20-06-2010, 17:24
Lieber Djego, lass deine Schwester mal lesen, was Gotthold Ephraim Lessing zum Thema "die richtige Religion" sagt (Al-Haitam sollte das auch lesen):
"Vor Jahren lebte ein Mann im Osten der einen Ring von unschätzbarem Wert besaß, welcher die Kraft innehatte beliebt zu machen, vor Gott und Menschen angenehm. Kein Wunder, dass der Mann den Ring nie vom Finger ließ und die Verfügung erließ, um den Ring auf ewig in der Familie zu halten, ihn stets dem liebsten Sohn des Besitzers zu vererben. So ging denn auch der Ring von Sohn zu Sohn endlich auf einen Vater, der drei Söhne hatte, die er alle gleichermaßen liebte und den Ring allen drei versprochen hatte.
Als es nun ans sterben ging, ließ der Mann von einem Künstler zwei weitere Ringe herstellen, die dem 1. genau glichen, sodaß nicht einmal der Vater mehr die Ringe unterscheiden konnte.
Er gab jedem von seinen Söhnen einen der Ringe und seinen Segen und starb darauf.
Doch kaum war der Vater tot, kömmt ein jeder mit seinem Ring und will der Fürst des Hauses sein. Man untersucht, man zankt, man klagt. Umsonst, der rechte Ring war nicht erweislich!
Die Söhne verklagten sich also und jeder schwor dem Richter wahrheitsgemäß, den Ring aus der Hand des Vaters erhalten zu haben und keiner mochte dem Vater einen Vertrauensbruch nachsagen, so doch eher seinen Brüdern, denen er sonst nur das Beste wünschte.
Der Richter sprach:
Ich höre ja, der rechte Ring besitzt die Wunderkraft beliebt zu machen, vor Gott und Menschen angenehm. Das muß entscheiden.
Nun also, wenn ihr nicht meinen Rat anstelle meines Spruches wollt, so geht nur. Mein Rat aber ist dieser:
Ihr nehmt die Sache völlig, wie sie liegt; hat ein jeder von euch den Ring von seinem Vater, so glaube jeder daß sein Ring der echte sei. - Möglich nun, daß der Vater die Tyrannei des einen Ringes in seinem Haus nicht länger dulden wollt! - Und gewiß, daß er euch alle drei geliebt und gleich geliebt hat und keinen begünstigen wollte!
Wohlan! - Es eifre jeder von euch seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe nach.
Es strebe ein jeder von euch um die Wette, die Kraft seines Ringes an den Tag zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut, mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, mit innigster Ergebenheit in Gott zu Hülf´!
Und wenn sich dann der Steine Kräfte bei euren Kindes- Kindeskindern äußern: so lad´ich über tausend tausend Jahre, sie wiederum vor diesen Stuhl Da wird ein weisrer Mann auf diesen Stuhle sitzen als ich und sprechen. Nun geht!
(Nathan der Weise)
"Vor Jahren lebte ein Mann im Osten der einen Ring von unschätzbarem Wert besaß, welcher die Kraft innehatte beliebt zu machen, vor Gott und Menschen angenehm. Kein Wunder, dass der Mann den Ring nie vom Finger ließ und die Verfügung erließ, um den Ring auf ewig in der Familie zu halten, ihn stets dem liebsten Sohn des Besitzers zu vererben. So ging denn auch der Ring von Sohn zu Sohn endlich auf einen Vater, der drei Söhne hatte, die er alle gleichermaßen liebte und den Ring allen drei versprochen hatte.
Als es nun ans sterben ging, ließ der Mann von einem Künstler zwei weitere Ringe herstellen, die dem 1. genau glichen, sodaß nicht einmal der Vater mehr die Ringe unterscheiden konnte.
Er gab jedem von seinen Söhnen einen der Ringe und seinen Segen und starb darauf.
Doch kaum war der Vater tot, kömmt ein jeder mit seinem Ring und will der Fürst des Hauses sein. Man untersucht, man zankt, man klagt. Umsonst, der rechte Ring war nicht erweislich!
Die Söhne verklagten sich also und jeder schwor dem Richter wahrheitsgemäß, den Ring aus der Hand des Vaters erhalten zu haben und keiner mochte dem Vater einen Vertrauensbruch nachsagen, so doch eher seinen Brüdern, denen er sonst nur das Beste wünschte.
Der Richter sprach:
Ich höre ja, der rechte Ring besitzt die Wunderkraft beliebt zu machen, vor Gott und Menschen angenehm. Das muß entscheiden.
Nun also, wenn ihr nicht meinen Rat anstelle meines Spruches wollt, so geht nur. Mein Rat aber ist dieser:
Ihr nehmt die Sache völlig, wie sie liegt; hat ein jeder von euch den Ring von seinem Vater, so glaube jeder daß sein Ring der echte sei. - Möglich nun, daß der Vater die Tyrannei des einen Ringes in seinem Haus nicht länger dulden wollt! - Und gewiß, daß er euch alle drei geliebt und gleich geliebt hat und keinen begünstigen wollte!
Wohlan! - Es eifre jeder von euch seiner unbestochenen, von Vorurteilen freien Liebe nach.
Es strebe ein jeder von euch um die Wette, die Kraft seines Ringes an den Tag zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut, mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun, mit innigster Ergebenheit in Gott zu Hülf´!
Und wenn sich dann der Steine Kräfte bei euren Kindes- Kindeskindern äußern: so lad´ich über tausend tausend Jahre, sie wiederum vor diesen Stuhl Da wird ein weisrer Mann auf diesen Stuhle sitzen als ich und sprechen. Nun geht!
(Nathan der Weise)
Beste Grüße, K - G - B

