24-08-2010, 07:17
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 24-08-2010, 07:18 von Franziskus.)
@alwin:
Um ehrlich zu sein, finde ich den Kindergarten, den Du hier veranstaltest wenig erheiternd. Dieses Thema ist m.E. ein außerordentlich ernsthaftes und der Zustande bzgl. des Wertes der Arbeit in dieser Republik ist in der Tat besorgniserregend; ich halte es für unangemessen, dass Du hier Deine persönlichen Abneigungen vehement versuchst, in dieses Thema zu ziehen und sachlich falsche Aussagen unterstellst (Beitrag 92), wo keine zu finden sind. Ich stelle fest, dass Dir das Thema vollkommen egal ist; Hauptsache, man hat sich mal wieder an jemanden gerieben, dessen Diskussionsstil man nicht leiden kann. Wirklich, genial.
@petronius:
Die wenigsten Dinge sind nur böse und schlecht. Das wollte ich in meinem Beitrag auch nicht unterstellen. Zeitarbeit funktioniert in einigen anderen Ländern ziemlich gut. In der Schweiz z.B. wird die Temporärarbeit genauso entlohnt wie die Arbeit der festangestellten Mitarbeiter. Auch wird in den Niederlanden immerhin der Mindestlohn gezahlt.
Ich glaube, und das sage ich mit etwas Bedacht, da es leider aufgrund Deiner Diskussionsführung nicht möglich ist, mit Dir die Entwicklungen solcher Tragweite auf Augenhöhe zu besprechen - was ich im Übrigen außerordentlich schade finde, da Du meiner Beobachtung nach ein bereichernder Gesprächspartner sein kannst, wenn Du den advocatus diaboli einige Zeit weglässt - dass einer der Hauptgründe für die heutige Misere in dem allgemeinen Werteverlust der Arbeit liegt. Die Sozialreformen der letzten Jahre haben meiner Beobachtung nach tendentiell eher dazu geführt, dass die Arbeit an finanziellen Wert einerseits (was ja in diesem Jahre zumindest erstmals auch statistisch belegt wurde), andererseits aber vor allem ideell geführt hat. Platt gesagt: Wir befinden uns in einer "Rette sich wer kann"-Gesellschaft. Fast tagtäglich (nach der Wirtschaftskrise) wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben bzgl. irgendwelcher schlecht arbeitenden Manager, die ihre Unternehmen in den Sand setzen, und keinerlei Selektion befürchten müssen. Durch die sicherlich einerseits notwendige Bankenrettung (die mangelnde Konsequenz daraus ist allerdings nicht notwendig), kommt bei den Leuten vermehrt an, dass nur die Findigen und Trickreichen entlohnt werden, und je mehr sie in der Lage sind, das System zu beherrschen, desto weniger müssen sie die Konsequenzen ihres unvernünftigen und für den Konzern tötlichen Verhaltens tragen.
Darüber hinaus wird den Leuten ein Zerrbild des Hartz IV-Empfängers gezeichnet, (oftmals in sog. "Doku-Soaps" von Laiendarstellern auf Anweisung oder auch de facto Erpressung mit dem Knebelvertrag gespielt) damit sie einen Sündenbock haben, auf den sie all ihren entstandenen Frust übertragen können.
Wenn man heute mit Jugendlichen über ihre Perspektiven spricht, sagen sie einem häufig, dass sie keine Ausbildung machen wollen, da sie ja dann ein "Opfer" wären. Vorbilder sind Rapper, Superstars und mittlerweile auch immer mehr Leute wie Madoff und Zumwinkel. Menschen die "die Welt ficken, und niemand kann was dagegen tun".
