30-08-2004, 02:49
Hallo Selene :.)
- ich fuerchte, das siehst Du zu optimistisch. "Religion" besagt eigentlich nur Verbindung, Leute, die sich in einer Meinung verbinden, und sei es nur fuer eine ghemeinsame Ebene zum Meinungs-Austausch - insofern sind auch wir hier zusammen eine "Religion", naemlich wir moechten miteinander sprechen ueber das was wir glauben bzw.nicht glauben koennen oder moechten.
In der Hinsicht gibt es aber auch Anhaenger ganz gegenteiliger Religion, die gleich gar nicht hierher kaemen, weil sie naemlich nicht darueber sprechen moechten, was sie glauben.
Ich spreche differenzierend von Konfessionen =Bekenntnissen, weil das nicht zugleich auch eine Bindung bedeuten muss. Mein Forum heisst also interConfessio, interkonfessionell - was man im Internet kaum jemals hoert, waehrend das, was wir tun, meistens interreligioes genannt wird. Es kann ja einer Bindungen auf mehreren Ebenen haben und daher Mitglied in zwei und mehr Vereinigungen sein, es kann aber auch jemand "zwischen zwei Stuehlen sitzen" d.h.von beiden Seiten zaehlt sich niemand zu ihm /ihr, obgleich dieser sich zu beiden bekennt.
Eine Art Regel gibt es ja, dass man Heiliges zerreden kann und dass durch ueber-etwas-Reden dessen Charme und Einzigartigkeit zur Verfuegung gestellt werden koennte und sich verringert - es entmystifiziert, was gut ist, wenn man sich vor Boesem bis zur Handlungs-Unfaehigkeit fuerchtet, es wird durch drueber Reden kleiner - dann tut das gut.
Wenn man aber ebenso ueber geliebte Menschen zu fachsimpeln beginnt, werden sie haesslich und gleichgueltig oder man mag es am Ende nicht mehr mit denen, ud das tut uns nicht gut - ich denke, das ist die Ursache unserer heutigen Flucht aus fast allen Bindungen hinaus - man bildet zum "Abnabeln" fluechtige neue Bindungen und kommt nicht zurueck in die einstige Selbstverstaendlichkeit, Leute so wie sie sind, zu akzeptieren und zu respektieren.
Von "allen" Religionen kann man es also nicht sagen, was Du formuliertest, denn es gibt sogar anerkannte Religions-Gemeinschaften, die gar keinen G=tt bekennen und weder Regeln noch Ritus besitzen und all das auch nicht haben wollen - so sind die Zeiten. Dazu kommen noch religioes oder philosophisch Interessierte, die gar nicht erst anerkannte Religions-Gemeinschaften werden wollen, um sich ja nicht mit wem zu verbinden, der sie morgen enttaeuschen oder verraten koennte.
Was Du sagtest, kann man mit Einschraenkung von dem gegenwaertig hier am Bord diskutierenden Kreis Mitgliedern der Hochreligionen sagen: eine Art gemeinsamer Nenner. Aber schon der europaeische Buddhist koennte einwenden, dass er / sie kein hoeheres Wesen erkennt als sich selbst. Der asiatische Buddhist, der Laotse-Taoist und der Hindu wuesste wiederum von so vielen, dass es fast so ist wie keiner - verglichen mit Judentum, Christen und Muslimen, denen DER EINE ganz unverfuegbar unentbehrlich ist, die notwendigerweise das "Hoehere Wesen" ihres Lebens nicht grad selbst und je fuer sich sein wollen.
Wenn man an den Boards und Foren ein bisschen herumgekommen ist, erlebt man mit, wie sich ein anfaengliches Chaos so allmaehlich gestaltet und es kommen ungeschriebene Regeln zustande, die eventuell tatsaechlich nicht mit jeder Konfession kompatibel sind. So erlebte ich einmal eine heftige Diskussion darueber, ob man einem Menschen, dem G"TT ein Vater ist, diesen unbegrenzt beschimpfen darf - es gipfelte zum Einen darin, dass der Diskussions-Sieger sagte: Man duerfe nur nicht diesen Menschen selbst beleidigen, aber ueber alles, was der schaetzt und liebt, sagen, was man will - die muessten sich schon selber melden wenn es die beleidige, und das auch nur, wenn man es ihnen direkt sage ... - stutz.
