16-08-2010, 07:50
Hallo,
Für die Entscheidung der Frage: "was steht im Original?" benutzen Wissenschaftler zwei Sorten von Beweisen: a) externe Beweise, vereinfacht gesagt, Manuskripte und der Text, der darauf steht und b)interne Beweise, vereinfacht gesagt, das Wissen darum, wie Abschreiber üblicherweise im Altertum Texte kopierten und welche Arten von Änderungen dabei regelmäßig auftraten. Eine grundlegende Abhandlung (auf Englisch) enthält das Buch: The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption, and Restoration von Metzger und Ehrman. Klammer zu.
Aus dem von mir betrachteten Zeitraum gibt es keine Manuskripte des NT und damit keine externen Beweise. Wir haben aber Manuskripte der Septuaginta (LXX=griechische Übersetzung des AT ca. aus dem 3.Jh v.Chr.). Und diese Manuskripte zeigen deutlich, dass Anfang des 2.Jh n.Chr. Abschreiber das Tetragrammaton durch kyrios ersetzten oder besser gesagt durch eine entsprechende Abkürzung, die sogenannten "nomina sacra". Das o.g. Standardwerk bezeichnet dies als "charakteristisch christlichen" Brauch. Und damit haben wir einen internen Beweis, nämlich das Wissen, dass Anfang des 2.Jh. christliche Abschreiber systematisch das Tetragrammaton durch "kyrios" ersetzten. Nach dem o.g. Werk zeugt die Einführung der nomina sacra von einem hohen Grad an Planung und Koordination.
Aus genau diesem Grund kann man die Stellen, an denen die griechische Bibel ursprünglich das Tetragrammaton enthielt, nicht mehr dadurch feststellen, dass man Manuskripte betrachtet sondern man muss die Stellen rekonstruieren. Im Fall des AT ist das einfach, da wir den hebräischen Text mit Tetragrammaton haben. Im Falle des NT kann man das ganze nur aufgrund des Kontext rekonstruieren. Und eine halbwegs objektive Rekonstruktion führt dazu, dass man auch in der Apostelgeschichte eine Reihe von Stellen findet, wo das Tetragrammaton nach allem, was wir wissen, gestanden haben muss.
Deswegen ist die Frage nach einem Manuskript am Thema vorbei.
Ich will das wissen, da es eindeutige (interne) Beweise dafür gibt, dass christliche Abschreiber bis Mitte des 2.Jh. systematisch alle Tetragrammata aus dem Bibeltext entfernten, aber der Text des NT an vielen Stellen ein Tetragrammaton erwarten lässt, wo heute "kyrios" steht.
Gruß
hgp
(13-08-2010, 14:41)petronius schrieb:Hier muss ich erst mal eine Klammer aufmachen:(13-08-2010, 13:03)hgp schrieb: Die Neue-Welt-Übersetzung übersetzt nicht einfach "kyrios" mit "Jehova". Stattdessen gingen die Übersetzer der Frage nach: Wer hat wann in der altgriechischen Bibel das Tetragrammaton durch "kyrios" ersetzt? Ergebnis der Untersuchung war, dass es nach allen vorliegenden Hinweisen die Heidenchristen im zweiten Jahrhundert waren
du willst damit also sagen, daß im griechischen original der apostelgeschichte "יהוה" steht und nicht "kyrios"?
auf welche handschrift beziehst du dich da?
Für die Entscheidung der Frage: "was steht im Original?" benutzen Wissenschaftler zwei Sorten von Beweisen: a) externe Beweise, vereinfacht gesagt, Manuskripte und der Text, der darauf steht und b)interne Beweise, vereinfacht gesagt, das Wissen darum, wie Abschreiber üblicherweise im Altertum Texte kopierten und welche Arten von Änderungen dabei regelmäßig auftraten. Eine grundlegende Abhandlung (auf Englisch) enthält das Buch: The Text of the New Testament: Its Transmission, Corruption, and Restoration von Metzger und Ehrman. Klammer zu.
Aus dem von mir betrachteten Zeitraum gibt es keine Manuskripte des NT und damit keine externen Beweise. Wir haben aber Manuskripte der Septuaginta (LXX=griechische Übersetzung des AT ca. aus dem 3.Jh v.Chr.). Und diese Manuskripte zeigen deutlich, dass Anfang des 2.Jh n.Chr. Abschreiber das Tetragrammaton durch kyrios ersetzten oder besser gesagt durch eine entsprechende Abkürzung, die sogenannten "nomina sacra". Das o.g. Standardwerk bezeichnet dies als "charakteristisch christlichen" Brauch. Und damit haben wir einen internen Beweis, nämlich das Wissen, dass Anfang des 2.Jh. christliche Abschreiber systematisch das Tetragrammaton durch "kyrios" ersetzten. Nach dem o.g. Werk zeugt die Einführung der nomina sacra von einem hohen Grad an Planung und Koordination.
Aus genau diesem Grund kann man die Stellen, an denen die griechische Bibel ursprünglich das Tetragrammaton enthielt, nicht mehr dadurch feststellen, dass man Manuskripte betrachtet sondern man muss die Stellen rekonstruieren. Im Fall des AT ist das einfach, da wir den hebräischen Text mit Tetragrammaton haben. Im Falle des NT kann man das ganze nur aufgrund des Kontext rekonstruieren. Und eine halbwegs objektive Rekonstruktion führt dazu, dass man auch in der Apostelgeschichte eine Reihe von Stellen findet, wo das Tetragrammaton nach allem, was wir wissen, gestanden haben muss.
Deswegen ist die Frage nach einem Manuskript am Thema vorbei.
(13-08-2010, 14:41)petronius schrieb:siehe oben.(13-08-2010, 13:03)hgp schrieb:(13-08-2010, 12:34)petronius schrieb: afaik steht im original "kyrios" - was willst du denn da anderes überliefert sehen?Wir haben die "Originale" gar nicht. Wir haben alte Abschriften der Originale. Was im Original stand können wir nur anhand der vorliegenden Abschriften rekonstruieren
in welcher abschrift steht im griechischen text "יהוה" und nicht "kyrios"?
(13-08-2010, 14:41)petronius schrieb:LXX=griechische Übersetzung des AT im 3.Jh v.Chr. von Juden in Alexandria erstellt. Ab dem 1.Jh von Christen benutzt, seit dem 2.Jh. von den Juden kaum noch benutzt (u.a. wegen des Vorwurfs, dass der Text verfälscht sei.).Zitat:Alle heute vorliegenden Manuskripte des NT stammen aus einer Zeit, als das Tetragrammaton in der LXX bereits ersetzt war
was ist die "LXX"?
woher willst du wissen, daß "ursprünglich" etwas anderes geschrieben stand als in der ersten erhaltenen abschrift steht?
Ich will das wissen, da es eindeutige (interne) Beweise dafür gibt, dass christliche Abschreiber bis Mitte des 2.Jh. systematisch alle Tetragrammata aus dem Bibeltext entfernten, aber der Text des NT an vielen Stellen ein Tetragrammaton erwarten lässt, wo heute "kyrios" steht.
Gruß
hgp
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