Wir haben Jahre lang eine Klientelpolitik sondergleichen erlebt, und nach der Wirtschaftskrise gelernt, dass schlecht hauswirtschaftende Großkonzerne gar nichts bis wenig zu befürchten haben, dass es für sie immer noch eine Möglichkeit gibt, sich Konsequenzen zu entziehen. Gleichzeitig leben wir in einer zwangsweise feststehenden Geiz-ist-geil-Gesellschaft, in der die großen Filialen einer Handelskette, die sich in einer de facto Oligopolsituation befinden, die Löhne drücken und sich keinen Qualitäts- und Innovations-, sondern einen Preiskampf liefern, und sich gleichzeitig ihre Kunden (namentlich die eigenen Mitarbeiter) selbst erschaffen. Das hat u.a. dazu geführt, dass der ideelle Wert der Arbeit gesunken ist. Ein Arbeiter ist heutzutage weniger wert als noch vor 10 Jahren, eine Ausbildung wird (obschon jene ja auch eher Seltenheitswert haben) von einer wachsenden Zahl von Jugendlichen als ein Abstieg betrachtet, und der einzige verbliebende Sündenbock, auf den jeder einmal draufhauen kann, ist der HartzIV-Empfänger generell (der ja generell ein fauler Hund ist), und der Sozialbetrüger im Speziellen, derer ja so viele sind - zumindest gefühlt.
In dem Kontext dieser unterschiedlichen Entwicklungen (die ich nur ganz vage angeschnitten habe), muss man auch diese Maßnahmen betrachten. Selbst losgelöst von all den unguten gesellschaftlichen Zusammenhängen bleibt hier immer noch die Zwangsarbeit, der sich diese Leute aussetzen müssen. Außerdem gilt hierzulande die Zeitarbeit, anders als bsplw. in der Schweiz, als ein Lebenslaufkiller. Auch das ist etwas, das man nicht außer Acht lassen darf. Die HartzIV-Gesetze sind allenfalls dazu geeignet, Potential auf Dauer richtig totzuschlagen, anstatt vernunftbegabte Fördermaßnahmen vorzunehmen. Brüderle will ja jetzt schon Facharbeiter aus dem Auslande rekrutieren - und das bei einer relativ hohen Arbeitslosigkeit und genügend Potential im Inland. Wunderbar.
Um ehrlich zu sein, finde ich den Kindergarten, den Du hier veranstaltest wenig erheiternd. Dieses Thema ist m.E. ein außerordentlich ernsthaftes und der Zustande bzgl. des Wertes der Arbeit in dieser Republik ist in der Tat besorgniserregend; ich halte es für unangemessen, dass Du hier Deine persönlichen Abneigungen vehement versuchst, in dieses Thema zu ziehen und sachlich falsche Aussagen unterstellst (Beitrag 92), wo keine zu finden sind. Ich stelle fest, dass Dir das Thema vollkommen egal ist; Hauptsache, man hat sich mal wieder an jemanden gerieben, dessen Diskussionsstil man nicht leiden kann. Wirklich, genial.
@petronius:
Zitat: leiharbeit/zeitarbeit ist sicher nicht per se des teufels, nur um das mal klarzustellen.
Die wenigsten Dinge sind nur böse und schlecht. Das wollte ich in meinem Beitrag auch nicht unterstellen. Zeitarbeit funktioniert in einigen anderen Ländern ziemlich gut. In der Schweiz z.B. wird die Temporärarbeit genauso entlohnt wie die Arbeit der festangestellten Mitarbeiter. Auch wird in den Niederlanden immerhin der Mindestlohn gezahlt.
