17-11-2010, 02:53
So - neuer Versuch.
Ich formuliere nun ausgesprochen als Überlegung, nicht als Fakt und nicht als Behauptung:
das 'Ichbewusstsein' stirbt darum mit mir nicht, weil es ja noch millionen von Menschen mit Ichbewusstsein gibt. Das Phänomen 'Ichbewusstsein' stirbt mit mir nicht aus.
Das ist erst mal der erste Punkt.
Nächste Überlegung:
die meisten Menschen sagen zu sich selber "Ich". Aber nur zu sich.
Obwohl bis heute wohl nie wirklich geklärt wurde, wie man "Ich" intersubjektiv definieren könnte.
Dazu dann Unterüberlegungen:
das, was man zu seinem Ich zählt, ändert sich im Laufe der Zeit. Man zählt sogar das zu seinem Ich, das eigentlich nicht dazu gehört.
So meinen alte Leute mitunter, selber in der Kindheit erlebt zu haben, was man ihnen nur berichtet hat.
Früher glaubte ich, dass das Ich durch die Erinnernungen definiert st. Also eine eher substantielle Definition. Das, woran ich mich erinnere, bin ich.
Stimmt aber natürlich nicht, weil die Psychoanalyse Sachen hochholen kann, die man vergessen hatte.
Also besteht das Ich auch aus Vergessenem und eventuell für immer Vergessenem. Also kann man selber sein Ich gar nicht komplett kennen. Da wirkt was in mir rum, aber ich 'weiß' darum nicht richtig Bescheid.
Hinzu kommt dann, dass man eine Menge zu seinem Ich zählt. das ursprünglich von außen kam. Es wurde nur einverleibt. Manchmal eher unverdaut, manchmal aber so gründlich gekaut, dass es nun "ein Stück von mir" ist.
Diese Art von Überlegungen können einen dazu führen, dass es gar nicht die Inhalte sind, die das Ich ausmachen, sondern eine Art ordnendes Ichprinzip. Oder Einheits- oder Zentrumsstiftung. Also ein strukturierendes Prinzip.
Sodass man also schon zu Recht von einem Ichbewusstsein spricht. Das Ich ist da, wo man etwas als von sich ausgehend empfindet.
Wir wissen aus der Psychologie - und man kann es auch an sich selber beobachten -, dass die Erinnerungen, die rein gefühlsmäßig ja die Ichkontinuität zu garantieren scheinen, verändert werdem, wenn sie 'hochgeholt' werden.
Das heißt:
Die Erinnerungen werden an das aktuelle Ich angepasst.
In Krisensituationen - wenn man sich in Sackgassen befindet z.B. - neigt man dazu, Erinnerungen hochzuholen und durchzugehen: um den eigenen Faden zum Beispiel wiederzufinden.
Die Erinnerungen werden dann oft auch von alleine hochgespült, und man bedient sich iherer, meinend, dass man sein altes Ich vergegenwärtigt.
Aber diese Vergegenwärtigung ist offenbar schon ein umwandelnder Prozess. Falls man als Kind Tagebuch geschrieben hat, in das man lange nicht geguckt hat, kann man das feststellen: die Erinnerung hat sich mit der Zeit verändert.
Aber nicht blind offenbar, sondern final. Die Veränderung hat einen Zweck: das gegenwärtige Ich ist in einem Klärungsprozess, sucht eine neue Identifikation z.B. und baut zu diesem Behuf seinen 'Keller' um - baut also das ganze Ich neu.
Der Witz also: das gegenwärtige Ich zählt zu seinem Gesamt-Ich gar nicht mehr das Erlebnis, so wie es im Tagebuch steht, sondern so, wie es sich im Moment als 'erlebt' anfühlt. Was im Tagebuch steht, kann ganz fremd geworden sein, fühlt sich nicht mehr an wie 'Ich'.
Es könnte also sein, dass das Ich sich das ganze Leben lang sich selber umschafft, oder gar überhaupt erschafft.
Dass also - einmal mehr -, nicht die Inhalte und deren Herkunft das Ich ausmachen, sondern der schöpferische Organisationstrieb.
Im Prinzip also könnte das Ich vielleicht letztlich alles zu 'Ich' machen.
Und vielleicht - so nun meine Überlegung - will das Ichbewusstsein gerade das.
Sich alles einverleiben, bis sich alles wie Ich 'anfühlt'.
Ich habe schon mal bei ganz alten Ehepaaren gehört, dass sie aus Versehen von dem anderen als Ich sprechen. Die Frau erläutert jemandem die Gedanken ihres Mannes und spricht dabei in der Ich-Person, so, als seien es ihre eigenen Gedanken.
Im künstlerischen Prozess gibt es das auch. Wenn zwei Menschen etwas gemeinsam entwickeln und auf der selben Wellenlinie liegen, ist für sie oft nicht mehr unterscheidbar, wo der - schöpferische - Impuls gerade geortet werden muss. Er ist an mehreren Stellen gleichzeitig.
Wenn man solche Sachen lang genug beobachtet hat, auch selber - in der Liebe, in der Kunst - erlebt hat, wie das eigene Ich auch in anderen Wesen wahrgenommen werden kann:
dann kann man sich schon fragen, ob es eigentich nur ein Ichbewusstein gibt. Denn das, was man zu seinem eigenen Ich zählt, kommt ohnehin nicht nur aus dem eigenen Ich.
