03-08-2010, 22:35
(03-08-2010, 18:38)VolkersList schrieb: Von dieser menschenzentrierten Denkweise fühle ich mich überwältigt. Das "Bisschen Materie" hat sich nicht selbst organisiert. Nach christianischer Denkweise steckt ein "Antreiber" dahinter, ...Letzteres ist nach christlicher Ansicht nicht notwendigerweise der Fall. Gleichwohl findet man diese Auffassung weit verbreitet. Ich halte eine solche Überzeugung für die (unzulässige) Extrapolation der zeitlich und räumlich lokalen Erfahrung auf Zeiten, Räume und Verhältnisse, die jedes menschliche Vorstellungsvermögen bei Weitem übersteigt. Du schreibst locker über einen Zeitraum von 3,5 Milliarden Jahren. Leben sagst du, kann nicht plötzlich und nicht von selbst entstanden sein. Du tust, als sei das unvermeidlich. Es ist genau umgekehrt: Das Leben heute ist ein Produkt von gewaltigen Wassermassen, gewaltigen Drücken, großen Temperaturschwankungen und anderen physikalischen und chemischen Einflüssen über einen undenklichen Zeitraum von meinetwegen 3,5 Mrd. Jahren, wobei sich Lebensformen höchsten über 1 Mrd. Jahre nachweisen lassen.
Unter diesen Umständen ist es eher unwahrscheinlich, dass Eingriffe eines "Antreibers" sich überhaupt halten würden. Im Gegenteil, sie würden der Entropiezunahme folgend verschwinden. Nur die kontingente, irdische Entwicklung ist in der Lage, Veränderungen zu erhalten, also "Selbstorganisation"! Das Leben wurde gewissermaßen von den irdischen Verhältnissen (im Wesentlichen in den Ozeanen) "ausgeschwitzt". Wie im Einzelnen sei dahin gestellt.
Dass du oder wer auch immer sich dies nicht vorstellen kann, bedeutet dabei nur, dass Menschen in einer "Mittenwelt" leben zwischen ganz klein und ganz groß auf allen möglichen Skalen auch der Zeit.
(03-08-2010, 18:38)VolkersList schrieb: Glaubst Du wirklich, daß sich das Leben selbst organisiert ? Ohne Bauplan und ohne Blaupause im Herzen?Ja! Selbst die (genetische) Blaupause und ihre Leseeinrichtung sind Bestandteile dieser Vorgänge.
Wenn du einen "göttlichen Funken" postulierst, dann a posteriori. Gott ist eine Randbedingung der Ewigkeit, wenn du so willst. ER muss nicht zwangsläufig den Beginn oder den Ablauf steuern, sondern alles läuft auf IHN hin.
Gehirn - das Bisschen Materie:
(03-08-2010, 18:38)VolkersList schrieb: Dein Bisschen Materie hat gigantische Dimensionen, ja , gewiß nur für uns beschränkte Menschen, aber dennoch gigantisch wie eine zunächst kriechende Natur sich in den Weltenraum erhebt, siehst Du das nicht?Doch natürlich sehe ich das. Aber ist das nicht eher die Nebenwirkung einer der Überlebensstrategien, nämlich wegzuziehen, wenn die Ressourcen abnehmen? So war es doch immer. So erging es schon den Erzvätern!
(03-08-2010, 18:38)VolkersList schrieb: Das Christianentum wiederholt sich immer wieder, die uns umgebenden Wunder sind uns zu nahe, um sie erkennen zu können. Wir sehen oft nur die Oberfläche, doch den "Antreiber" sehen wir nicht und wollen ihn vielleicht auch gar nicht sehen.Das ist einfach nicht wahr. Ich sehe die Wunder der bestehenden Strukturen durchaus. Aber um der Bewunderung willen falle ich doch nicht gleich ins religiöse Koma! Diese Welt und vor allem ihre Strukturen sind großartig. Aber das sind Fraktale auch und die bestehen in einem simplen Automatismus. Um wie viel mehr muss ich von der Welt erwarten, in der doch Vorgänge auch stets wieder auf das Erreichte in einem "ewig" rückgekoppelten Prozess einwirken.
(03-08-2010, 18:38)VolkersList schrieb: Du sagst, daß unser Kopf nur dazu da ist, unser Überleben zu sichern.Volker, ich will deinen Glauben nicht angreifen. Ich mache nur aufmerksam auf Erkenntnisse und Erfahrungen, die anderswo bereits gemacht wurden: Würde unser Zentralnervensystem nicht logisch reagieren oder völlig unvernünftig, würden wir nicht überleben. Würde unsere Sprache nicht funktionieren, zerfiele die Gesellschaft. Die Einzelnen wären relativ schutzlos und schwach. Der Mensch ist nun mal, gemessen an solitär lebenden Wirbeltieren schlecht angepasst und der Natur ausgeliefert. Nur in der Gesellschaft sind wir überlebensfähig - daher kommen: Sprache, Kultur und letztlich Religion oder gemeinsame Anschauungsweisen.
Diese Aussage macht mich mißtrauisch. Denn der Kopf des Menschen steht für Verstand, Sprache, Ratio,Logik, Vernunft.
(03-08-2010, 18:38)VolkersList schrieb: Aber im Kopf des Menschen entsteht auch das als ungenau minder bewertete Gefühl. Was haben denn Verstand, Ratio, Logik und Vernunft bewirkt, als sie Tausende in einen tödlichen Tunnel in Duisburg getrieben haben?Ich verstehe die Frage nicht. Das Überleben spielt sich doch immer nur statistisch ab. Es ist nicht die Frage, wie viele Menschen umkommen, sondern ob der Rest überlebt und sich fortpflanzt. Ich glaube fast, du siehst die Dinge zu individuell.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

