21-08-2010, 21:19
(20-08-2010, 14:05)anna4 schrieb: Die "Seelen"-Vorstellungen bei den Christen und Juden haben sich n.Chr unter dem Einfluß hellenistischer, genauer, neoplatonischer Ideen entwickelt.
Den Leib von der Seele getrennt anzunehmen, entstammt, wie Du angemerkt hast, der griechischen Vorstellungswelt und ist vornehmlich über Augustinus (aber auch durch andere) ins christliche Denken eingegangen.
Schon die Vorsokratiker haben sich eingehend mit dem "Geheimnis der Seele" befasst. Das umfassendste vorsokratische Bild von der Seele erdachte Heraklit.
Sokrates verbindet (wie wir durch Platon wissen) mit "der Sorge um die Seele" die Hoffnung, dass der Mensch möglichst "gut und verständig" werde. Nach ihm ist die Seele das, was durch das Gerechte besser wird, durch das Ungerechte aber zugrunde geht.
Der Seelenbegriff, wie er im Christentum vorliegt, wurde von Platon und Aristoteles vorgezeichnet, von Attikos und Plotin weitergedacht und von der frühen Patristik aufgenommen und entsprechend adaptiert.
Es hat kaum einer der großen christlichen Denker verabsäumt, sich mit der Seele eingehend zu beschäftigen.
(20-08-2010, 14:05)anna4 schrieb: Davor war den Juden eine Dichotomie zwischen Geist und Körper fremd.
Alttestamentarisch nefesch, neschama, ru'ach bzw neutestamentarisch "psyche" bezeichneten die "Lebenseinheit" und nichts, was sich vom Körper abtrennen ließe.
Ist bei mir natürlich nur aus dritter Hand - kann jemand dazu was Fundiertes sagen?
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zahira schrieb:Nephesch, Ruach, Shem bedeutet auch
Göttlicher Atem, das was "Gott" in den Menschen "hineinbläst".
Näpäš ist von napaš (Atem schöpfen) abgeleitet und kommt im AT häufig vor. Neben seiner Grundbedeutung Atem (Gen 1,30; Hi 41,13), Hals (Ps 105,18) und Kehle, Schlund (Num 11,6; Spr 16,26; 25,25; Jes 5,15; 29,8; Hab 2,5) steht es auch für Gier (Ex 15,9; Ps 27,12; 41,3; 78,18; Spr 28,25; Hes 16,27), Verlangen, Wunsch und Wille (Gen 23,8; Ex 23,9; 1Sam 2,35; Ps 35,25; 105,22).
Ruah (ruach) = Atem, Hauch, Lebenskraft beim Menschen und Geist Gottes; auch Geist, bewegte Luft, Wehen, Wind und Sinn.
Ruah kann aber auch riechen bedeuten (Gen 27,27; Ex 30,38; Dtn 4,28; Ps 115,6).
Bei Luftbewegungen kann ruah ebenso schwaches Wehen (Gen 3,8; Hi 4,15) bedeuten, wie Windstoß (Ps 1,4; 18,43), aber auch schwerer Sturm (Hi 21,18; Jes 7,2; 41,16; Hos 4,19; Jon 4,1). Das Wort kann aber auch nur Himmelsrichtung meinen (1Chr 9,24; Jer 49,36) oder etwas Vergebliches, Nichtiges (Spr 11,29; Pred 5,15).
Auch Gemütsverfassungen können mit ruah ausgedrückt werden: Zorn (Ri 8,3; Spr 29,11), Mut, Tapferkeit (Num 14,24; Jos 2,11), Niedergeschlagenheit (Ps 51,19; Jes 57,15; 61,3) und Demut (Spr 16,19; 29,23).
MfG B.