12-11-2010, 22:28
(12-11-2010, 22:24)Bion schrieb: Ich würde allerdings davor abraten, die Vertreter dieser "wissenschaftlichen Disziplin" heute noch als Wissenschafter zu bezeichnen.
Man sollte mittlerweile erkannt haben, dass es nicht Wissenschaft war, was damals betrieben wurde, sondern dass Wissenschaft zur Befestigung von Vorurteilen und Ideologien – mit den bekannt schrecklichen Folgen für die Betroffenen - missbraucht wurde.
Nach heutigen Standards sicherlich nicht mehr - aber es war nicht so, als wenn damals Leute Alibis gesucht hätten. Lombroso war von seinem Theorem des "geborenen Verbrechers" überzeugt und hat "Beweise" geliefert, die damals stichhaltig schienen.
Magnus Hirschfeld hat sicherlich Homosexuelle nicht deshalb als ein genetisch determiniertes und degeneriertes "drittes Geschlecht" bezeichnet, um ihnen zu schaden - er war einer der ersten richtigen Aktivisten zugunsten von Homosexuellen.
Eugenik war zur damaligen Zeit - von politischen Ideologien unabhängig - verbreitet, viele SPD-Mitglieder der 2oer Jahre waren Anhänger der Eugenik.
Es ist nicht so, dass das alles Alibifunktion hatte - Biologismus war lange Zeit ein ernstzunehmender Teil der Forschung. Was wussten die Leute denn damals schon über Genetik?
Aber das ist ein anderes Thema.
“I love to play with kids; they’re easy to cheat and fun to beat.” –Fran Lebowitz

