(18-06-2010, 14:11)Schmettermotte schrieb: Humanist, das Argument habe ich im Unterricht dazu auch gebracht: Aus Hitlers eigener Sicht hat er, frei nach dem kategorischen Imperativ richtig gehandelt, da aus seiner Sicht alle so handeln sollten, wie er selbst und er seine Ansicht und handlungen gegenüber Juden auf alle Menschen umgemünzt sehen wollte. Aus seiner Sicht und, wenn man ihn laut Kants KI moralisch prüft, dummerweise richtig
najaaa... dazu muß man imho doch recht spitzfindig werden. wenn es darum geht:
"irgendeine gruppe, nur nicht die, der ich angehöre, darf gerne allen anderen zum fraß vorgeworfen werden"
dann kann der ausschließlich aufs eigenwohl bedachte natürlich schon solche unmenschlichkeit allen zumuten wollen (sogar den opfern)
ich frage mich nur, ob kant das so gemeint hat. formulieren wir das problem nämlich so:
"irgendeine gruppe, wenn ich pech habe, auch die, der ich selbst angehöre, darf gerne allen anderen zum fraß vorgeworfen werden"
so wird die entscheidung über allverbindlichkeit wohl doch anders ausfallen
(18-06-2010, 14:11)Schmettermotte schrieb: Meine Lehrerin hielt dagegen, dass der KI niemals gutheißen oder rechtfertigen könne, einem anderen Menschen zu schaden, aber das ist eine Wertung, die außerhalb des KI liegt, zählt aus meiner Sicht also nicht. Für sie zählt also letztendlich doch noch eine Wertung außerhalb des KIs.
die annahme, "dass der KI niemals gutheißen oder rechtfertigen könne, einem anderen Menschen zu schaden" ist natürlich in gewisser weise naiv und aus dem reinen worttext dieses einen satzes
Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne
nicht herzuleiten. dazu bedarf es schon eines kontexts, der bei kant - so unterstelle ich - nicht so ganz anders war als bei deiner lehrerin. nimmt man nur den einen satz, so könnte er tatsächlich den machtwillen jedes einzelnen rechtfertigen
man muß aber imho die formulierung "als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten können" schon ergänzend so verstehen, daß es dabei um eine von idealiter allen ("allgemein") akzeptierte ordnung geht. so jedenfalls will ich den ki verstehen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)