29-08-2010, 22:25
(29-08-2010, 10:11)Bion schrieb: Ist die Hybris mancher "Vertreter" abrahamitischer Religionen, das eigene religiös-philosophische Denken "über alles andere" zu stellen, gerechtfertigt oder kommt solche Überheblichkeit nur zustande, weil "das andere" nur unzureichend bekannt ist, es oft nur - durch polemisch untersetzte Interpretation entstellt - verzerrt wahrgenommen wird?
(29-08-2010, 12:50)petronius schrieb: keine rechtfertigung, aber eine erklärung: unser abendländisches denken ist nun mal geprägt durch eine lange tradition des christlichen monotheismus, welche zwar ihrerseits antikes gedankengut vornehmlich der griechischen denkkultur aufgenommen, adaptiert und transformiert, dies aber eher verschwiegen bzw. kaschiert hat. andere denkweisen anzuerkennen und zuzulassen ist uns historisch unvertraut - die idee eines unvoreingenommen pluralismus der kulturen wie der philosophischen traditionen ist eine entwicklung der jüngeren zeit. naturgemäß tun sich konservative gemüter schwer damit, umso mehr, als das natürlich auch am eigenen ego der kulturphilosphischen überlegenheit kratztIch stimme der Erklärung von Petronius durchaus zu, sehe dieses Verhalten aber weniger emotional. Ob da etwas an meinem Ego kratzt, ist mir herzlich gleichgültig. Generell richtig ist die Feststellung, dass Fremdes zunächst einmal Angst erzeugt. Es ist ja nicht einfach so, dass Bücher- und Zeitschriften, Radio und Fernsehen aus dem kulturellen Nachbarkosmos berichten. Die Konfrontation findet ja unter menschlichen Gruppen statt, die einander fremd sind - und damit in Frontstellung, wenn man dem erzieherisch nicht entgegen wirkt.
den anschein letzterer aufrechtzuerhalten fällt umso leichter (stichwort: selbstbetrug), wenn man das fremde erst gar nicht näher kennenlernt
In unserer (evangelichen) Gemeinde wird dies durch bewusst herbei geführte Begegnungen zu beidseits interessierenden Themen betrieben. Begleitet werden diese Begegnungen durch jeweils eigene, vorbereitende Gesprächskreise, die sich mit den religiösen Vorstellungen des jeweils anderen beschäftigen. Lokal sind diese Bemühungen durchaus erfolgreich.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard