20-07-2010, 00:46
(18-06-2010, 21:03)humanist schrieb: Nach meinem Verständnis fehlt die Begründung für einen "positiven" kategorischen Imperativ.
Ohne diese Begründung erscheint er als willkürliches Postulat - nichts spricht gegen einen negativen kategorischen Imperativ, je nach Verständnis.
Diese Begründung findet man m.E. in einer naturalistischen Betrachtung. Man sollte die natürlichen Gegebenheiten analysieren:
Wann trifft der Mensch uneigennützige und wann egoistische Entscheidungen?
Welche Gesellschaftsformen bieten die besten Bedingungen für alle in ihr lebenden - was sind die Gründe dafür?
Darauf aufbauend, kann man eine Begründung für einen positiven kategorischen Imperativ schaffen (,der wissenschaftlich untermauert ist).
Richtig. Man sollte auch nicht vergessen in welcher Zeit Kant gelebt hat. Es war das beginnende Ende der Aufklärung und der menschliche Verstand (aus welchem zb. die Gleichheit aller Menschen herrührt) war das Maß aller Dinge. Diese Verstandeshoheit muss mMn. unbedingt mit bedacht werden, bei der Betrachtung des kategorischen Imperatives. Insofern ist es eben nicht einfach so möglich möglich, den kI auch für zb. den Nationalsozialismus zu vereinnahmen, da die Meinung der damaligen Zeit hin zu Toleranz und Gleichheit aus dem Verstand herrührte.
Sicherlich ist es möglich den kI auch für die eigenen Zwecke zu missbrauchen, nur dürfte dass eben nicht im Sinne Kants sein, welcher beim Verfassen des kI den menschlichen Verstand als das Höchste betrachtete, welcher zu gewissen Schlussfolgerungen, wie eben der Gleichheit, fähig ist.
Ein weiterer Spruch Kants ist ja auch: "Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen". Der Verstand ist es welcher uns "Wahrheiten" offeriert. Sowohl das gesellschaftliche als auch das Ichbezogene Handeln sollten rein verstandesbezogen sein und möglichst frei von Gefühl oder Emotion.