01-08-2004, 00:07
Hallo EinerVonVielen,
du hast Recht, was die Sache mit Galilei angeht: Der Kirche (also der staatlichen Macht- und Kontrollinstanz zu ihrer Zeit) ging es um Erhalt einer zentralen Stelle in der Welt. Dies hatte ich vorsichtig ausgedrückt als schuldhaftes Verwechseln der Erkenntnis-Ebenen.
Wenn dieses Fehlverhalten und Missverstehen der Religion dein Kritikpunkt sein sollte - dann habeas! Ich stimme dir voll zu. Ich stimme dir weiter zu, dass dies nicht nur die Vergangenheit betrifft. Die tiefere Ursache solcher Fehler ist immer wieder das Machtkalkül und die Dummheit. Heutzutage zweifelt keine ernst zu nehmende Kirche die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse an. Das Gegenteil ist der Fall: Die Implikationen neuer Erkenntisse sind einerseits gut für eine neue Weltsicht, andererseits darf man aber auch die Gefahren nicht übersehen. Wie sollen wir Menschen mit Erkenntnissen (und der Fähigkeit, sie zu gewinnen) umgehen? Das möchte ich nun wirklich nicht in die Hände der Interessenvertreter gelegt wissen.
Ich persönlich kann mir keine Welt vorstellen, die komplett ohne eine solche Grundannahme auskommt. Für mich würde damit jeder Sinn, jeder Wert verschwinden. In dem Augenblick werden alle Grundaussagen, die man machen kann, vollkommen gleichwertig = gleichgültig. Lies mal bei Nietzsche über die Umwertung aller Werte nach, dann weißt du, wie schemenhaft dadurch unsere Wertvorstellungen werden.
du hast Recht, was die Sache mit Galilei angeht: Der Kirche (also der staatlichen Macht- und Kontrollinstanz zu ihrer Zeit) ging es um Erhalt einer zentralen Stelle in der Welt. Dies hatte ich vorsichtig ausgedrückt als schuldhaftes Verwechseln der Erkenntnis-Ebenen.
Wenn dieses Fehlverhalten und Missverstehen der Religion dein Kritikpunkt sein sollte - dann habeas! Ich stimme dir voll zu. Ich stimme dir weiter zu, dass dies nicht nur die Vergangenheit betrifft. Die tiefere Ursache solcher Fehler ist immer wieder das Machtkalkül und die Dummheit. Heutzutage zweifelt keine ernst zu nehmende Kirche die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse an. Das Gegenteil ist der Fall: Die Implikationen neuer Erkenntisse sind einerseits gut für eine neue Weltsicht, andererseits darf man aber auch die Gefahren nicht übersehen. Wie sollen wir Menschen mit Erkenntnissen (und der Fähigkeit, sie zu gewinnen) umgehen? Das möchte ich nun wirklich nicht in die Hände der Interessenvertreter gelegt wissen.
EinerVonVielen schrieb:Trotzdem beansprucht jede Religion doch ihre Wahrhaftigkeit. Wenn das nicht so wäre, dann wäre eine Abmachung doch unsinnig.Die Abmachungen sind Ergebnis eines historischen Prozesses, zu dem was man im sozialen Miteinander tut. Sie sind gesellschaftserhaltend - bei den Israeliten: volkserhaltend. Diese Abmachungen sind so verschieden auch gar nicht, solange man sie nicht missbraucht. Das Bekenntnis zu Gott ist keine Frage seiner Existenz (auch so ein dummer Fehler). Das Bekenntnis zu Gott ist eine implizite Abmachung unter Gläubigen. Die Früchte einer solchen Abmachung sind Legion: Leben bejahen und erhalten, Gerechtigkeit walten lassen, Wissen, dass Krieg nicht sein soll (Tötungsverbot) und schließlich die subtile Steigerung zur Nächten- und Feindesliebe. Man beachte auch die strukturellen Ideen z.B. zur Wohlfahrt, zur Hospizbewegung, zum Rettungsdienst.
Wer hat denn nun recht? Warum hat denn Gott mit verschiedenen Gemeinschaften verschiedene Abmachungen getroffen?
Und wenn er das gemacht hat, sind dann alle Abmachung nicht sinnlos?
Können diese Abmachungen nicht menschliche Produkte sein um ein Zusammenleben einer Gemeinschaft zu lenken und zu sichern? So wie das Grundgesetz? Braucht man denn dann noch die Existenz eines Gottes?
EinerVonVielen schrieb:Ich kann mich nur wiederholen. Das Stehen Gottes über den Naturgesetzen ist ein Mittel um die Wahrhaftigkeit seiner Religion Andersgläubigen nahe zulegen. Es verbreitet Respekt und Angst und ist für mich ein Zeichen von menschlicher Eitelkeit und Arroganz.Wenn dies jemand so behauptet - daran zweifle ich - dann handelt es sich um jemand, der mal wieder die Erkenntnisebenen verwechselt. Die menschliche Vorstellung eines Schöpfers, der Verantwortlichkeit verlangt, gebend durch die Folgen der Gerechtigkeit usw., ist unvollständig, vorläufig, zeitlich begrenzt und zugeschnitten auf die Lebensverhältnisse hier auf Erden. Diese Unvollständigkeit ist die Ursache für verschiedene Religionen.
Ich persönlich kann mir keine Welt vorstellen, die komplett ohne eine solche Grundannahme auskommt. Für mich würde damit jeder Sinn, jeder Wert verschwinden. In dem Augenblick werden alle Grundaussagen, die man machen kann, vollkommen gleichwertig = gleichgültig. Lies mal bei Nietzsche über die Umwertung aller Werte nach, dann weißt du, wie schemenhaft dadurch unsere Wertvorstellungen werden.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard