24-09-2010, 15:03
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24-09-2010, 15:04 von Franziskus.)
T. Logemann, Du redest nicht zum Thema. Es geht in diesem Lied nicht um einen Menschen, der an der Bildungsreform und dem vermeintlichen Leistungsdruck scheitert,- letzterer ist auch nur im Feuilleton zu lesen, nicht aber auf den Haupt- und Gesamtschulen dieses Landes zu finden, wo leider regelmäßig leistungsfähige Kinder zugunsten von Bis-zum-Geht-nicht-mehr geförderten "lernschwachen" Kindern aus "bildungsfernen" Schichten, wie es so schön heißt, untergehen. In der Regel sind es übrigens auch leistungsfähige Kinder, die in einem an den "lernschwachen" Kindern orientierten System komplett untergehen und von jenen gemobbt werden, die am Ende Amok laufen. Aber all dies behandelt dieser Liedtext nicht. Es findet keine kritische Auseinandersetzung statt, sondern eine Glorifizierung einer solchen Tat im Sinne eines plumpen Rachegedankens - Auge um Auge, Zahn um Zahn, ein Amoklauf ist eine wundervolle Sache, um es den gemeingefährlichen Lehrern heimzuzahlen! Das ist keine Auseinandersetzung mit all den Dingen, die Du beschrieben hast - das ist fast schon die Implementierung eines Sündenbocks.
Ich tue mir zwar generell sehr schwer mit Zensur und bin auch im Allgemeinen eher gegen Indizierungen - aber grundsätzlich kann ich nachvollziehen, dass sich Menschen über einen solchen Liedtext aufregen. Das Problem ist die grundsätzliche Legitimation und Glorifizierung einer solchen Tat, der Darstellung des Amokläufers als Racheengel, der gewissermaßen eine Rechnung begleicht, was auch melodisch eher stimmungsvoll und feierlich dargestellt wird, als wäre dies ein problemorientiertes Verhalten. Ich glaube kaum, dass ein solches Lied einen Amoklauf begünstigt; aber wenn es Teil der Popkultur ist, dann führt es selbstverständlich dazu, dass er auch in das Kopfkino der Kinder die es hören übergeht - und das auch bei Banalitäten, z.B. wenn ein Lehrer den Schüler an die Tafel kommen lässt, was jener als ungerecht empfindet. In der heutigen Zeit, da jeder schon "gemobbt" wird, wenn man ihn nur schief ansieht, kann so etwas leicht in eine Opferrolle führen. (Wohl bemerkt: Eher weniger zum Amoklauf, aber es zementiert auch das Bild des Lehrers als Sündenbock der Nation, der stellvertretend für versagende Eltern und überforderte Politiker als Hassobjekt herhalten muss).
Ich tue mir zwar generell sehr schwer mit Zensur und bin auch im Allgemeinen eher gegen Indizierungen - aber grundsätzlich kann ich nachvollziehen, dass sich Menschen über einen solchen Liedtext aufregen. Das Problem ist die grundsätzliche Legitimation und Glorifizierung einer solchen Tat, der Darstellung des Amokläufers als Racheengel, der gewissermaßen eine Rechnung begleicht, was auch melodisch eher stimmungsvoll und feierlich dargestellt wird, als wäre dies ein problemorientiertes Verhalten. Ich glaube kaum, dass ein solches Lied einen Amoklauf begünstigt; aber wenn es Teil der Popkultur ist, dann führt es selbstverständlich dazu, dass er auch in das Kopfkino der Kinder die es hören übergeht - und das auch bei Banalitäten, z.B. wenn ein Lehrer den Schüler an die Tafel kommen lässt, was jener als ungerecht empfindet. In der heutigen Zeit, da jeder schon "gemobbt" wird, wenn man ihn nur schief ansieht, kann so etwas leicht in eine Opferrolle führen. (Wohl bemerkt: Eher weniger zum Amoklauf, aber es zementiert auch das Bild des Lehrers als Sündenbock der Nation, der stellvertretend für versagende Eltern und überforderte Politiker als Hassobjekt herhalten muss).
“I love to play with kids; they’re easy to cheat and fun to beat.” –Fran Lebowitz