Der als bekennender Agnostiker (der theoretisch keinen G=tt akzeptiert), dachte vermutlich, dass er /sie damit fein-raus sei, denn er / sie glaubte ja sowieso nicht an G"TT - also wie sollte Dieser sich melden und eine Klage erheben? - er ist nichtmal gegen G"TT oder G=tter - das waere schon zuviel der Muehe, also ist nicht etwa ein militanter Atheist - sondern hat lediglich beschlossen, ueber den Bereich ueberhaupt nichts zu denken.
Juden, Christen und Muslime wiederum stehn dazu, soziale Wesen zu sein, solidarisch und anfassbar ueber andere Mitglieder ihrer Gemeinschaften, und sehen in diesen ein Schild, das sich schuetzend um ihr Heiliges stellt, und der Urheber des Heiligen ist G"TT. Sie dispensieren sich um Seinetwillen nicht von ihren Glaubensbruedern und nicht von den Menschen insgesamt, so schwer das manchmal auch auf sie zurueckfallen mag. Also sind sie persoenlich verletzt und verletzbar, wenn man G"TT oder die Mitmenschen schlechtmacht. Das ist bio-logisch sogar normaler. Der Mensch bringt sich ja nicht allein zur Welt, also faengt jeder religioes damit an, schon in einer Bindung zu stehen.
"Wenn man den Herrn meint, tritt man den Hund" - heisst es ganz soziologisch korrekt beobachtet. Also das gilt auch, wenn das, was der Mensch zu sich im Wesentlichsten zaehlt, weitaus hoeher steht als einem Menschen sein Hund. Man lobt und streichelt auch den Hund, wenn man dessen Frauchen meint, und es wird so verstanden und akzeptiert. Es ist noch nicht "zu weit gegangen", sondern "naeher dran": noch kann man sich auf beiden Seiten um_entscheiden und Distanz herstellen und hat damit noch keinen gekraenkt.
Manche benutzen ihren Glauben als solchen "Hund", was man aber nicht tun sollte, wenn er einem heilig ist. Sollte dann naemlich jemand den "Hund" treten wollen, traefe er das, was einem heiliger sein sollte als das eigene Glueck und Leben, damit es auch traegt und weil es so ist.
Das was sich in der Internet-"Religion" zeitweise schon abzeichnet, ist, dass man ja vorteilhafter anonym ist und mit einem Namen antritt, zu dem man nicht stehen muss, wenn es brenzlig wird - das erlaubt eigentlich wieder, das Heilige besser zu hueten. Es tritt aber trotzdem das Phaenomen auf, dass sich Leute offline zu einer Konfession halten - aber sich online vorweg-erstmal davon distanzieren - man trifft das wesentlich haeufiger an als das Gegenteil.
Wir koennen hier also online etwas vom Menschen hinzulernen, was uns offline vielleicht niemals aufgefallen waere: angesichts des Unbekannten gehen Menschen sehr vorsichtig mit Bekenntnissen um. Man selbst ist ja anonym, aber die andern doch auch. Da prueft man vorher, ehe man sich bindet - von Natur aus, offensichtlich. Der Online-Name, den man sich verlieh, etspricht einer Rolle, die man zu spielen anhebt. Wir haben daher Screens ganz verschiedener Art: Manche gleich ein Programm oder ein Hinweis, andere wirken wie richtige Eigennamen - was sie keinesfalls zu sein brauchen - manche vertauschen ihr Geschlecht - andere tragen es vor, all das, ehe sie sonst irgendetwas sagen. Mir war als erstes passiert, dass ich um des Erkennungswerts willen meinen einstigen harmlosen Schul-Spitznamen als erstes probierte - ups, ich wusste ja nicht, dass das heutzutage ein ziemlich anzueglicher Screen waere. Seitdem probier ich neue Sreeens erstmal mit Google, was denn noch so heisst. Einmal erfuhr ich, dass ein mikronesischer Vogel so heisst, der sah ganz nett aus, also den kann man nehmen.
Religionen haben es an sich, dass ihre Mitglieder eigene neue Namen annehmen oder bekommen, also das wird vom Internet ja technisch beguenstigt. Damit hat man also eine Art Rolle als Vorgabe und wird dann in der Praxis online sehen, ob sich die sinnvoll durchhalten laesst, das kann eines Menschen Chance sein, die er offline nie hatte. Hier redet tatsaechlich erstmal Geist zu Geist, fast ohne Attribute.
Ich meine, wenn Du hier "alle Religionen" formuliertest, so bezieht sich das auf 1 Religion, diese hier.
Was meinst Du? Kann man das so definieren?
mfG WiT :.)
