20-08-2010, 22:41
(19-08-2010, 12:21)Karla schrieb: Warum man nun neuerdings um mehr als 1000 Jahre zurückfällt in der Bewusstwerdung, ist das große Rätsel. Warum greift man wieder zu vormittelalterlichen Konzepten, die man längst überholt glaubte?Ich denke, die 'Vernunftkonzepte' sind schon soweit in Ordnung. Allerdings fehlen für meinen Geschmack die gruppendynamischen und holistischen Effekte. In einer Gesellschaft (Gruppe, Sippe, Verein, Gemeinde, Volk) bilden sich "gemeinschaftliche Vorstellungen", die einem isoliert lebenden Menschen gar nicht in den Sinn kämen, oder die wirkungslos blieben. M.E. handelt es sich um ein Defizit gesellschaftlicher Theorien, bzw. diese sind noch nicht so weit, komplexe Systeme und 'die Gesellschaft' ist eines, auf einer holistischen Ebene zu verstehen und ihr Verhalten zu prognostizieren. So steht man vor Phänomenen, wie du sie schilderst.
Meine Vermutung geht in diese Richtung: dass die Vernunftkonzepte zu wenig erklären. Schon das Dritte Reich ...
(19-08-2010, 02:39)agnostik schrieb: Selbst die Kirchen werden davon angesteckt und überlegen sich, ob sie nicht was falsch gemacht haben, als sie allzu rational wurden.Die gegenwärtige Ratio ist gewiss deutlich beschränkt. Den Glauben, die gegenwärtige Ratio sei bereits vollständig, und man könne alles rational erklären, halte ich für schlicht falsch.
(19-08-2010, 02:39)agnostik schrieb: Es ist sicher so, Einsiedler, dass Einzelne dieses Wiederentstehen der Personifizierungen von entweder Urbildern oder abstrakten Begriffen dazu nutzen, um ihre eigene Unzulänglichkeit diesem Urbösen in die Schuhe zu schieben.Könnte sein, ja! Es könnte sich aber auch um ein "holistisches Erklärungsschema" handeln. Es ist ja wirklich nicht leicht zu erklären, warum in unserem Staat die Gewalttätigkeit (im Augenblick wenigstens) ständig zunimmt. Unsere Rationalisten eiern herum: mal ist es die geringe Bildung, mal die Armut, mal die schlimme Jugend, ...
Da ist simplifizierend "einfach das/der Böse am Werk", dessen Einflüsterungen man strikt abzulehnen hat. Letzteres wäre durchaus ein Akt der Ratio, wenn er uns Berufspositivisten vielleicht auch nicht befriedigt.
(19-08-2010, 02:39)agnostik schrieb: Das Geschehen in der Welt wird als irrational, unerklärbar, angstmachend empfunden. Und darum greift man wieder zu mythologischen Konzepten, die ihnen die Welt besser erklären als die Kirchen oder die Philosophen. Oder gar die Politik.Dem stimme ich durchaus zu.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard