18-06-2010, 12:07
als philosophischer laie (ich würde mir noch nicht mal dilettantenstatus zugestehen) meine portion senf hierzu:
der ki lautet:
Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne
warum imperativ?
klar - er stellt eine aufforderung dar, einen befehl - nämlich den täglich eerneuerten "tagesbefehl" des aufgeklärten vernunftmenschen an sich selber
warum kategorisch?
da wirds schon schwieriger. etwas "kategorisch" zu verlangen, schließt nach unserem sprachverständnis für den alltagsgebrauch jegliche andere möglichkeit aus. wenn ich kant richtig verstehe, ist dem so, weil nichts erst die folgen einer gemäß dem kategorischen imperativ ausgeführten handlung "gut" sind, sondern bereits diese handlung selbst. der ki ist nicht mittel zum zweck, sondern selbstzweck: er definiert die norm der sittlichkeit, wie sie im menschen selber angelegt ist
da eben komme ich nichtphilosoph schon nicht mit. so sehr ich den ki begrüße, ja meine, daß er eine, wenn nicht die, formel für ein gedeihliches miteinander in der menschlichen gesellschaft darstellt, so wenig meine ich, daß er durch ein abstraktum ("würde") oder gar eine transzendente wirkmacht vorgegeben ist. auch hier gilt imho wieder: er ist eine möglichkeit, gesellschaft zu organisieren. sie als die (einzig zulässige) zu definieren, wäre sache intersubjektiver vereinbarung
den meisten von uns leuchtet "instinktiv" ein, daß der ki zumindest theoretisch die beste möglichkeit ist, gesellschaft zu organisieren, weshalb wir dann auch gern konzedieren, er sei ausdruck einer quasi naturgegebenen norm aus der würde des menschen heraus. ich mißtraue solchen "instinkten" und glaube, daß sie vielmehr ausdruck sozialer erfahrung sind. kurz: es geht oder ginge zumindest auch anders
warum nicht "homo homini lupus"?
(weder im sinne plautus' noch hobbes', sondern gemeint als "der mensch sei dem menschen ein wolf", also "jeder schaue auf sein eigenes wohl - ohne rücksicht auf andere zu nehmen" - was allerdings wieder den wölfen gegenüber unfair ist :icon_cheesygrin:)
ok, ich würde nicht in der totalen ellenbogengesellschaft leben wollen - aber wer behauptet, das würde nicht funktionieren, weil es nicht dem wesen des menschen gemäß sei (bestimmt sich würde nicht aus dem wesen? sie ist ja nicht vom himel gefallen...) - der muß sich doch nur mal umsehen...
also: imperativ klar, kategorisch - kann ich nicht ganz zustimmen
was bedeutet der ki, was drückt er aus?
oft wird gemeint, er sei nichts anderes als eine weitere formulierung der goldenen regel
behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst
also: kindervariante der goldenen regel:
was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu
akademikervariante:
Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne
stimmt nicht ganz. denn nicht umsonst wird hier die allgemeinheit angesprochen. wenn ich z.b. heavy metal-fan bin, stört es mich nicht, wenn andere bei offenem fenster und voll aufgedrehten boxen motörhead laufen lassen, also werde ich selber (gemäß der goldenen regel) auch keine hemmungen haben, das so zu machen. der ki geht darüber hinaus und stellt explizit die frage:
was, wenn das alle so machen würden?
wichtig ist vor allem, daß der ki eine absolute gleichstellung aller menschen, ja unterschiedlichster interessen präjudiziert. wer bereit ist, die "maxime seines handelns" auch zur "Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung" werden zu lassen, der verzichtet auf privilegien
für mich hat der ki "für das tägliche Leben Bedeutung". insofern ich versuche, ihm zu folgen - gelingen tuts mir nicht durchgängig. dazu sind innerer schweinehund und die bereitschaft, sich auch selber was vorzumachen, zu sehr ausgeprägt
ob und was "aus philosophischer Sicht bereits überholt ist", weiß ich nicht und ist mir auch nicht wichtig. nicht meine baustelle, bzw. tangiert es mich doch nur peripher, welche philosophensau grad wieder mal durchs globale dorf getrieben wird
der ki lautet:
Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne
warum imperativ?