Zitat:Und etwas haben doch alle Religionen gemeinsam: den Glauben an eine höhere Macht. Den Glauben, das wir nicht irgendein Zufallsprodukt sind, sondern geschaffen wurden. Das ein Plan dahinter steckt.
- ich fuerchte, das siehst Du zu optimistisch. "Religion" besagt eigentlich nur Verbindung, Leute, die sich in einer Meinung verbinden, und sei es nur fuer eine ghemeinsame Ebene zum Meinungs-Austausch - insofern sind auch wir hier zusammen eine "Religion", naemlich wir moechten miteinander sprechen ueber das was wir glauben bzw.nicht glauben koennen oder moechten.
In der Hinsicht gibt es aber auch Anhaenger ganz gegenteiliger Religion, die gleich gar nicht hierher kaemen, weil sie naemlich nicht darueber sprechen moechten, was sie glauben.
Ich spreche differenzierend von Konfessionen =Bekenntnissen, weil das nicht zugleich auch eine Bindung bedeuten muss. Mein Forum heisst also interConfessio, interkonfessionell - was man im Internet kaum jemals hoert, waehrend das, was wir tun, meistens interreligioes genannt wird. Es kann ja einer Bindungen auf mehreren Ebenen haben und daher Mitglied in zwei und mehr Vereinigungen sein, es kann aber auch jemand "zwischen zwei Stuehlen sitzen" d.h.von beiden Seiten zaehlt sich niemand zu ihm /ihr, obgleich dieser sich zu beiden bekennt.
Eine Art Regel gibt es ja, dass man Heiliges zerreden kann und dass durch ueber-etwas-Reden dessen Charme und Einzigartigkeit zur Verfuegung gestellt werden koennte und sich verringert - es entmystifiziert, was gut ist, wenn man sich vor Boesem bis zur Handlungs-Unfaehigkeit fuerchtet, es wird durch drueber Reden kleiner - dann tut das gut.
Wenn man aber ebenso ueber geliebte Menschen zu fachsimpeln beginnt, werden sie haesslich und gleichgueltig oder man mag es am Ende nicht mehr mit denen, ud das tut uns nicht gut - ich denke, das ist die Ursache unserer heutigen Flucht aus fast allen Bindungen hinaus - man bildet zum "Abnabeln" fluechtige neue Bindungen und kommt nicht zurueck in die einstige Selbstverstaendlichkeit, Leute so wie sie sind, zu akzeptieren und zu respektieren.
Von "allen" Religionen kann man es also nicht sagen, was Du formuliertest, denn es gibt sogar anerkannte Religions-Gemeinschaften, die gar keinen G=tt bekennen und weder Regeln noch Ritus besitzen und all das auch nicht haben wollen - so sind die Zeiten. Dazu kommen noch religioes oder philosophisch Interessierte, die gar nicht erst anerkannte Religions-Gemeinschaften werden wollen, um sich ja nicht mit wem zu verbinden, der sie morgen enttaeuschen oder verraten koennte.
Was Du sagtest, kann man mit Einschraenkung von dem gegenwaertig hier am Bord diskutierenden Kreis Mitgliedern der Hochreligionen sagen: eine Art gemeinsamer Nenner. Aber schon der europaeische Buddhist koennte einwenden, dass er / sie kein hoeheres Wesen erkennt als sich selbst. Der asiatische Buddhist, der Laotse-Taoist und der Hindu wuesste wiederum von so vielen, dass es fast so ist wie keiner - verglichen mit Judentum, Christen und Muslimen, denen DER EINE ganz unverfuegbar unentbehrlich ist, die notwendigerweise das "Hoehere Wesen" ihres Lebens nicht grad selbst und je fuer sich sein wollen.
Wenn man an den Boards und Foren ein bisschen herumgekommen ist, erlebt man mit, wie sich ein anfaengliches Chaos so allmaehlich gestaltet und es kommen ungeschriebene Regeln zustande, die eventuell tatsaechlich nicht mit jeder Konfession kompatibel sind. So erlebte ich einmal eine heftige Diskussion darueber, ob man einem Menschen, dem G"TT ein Vater ist, diesen unbegrenzt beschimpfen darf - es gipfelte zum Einen darin, dass der Diskussions-Sieger sagte: Man duerfe nur nicht diesen Menschen selbst beleidigen, aber ueber alles, was der schaetzt und liebt, sagen, was man will - die muessten sich schon selber melden wenn es die beleidige, und das auch nur, wenn man es ihnen direkt sage ... - stutz.