Ich glaube, und das sage ich mit etwas Bedacht, da es leider aufgrund Deiner Diskussionsführung nicht möglich ist, mit Dir die Entwicklungen solcher Tragweite auf Augenhöhe zu besprechen - was ich im Übrigen außerordentlich schade finde, da Du meiner Beobachtung nach ein bereichernder Gesprächspartner sein kannst, wenn Du den advocatus diaboli einige Zeit weglässt - dass einer der Hauptgründe für die heutige Misere in dem allgemeinen Werteverlust der Arbeit liegt. Die Sozialreformen der letzten Jahre haben meiner Beobachtung nach tendentiell eher dazu geführt, dass die Arbeit an finanziellen Wert einerseits (was ja in diesem Jahre zumindest erstmals auch statistisch belegt wurde), andererseits aber vor allem ideell geführt hat. Platt gesagt: Wir befinden uns in einer "Rette sich wer kann"-Gesellschaft. Fast tagtäglich (nach der Wirtschaftskrise) wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben bzgl. irgendwelcher schlecht arbeitenden Manager, die ihre Unternehmen in den Sand setzen, und keinerlei Selektion befürchten müssen. Durch die sicherlich einerseits notwendige Bankenrettung (die mangelnde Konsequenz daraus ist allerdings nicht notwendig), kommt bei den Leuten vermehrt an, dass nur die Findigen und Trickreichen entlohnt werden, und je mehr sie in der Lage sind, das System zu beherrschen, desto weniger müssen sie die Konsequenzen ihres unvernünftigen und für den Konzern tötlichen Verhaltens tragen.
Darüber hinaus wird den Leuten ein Zerrbild des Hartz IV-Empfängers gezeichnet, (oftmals in sog. "Doku-Soaps" von Laiendarstellern auf Anweisung oder auch de facto Erpressung mit dem Knebelvertrag gespielt) damit sie einen Sündenbock haben, auf den sie all ihren entstandenen Frust übertragen können.
Wenn man heute mit Jugendlichen über ihre Perspektiven spricht, sagen sie einem häufig, dass sie keine Ausbildung machen wollen, da sie ja dann ein "Opfer" wären. Vorbilder sind Rapper, Superstars und mittlerweile auch immer mehr Leute wie Madoff und Zumwinkel. Menschen die "die Welt ficken, und niemand kann was dagegen tun".
Wir haben Jahre lang eine Klientelpolitik sondergleichen erlebt, und nach der Wirtschaftskrise gelernt, dass schlecht hauswirtschaftende Großkonzerne gar nichts bis wenig zu befürchten haben, dass es für sie immer noch eine Möglichkeit gibt, sich Konsequenzen zu entziehen. Gleichzeitig leben wir in einer zwangsweise feststehenden Geiz-ist-geil-Gesellschaft, in der die großen Filialen einer Handelskette, die sich in einer de facto Oligopolsituation befinden, die Löhne drücken und sich keinen Qualitäts- und Innovations-, sondern einen Preiskampf liefern, und sich gleichzeitig ihre Kunden (namentlich die eigenen Mitarbeiter) selbst erschaffen. Das hat u.a. dazu geführt, dass der ideelle Wert der Arbeit gesunken ist. Ein Arbeiter ist heutzutage weniger wert als noch vor 10 Jahren, eine Ausbildung wird (obschon jene ja auch eher Seltenheitswert haben) von einer wachsenden Zahl von Jugendlichen als ein Abstieg betrachtet, und der einzige verbliebende Sündenbock, auf den jeder einmal draufhauen kann, ist der HartzIV-Empfänger generell (der ja generell ein fauler Hund ist), und der Sozialbetrüger im Speziellen, derer ja so viele sind - zumindest gefühlt.
In dem Kontext dieser unterschiedlichen Entwicklungen (die ich nur ganz vage angeschnitten habe), muss man auch diese Maßnahmen betrachten. Selbst losgelöst von all den unguten gesellschaftlichen Zusammenhängen bleibt hier immer noch die Zwangsarbeit, der sich diese Leute aussetzen müssen. Außerdem gilt hierzulande die Zeitarbeit, anders als bsplw. in der Schweiz, als ein Lebenslaufkiller. Auch das ist etwas, das man nicht außer Acht lassen darf. Die HartzIV-Gesetze sind allenfalls dazu geeignet, Potential auf Dauer richtig totzuschlagen, anstatt vernunftbegabte Fördermaßnahmen vorzunehmen. Brüderle will ja jetzt schon Facharbeiter aus dem Auslande rekrutieren - und das bei einer relativ hohen Arbeitslosigkeit und genügend Potential im Inland. Wunderbar.
“I love to play with kids; they’re easy to cheat and fun to beat.” –Fran Lebowitz