Ich formuliere nun ausgesprochen als Überlegung, nicht als Fakt und nicht als Behauptung:
das 'Ichbewusstsein' stirbt darum mit mir nicht, weil es ja noch millionen von Menschen mit Ichbewusstsein gibt. Das Phänomen 'Ichbewusstsein' stirbt mit mir nicht aus.
Das ist erst mal der erste Punkt.
Nächste Überlegung:
die meisten Menschen sagen zu sich selber "Ich". Aber nur zu sich.
Obwohl bis heute wohl nie wirklich geklärt wurde, wie man "Ich" intersubjektiv definieren könnte.
Dazu dann Unterüberlegungen:
das, was man zu seinem Ich zählt, ändert sich im Laufe der Zeit. Man zählt sogar das zu seinem Ich, das eigentlich nicht dazu gehört.
So meinen alte Leute mitunter, selber in der Kindheit erlebt zu haben, was man ihnen nur berichtet hat.
Früher glaubte ich, dass das Ich durch die Erinnernungen definiert st. Also eine eher substantielle Definition. Das, woran ich mich erinnere, bin ich.
Stimmt aber natürlich nicht, weil die Psychoanalyse Sachen hochholen kann, die man vergessen hatte.
Also besteht das Ich auch aus Vergessenem und eventuell für immer Vergessenem. Also kann man selber sein Ich gar nicht komplett kennen. Da wirkt was in mir rum, aber ich 'weiß' darum nicht richtig Bescheid.
Hinzu kommt dann, dass man eine Menge zu seinem Ich zählt. das ursprünglich von außen kam. Es wurde nur einverleibt. Manchmal eher unverdaut, manchmal aber so gründlich gekaut, dass es nun "ein Stück von mir" ist.
Diese Art von Überlegungen können einen dazu führen, dass es gar nicht die Inhalte sind, die das Ich ausmachen, sondern eine Art ordnendes Ichprinzip. Oder Einheits- oder Zentrumsstiftung. Also ein strukturierendes Prinzip.
Sodass man also schon zu Recht von einem Ichbewusstsein spricht. Das Ich ist da, wo man etwas als von sich ausgehend empfindet.
Wir wissen aus der Psychologie - und man kann es auch an sich selber beobachten -, dass die Erinnerungen, die rein gefühlsmäßig ja die Ichkontinuität zu garantieren scheinen, verändert werdem, wenn sie 'hochgeholt' werden.
Das heißt:
Die Erinnerungen werden an das aktuelle Ich angepasst.
In Krisensituationen - wenn man sich in Sackgassen befindet z.B. - neigt man dazu, Erinnerungen hochzuholen und durchzugehen: um den eigenen Faden zum Beispiel wiederzufinden.
Die Erinnerungen werden dann oft auch von alleine hochgespült, und man bedient sich iherer, meinend, dass man sein altes Ich vergegenwärtigt.
Aber diese Vergegenwärtigung ist offenbar schon ein umwandelnder Prozess. Falls man als Kind Tagebuch geschrieben hat, in das man lange nicht geguckt hat, kann man das feststellen: die Erinnerung hat sich mit der Zeit verändert.
Aber nicht blind offenbar, sondern final. Die Veränderung hat einen Zweck: das gegenwärtige Ich ist in einem Klärungsprozess, sucht eine neue Identifikation z.B. und baut zu diesem Behuf seinen 'Keller' um - baut also das ganze Ich neu.
Der Witz also: das gegenwärtige Ich zählt zu seinem Gesamt-Ich gar nicht mehr das Erlebnis, so wie es im Tagebuch steht, sondern so, wie es sich im Moment als 'erlebt' anfühlt. Was im Tagebuch steht, kann ganz fremd geworden sein, fühlt sich nicht mehr an wie 'Ich'.
Es könnte also sein, dass das Ich sich das ganze Leben lang sich selber umschafft, oder gar überhaupt erschafft.
Dass also - einmal mehr -, nicht die Inhalte und deren Herkunft das Ich ausmachen, sondern der schöpferische Organisationstrieb.
Im Prinzip also könnte das Ich vielleicht letztlich alles zu 'Ich' machen.
Und vielleicht - so nun meine Überlegung - will das Ichbewusstsein gerade das.
Sich alles einverleiben, bis sich alles wie Ich 'anfühlt'.
Ich habe schon mal bei ganz alten Ehepaaren gehört, dass sie aus Versehen von dem anderen als Ich sprechen. Die Frau erläutert jemandem die Gedanken ihres Mannes und spricht dabei in der Ich-Person, so, als seien es ihre eigenen Gedanken.
Im künstlerischen Prozess gibt es das auch. Wenn zwei Menschen etwas gemeinsam entwickeln und auf der selben Wellenlinie liegen, ist für sie oft nicht mehr unterscheidbar, wo der - schöpferische - Impuls gerade geortet werden muss. Er ist an mehreren Stellen gleichzeitig.
Wenn man solche Sachen lang genug beobachtet hat, auch selber - in der Liebe, in der Kunst - erlebt hat, wie das eigene Ich auch in anderen Wesen wahrgenommen werden kann:
dann kann man sich schon fragen, ob es eigentich nur ein Ichbewusstein gibt. Denn das, was man zu seinem eigenen Ich zählt, kommt ohnehin nicht nur aus dem eigenen Ich.