Der als bekennender Agnostiker (der theoretisch keinen G=tt akzeptiert), dachte vermutlich, dass er /sie damit fein-raus sei, denn er / sie glaubte ja sowieso nicht an G"TT - also wie sollte Dieser sich melden und eine Klage erheben? - er ist nichtmal gegen G"TT oder G=tter - das waere schon zuviel der Muehe, also ist nicht etwa ein militanter Atheist - sondern hat lediglich beschlossen, ueber den Bereich ueberhaupt nichts zu denken.
Juden, Christen und Muslime wiederum stehn dazu, soziale Wesen zu sein, solidarisch und anfassbar ueber andere Mitglieder ihrer Gemeinschaften, und sehen in diesen ein Schild, das sich schuetzend um ihr Heiliges stellt, und der Urheber des Heiligen ist G"TT. Sie dispensieren sich um Seinetwillen nicht von ihren Glaubensbruedern und nicht von den Menschen insgesamt, so schwer das manchmal auch auf sie zurueckfallen mag. Also sind sie persoenlich verletzt und verletzbar, wenn man G"TT oder die Mitmenschen schlechtmacht. Das ist bio-logisch sogar normaler. Der Mensch bringt sich ja nicht allein zur Welt, also faengt jeder religioes damit an, schon in einer Bindung zu stehen.
"Wenn man den Herrn meint, tritt man den Hund" - heisst es ganz soziologisch korrekt beobachtet. Also das gilt auch, wenn das, was der Mensch zu sich im Wesentlichsten zaehlt, weitaus hoeher steht als einem Menschen sein Hund. Man lobt und streichelt auch den Hund, wenn man dessen Frauchen meint, und es wird so verstanden und akzeptiert. Es ist noch nicht "zu weit gegangen", sondern "naeher dran": noch kann man sich auf beiden Seiten um_entscheiden und Distanz herstellen und hat damit noch keinen gekraenkt.
Manche benutzen ihren Glauben als solchen "Hund", was man aber nicht tun sollte, wenn er einem heilig ist. Sollte dann naemlich jemand den "Hund" treten wollen, traefe er das, was einem heiliger sein sollte als das eigene Glueck und Leben, damit es auch traegt und weil es so ist.
Das was sich in der Internet-"Religion" zeitweise schon abzeichnet, ist, dass man ja vorteilhafter anonym ist und mit einem Namen antritt, zu dem man nicht stehen muss, wenn es brenzlig wird - das erlaubt eigentlich wieder, das Heilige besser zu hueten. Es tritt aber trotzdem das Phaenomen auf, dass sich Leute offline zu einer Konfession halten - aber sich online vorweg-erstmal davon distanzieren - man trifft das wesentlich haeufiger an als das Gegenteil.
Wir koennen hier also online etwas vom Menschen hinzulernen, was uns offline vielleicht niemals aufgefallen waere: angesichts des Unbekannten gehen Menschen sehr vorsichtig mit Bekenntnissen um. Man selbst ist ja anonym, aber die andern doch auch. Da prueft man vorher, ehe man sich bindet - von Natur aus, offensichtlich. Der Online-Name, den man sich verlieh, etspricht einer Rolle, die man zu spielen anhebt. Wir haben daher Screens ganz verschiedener Art: Manche gleich ein Programm oder ein Hinweis, andere wirken wie richtige Eigennamen - was sie keinesfalls zu sein brauchen - manche vertauschen ihr Geschlecht - andere tragen es vor, all das, ehe sie sonst irgendetwas sagen. Mir war als erstes passiert, dass ich um des Erkennungswerts willen meinen einstigen harmlosen Schul-Spitznamen als erstes probierte - ups, ich wusste ja nicht, dass das heutzutage ein ziemlich anzueglicher Screen waere. Seitdem probier ich neue Sreeens erstmal mit Google, was denn noch so heisst. Einmal erfuhr ich, dass ein mikronesischer Vogel so heisst, der sah ganz nett aus, also den kann man nehmen.
Religionen haben es an sich, dass ihre Mitglieder eigene neue Namen annehmen oder bekommen, also das wird vom Internet ja technisch beguenstigt. Damit hat man also eine Art Rolle als Vorgabe und wird dann in der Praxis online sehen, ob sich die sinnvoll durchhalten laesst, das kann eines Menschen Chance sein, die er offline nie hatte. Hier redet tatsaechlich erstmal Geist zu Geist, fast ohne Attribute.
Ich meine, wenn Du hier "alle Religionen" formuliertest, so bezieht sich das auf 1 Religion, diese hier.
Was meinst Du? Kann man das so definieren?
mfG WiT :.)