klar - er stellt eine aufforderung dar, einen befehl - nämlich den täglich eerneuerten "tagesbefehl" des aufgeklärten vernunftmenschen an sich selber
warum kategorisch?
da wirds schon schwieriger. etwas "kategorisch" zu verlangen, schließt nach unserem sprachverständnis für den alltagsgebrauch jegliche andere möglichkeit aus. wenn ich kant richtig verstehe, ist dem so, weil nichts erst die folgen einer gemäß dem kategorischen imperativ ausgeführten handlung "gut" sind, sondern bereits diese handlung selbst. der ki ist nicht mittel zum zweck, sondern selbstzweck: er definiert die norm der sittlichkeit, wie sie im menschen selber angelegt ist
da eben komme ich nichtphilosoph schon nicht mit. so sehr ich den ki begrüße, ja meine, daß er eine, wenn nicht die, formel für ein gedeihliches miteinander in der menschlichen gesellschaft darstellt, so wenig meine ich, daß er durch ein abstraktum ("würde") oder gar eine transzendente wirkmacht vorgegeben ist. auch hier gilt imho wieder: er ist eine möglichkeit, gesellschaft zu organisieren. sie als die (einzig zulässige) zu definieren, wäre sache intersubjektiver vereinbarung
den meisten von uns leuchtet "instinktiv" ein, daß der ki zumindest theoretisch die beste möglichkeit ist, gesellschaft zu organisieren, weshalb wir dann auch gern konzedieren, er sei ausdruck einer quasi naturgegebenen norm aus der würde des menschen heraus. ich mißtraue solchen "instinkten" und glaube, daß sie vielmehr ausdruck sozialer erfahrung sind. kurz: es geht oder ginge zumindest auch anders
warum nicht "homo homini lupus"?
(weder im sinne plautus' noch hobbes', sondern gemeint als "der mensch sei dem menschen ein wolf", also "jeder schaue auf sein eigenes wohl - ohne rücksicht auf andere zu nehmen" - was allerdings wieder den wölfen gegenüber unfair ist :icon_cheesygrin:)
ok, ich würde nicht in der totalen ellenbogengesellschaft leben wollen - aber wer behauptet, das würde nicht funktionieren, weil es nicht dem wesen des menschen gemäß sei (bestimmt sich würde nicht aus dem wesen? sie ist ja nicht vom himel gefallen...) - der muß sich doch nur mal umsehen...
also: imperativ klar, kategorisch - kann ich nicht ganz zustimmen
was bedeutet der ki, was drückt er aus?
oft wird gemeint, er sei nichts anderes als eine weitere formulierung der goldenen regel
behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst
also: kindervariante der goldenen regel:
was du nicht willst, dass man dir tu’, das füg’ auch keinem anderen zu
akademikervariante:
Handle so, dass die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne
stimmt nicht ganz. denn nicht umsonst wird hier die allgemeinheit angesprochen. wenn ich z.b. heavy metal-fan bin, stört es mich nicht, wenn andere bei offenem fenster und voll aufgedrehten boxen motörhead laufen lassen, also werde ich selber (gemäß der goldenen regel) auch keine hemmungen haben, das so zu machen. der ki geht darüber hinaus und stellt explizit die frage:
was, wenn das alle so machen würden?
wichtig ist vor allem, daß der ki eine absolute gleichstellung aller menschen, ja unterschiedlichster interessen präjudiziert. wer bereit ist, die "maxime seines handelns" auch zur "Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung" werden zu lassen, der verzichtet auf privilegien
für mich hat der ki "für das tägliche Leben Bedeutung". insofern ich versuche, ihm zu folgen - gelingen tuts mir nicht durchgängig. dazu sind innerer schweinehund und die bereitschaft, sich auch selber was vorzumachen, zu sehr ausgeprägt
ob und was "aus philosophischer Sicht bereits überholt ist", weiß ich nicht und ist mir auch nicht wichtig. nicht meine baustelle, bzw. tangiert es mich doch nur peripher, welche philosophensau grad wieder mal durchs globale dorf getrieben wird
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)