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LXX und NT
#3
(31-08-2010, 08:50)hgp schrieb:
(16-08-2010, 21:24)Bion schrieb: In den christlichen Handschriften zur LXX vertritt κύριος das Tetragramm 6156mal (nach ThWNT 3, 1057). Hingegen liegen nur wenige vorchristlich-jüdische Handschriften vor (zB Ägypten, Papyrus Fouad 266; Palästina, 8Hev XII gr.; 4QLev(b)), die das Tetragramm in (alt-)hebräischer, aramäischer Sprache oder in griechischer Transliteration wiedergeben.
Der springende Punkt dabei ist, dass bis zum zweiten JH KEINE Handschrift das Tetragrammaton durch κύριος ersetzt. Und als älteste Handschriften haben diese "wenigen" natürlich ein besonderes Gewicht, da sie einheitlich eine andere Wiedergabe enthalten als die jüngeren HSS.

Eine Frage der Bewertung von Indizien, die bei mir zu einem anderen Ergebnis führt.

(31-08-2010, 08:50)hgp schrieb:
(16-08-2010, 21:24)Bion schrieb: Aus Kommentaren von Philon geht hervor, dass er das Tetragramm als κύριος zumindest zu lesen gewohnt war.
Welche Relevanz siehst du in diesem Sachverhalt?

Dass Philon, der, wie wir beide wissen, im 1. Jh. nC wirkte, wenn er aus der LXX zitiert, κύριος (anstelle des Tetragramms) verwendet (De Abahamo 121; De mutatione nominum 18-24; De plantatione 85-90), also es so im Text vorgefunden haben muss.

(31-08-2010, 08:50)hgp schrieb:
(16-08-2010, 21:24)Bion schrieb: Da die in Fragmenten aufgefundenen jüdischen Texte zur Archaisierung neigen, ist fraglich, ob diese tatsächlich den ältesten LXX-Text bezeugen.
Was meinst du mit "Archaisierung"?

F. Dunand äußerte die Meinung, in den Fragmenten (Papyrus Fouad 266 und anderen) seien Ausdrücke gezielt so gebraucht, dass sie den Anschein der Ursprünglichkeit erwecken sollten. Er nennt das "gezielte Archaisierung" der Texte.

Françoise Dunand: Papyrus Grecs Bibliques (Papyrus F. Inv. 266). Volumina de la Genèse et du Deutéronome. L'Institut Francais d'Archéologie Orientale. Recherches d'archéologie, de philologie, et d'histoire 27 (1966).

hgp schrieb:Welche Argumente haben die Experten, die meinen, dass die vorhandenen Handschriften nicht den Text enthalten, der im 1.JH allgemein verwendet wurde?

Dazu:

Albert Pietersma, "Kyrios or Tetragram: A Renewed Quest for the Original LXX, De Septuaginta. Studies in Honour of John William Wevers on this Sixty-fifth Birthday, Benben Publications, Mississauga 1984, 85-110.

Martin Rösel, Die Übersetzung der Gottesnamen in der Genesis-Septuaginta, in: Ernten, was man sät. FS Klaus Koch, hg. v. D. R. Daniels u.a., Neukirchen 1991, 357-377.

Hubert Frankemölle, Frühjudentum und Urchristentum, Stuttgart 2006, 176-179.


hgp schrieb:
(16-08-2010, 21:24)Bion schrieb: In den Grundtexten zum NT kommt das Tetragramm jedenfalls nicht vor. Es ist auch nicht einsichtig, dass es irgendwo hätte gestanden haben müssen.
Ich weiß, nicht, was dir einsichtig ist. Für mich gibt es eine ganze Reihe Stellen, an denen der überlieferte Text gerade durch die Verwendung von κύριος unklar wird. Und wenn die LXX im 1.JH das Tetragrammaton enthielt ist es überraschend, warum die Judenchristn diese Texte beim Zitieren verändern sollten.

Tatsache ist: es gibt in den Grundtexten zum NT kein Beispiel, das Deine These stützen könnte.

hgp schrieb:
(16-08-2010, 21:24)Bion schrieb: Als Gottesbezeichnung wurde vornehmlich θεός und κύριος (aber auch anderes) verwendet, κύριος auch als Herrschafts- und Christustitel.
Diese Aussage setzt voraus, dass bestimmte Erklärungsmodelle des Handschriftenbefundes (nämlich genau das von mir genannte) von vornherein aus der Diskussion ausgeschlossen werden.

Was heißt, von der Diskussion ausschließen?

Du hast Dein Erklärungsmodell vorgetragen. Ich bewerte die Zusammenhänge anders. Insbesondere solche Dinge lassen doch genügend Spielraum für Mehrheits- und Minderheitsmeinung offen.

In religions-, theologie-, textgeschichtlichen (etc.) Fragen sind doch Meinungsverschiedenheiten eher die Regel als die Ausnahme.
MfG B.
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