24-06-2010, 10:19
(12-06-2010, 00:28)Ekkard schrieb: Ich stimme der zuletzt aufgeführten Betrachtungsweise zu. Das Neue Testament ist in weiten Teilen ein Buch, welches den Glauben prägen soll, und nicht direkt normativ zu verstehen ist.
Dazu hatten die alten Israeliten ihr "Gesetz", das Jesus auf seinen Sinn zurück zu führen bestrebt war ("der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat für den Menschen"). Im Sinne der Nächstenliebe halte ich Normen, die zu Leiden führen, in diesem Sinne für überdenkenswert.
Im Übrigen ist Jesus kein Sonderfall im Judentum, sondern eine "normale Erscheinung". Denn im Judentum galten - und soviel ich weiß gelten - die mündliche Überlieferung und die Auslegung genauso, wie die alten Texte.
Ich fürchte, die strenge, normative Auffassung der biblischen Texte ist eine christliche Erfindung. Dafür kommen eine Reihe von Gründen in Frage, besonders die Vereinnahmung des Glaubens durch den römischen Staat in der Zeit Kaiser Konstantins.
Wichtiger im Sinne der Nächstenliebe ist die Norm "Du sollst nicht töten" Sie steht sowohl im AT wie im NT: Deshalb war Jesus keine normale "Erscheinung", weil er dieses Gebot erfüllte, denn obwohl er Macht und Möglichkeit gehabt hätte es zu verhindern, ließ er sich töten ohne von der Wahrheit abzuweichen.
Auch haben die "Obrigkeiten" nicht den Glauben vereinnahmt, weil dieser individuell ist, sondern waren an der Vereinnahmung der immer zahlreicher werdenden Glaubenden interessiert und dazu halfen ihnen manche Schriftgelehrte, Deuter, Seher, Gnostiker, Päpste, Bischöfe und falsche Propheten, im Grunde sind alle das Letztere.
Genau das ist es, weshalb es Kriege gibt "und der Weg breit ist der ins Verderben führt". Weil sich Christen in Kriegen gegenseitig töten und bei Andersgläubigen eh keine Skrupel haben. Das gleich Problem haben auch die Muslime. Hier ist also die strenge normative Auffassung des Gebotes der Nächstenliebe gefragt wobei töten doch das exstremste Gegenteil ist. Ich kenne keine Obrigkeit die nicht gemordet hat morden lässt oder ließ so auch nicht Konstantin oder der Vatikan.
