von Darius dem Medäer überwältigt wurde (so eine Person existiert nicht, gemeint ist wohl Darius I von Persien 522-486. soll der Sohn von Xerxes sein, tatsächlich andersrum)
Die Offenbarungen in 7-12 scheinen viel eher auf Antiochus Epiphanes (168-164) zu passen
Daniel ist keine historische Figur in dieser Zeit, der Name Daniel wurde oft mit einem legendären Helden assoziiert
die Authentizität des Buches wurde schon seit des 3. Jahrhunderts hinterfragt: Daniel bezieht sich auf kein Geschehnis später als Epiphanes und erwartete vermutlich das Ende der Geschichte kurz danach -> daraus ergibt sich dass der Autor wohl in dieser Zeit lebte
die vier Königreiche (2 und 7) setzen den Aufstieg des griechischen Königreiches voraus
Rückdatierung Daniels in die babylonische Zeit soll Eindruck erwecken, dass die ganze nachexilische Zeit vorhergesagt und vorherbestimmt war
Aramäisch: Imitation des babylonischen
es ist allgemein akzeptiert dass das Buch aus dem 2. Jhr. Stammt und dass Daniel keine historische Figur ist
Wie gesagt, das alles und noch mehr (auch zu den Psalmen im Einzelnen) steht heutzutage in jeder Einführung ins Alte Testament. Ich kann jedem der an einer wissenschaftlichen Arbeit mit der Bibel interessiert ist nur empfehlen so etwas mal zu lesen.
Wie das religiöse Judentum oder Christentum mit der Bibel umgeht, ist wieder eine ganz andere Geschichte.
