(18-08-2010, 01:15)agnostik schrieb: Ist Meister Eckhart nicht ein Mystiker?
Wie Karla schon angemerkt hat: es wäre zu kurz gegriffen, Meister Eckhart "nur" mit Mystiker zu benennen und damit möglicherweise seine Bedeutung als Philosoph zu übersehen.
In seinem philosophischen Denken war er von Albertus Magnus und Dietrich von Freiberg angeregt. Er vertritt eine neuplatonische Position und greift vielfach auch das Denken von Augustinus und (Pseudo-)Dionysius Aeropagita auf. Auch jüdisch-arabische philosophische Positionen (Averroes) sind in seinem Werk auffindbar.
Eine seiner Kernaussagen ist:
Der Schöpfungsprozess ist ewig und findet außerhalb der Zeit statt.
Damit nähert er sich der (kirchlich verurteilten) Annahme des Aristoteles, wonach die Welt ewig sei. Gott ist das Eine, das alles Seiende durchströmt. Das Sein selbst ist Gott.
Das Sein als ein absolutes aber kommt nur Gott zu (und zwar zusammen mit den termini generales: verum, bonum, sapientia, usw.), hingegen ist das Geschaffene, von sich her gesehen, reines Nichts (unum purum nihil). Wenn es aber ist, ist es von Gott, das heißt, sein Sein ist ihm ewig geliehen.
MfG B.

