26-05-2010, 09:46
(20-05-2010, 17:55)petronius schrieb: "Hinweise auf Wörterbücher, historische oder kulturanthropologische Erkenntnisse" sind ein derart schwammiges konvolut, daß sie allein eben noch keine methode definieren. siehe auch untenAlso ich hatte nicht vor, eine vollständige Liste von möglichen Erkenntnissen anzugeben. Schon aus dem Grund, weil ich damit Informationen ausschließen würde, die andere möglicherweise für relevant halten. Und damit würde ich eine Definitionsmacht über das Thema "welche Kenntnisse können uns helfen, die Bibel besser zu verstehen" beanspruchen, die mir nicht zusteht.
Zitat:zu den erkenntnissen, wie du sie sehen willst. andere kommen zu anderen erkenntnissen: daß nämlich der kulturanthropologische hintergrund (heidnisch) rituelle sexualität ist und eben nicht eine liebevolle partnerbeziehung zwischen mann und mann. vermutlich, weil sie ihre methode anders aufbauen als du :icon_cheesygrin:Oder weil ihnen andere Informationen zur Verfügung stehen wie mir. Also sollten wir uns darüber austauschen, sprich: Argumente nennen.
Zitat:eine historische erkenntnis wäre übrigens, daß derartige liebevolle partnerbeziehung zwischen mann und mann vor 2000 jahren nicht üblich bzw. unbekannt waren und biblische aussagen zur homosexualität ohnehin nicht auf das angewendet werden können, wie homosexualität heute verstanden und gelebt wird.Dass liebevolle Partnerschaften "unbekannt" waren, ist etwas unscharf formuliert, aber im Prinzip richtig. Wie jemand mal gesagt hat: damals wurden die Leute aufgefordert, ihre Ehepartner zu lieben, heute werden wir aufgefordert, die zu heiraten, die wir lieben - was fatal sein kann, wenn Verliebtheit mit Liebe verwechselt wird. Wobei natürlich reine Vernunftehen auch ihre Nachteile haben, vor allem wenn die Vernunftgründe nicht von den Leuten stammen, die verheiratet werden, sondern z.B. deren Eltern :tard:
Will, sagen: das ist nur zum Teil eine Frage von dem, was die Leute wussten, sondern auch eine Frage, wie die entsprechenden Taten bewertet werden. Nach der Bibel ist es z.B. unmöglich, einen Ehebruch mit "aber wir lieben uns doch!" zu rechtfertigen. Ehebruch ist Sünde, egal wie sehr die sich lieben, Punkt.
Das alles näher zu betrachten ist ein weites Feld, beschränken wir uns deshalb auf die Frage Homosexualität.
Das griechische Wort für einen männliche bzw. eine weibliche Tempelprostituierte (ιεροδουλος, -η) kommt in NT nicht vor. Weshalb du schon mehr als "da sind irgendwelche Experten zu dem Schluss gekommen" anführen solltest, wenn du belegen willst, dass es im irgendwo direkt um Tempelprostitution geht (natürlich geht es, wenn über Prostitution oder Unzucht im Allgemeinen gesprochen wird, indirekt auch um Tempelprostitution). Die Ausdrücke, die im NT benutzt werden, wenn es darum geht, dass zwei Männer miteinander Verkehr haben, sind (absichtlich?) so allgemein gehalten, dass eine Einschränkung z.B. auf rituelle Prostitution schon sehr gute Argumente benötigt, um ernst genommen zu werden.
Das hat das NT übrigens mit dem AT gemeinsam (was ja auch nicht überraschend ist, das NT ist von Juden geschrieben worden). Auch da sind die Formulierungen z.B. in 3.Ms 18,22 sehr allgemein.
Und im AT kommt das Thema "Tempelprostitution" durchaus vor. Beispielsweise kann mensch sich fragen, was in 1.Sam 2,22 genau abgelaufen ist. Und sviw bezieht sich 5.Ms 23,18 auf Geld, das von weiblichen und männlichen (Tempel-)Prostituierten angeschafft wurde. Nur wie gesagt: da wo Verkehr zwischen Männern verboten bzw. als "Gräuel" bezeichnet wird, wird das ganz allgemein beschrieben: ein Mann schläft mit einem Mann wie mit einer Frau.
Ich kann also weder im AT noch im NT erkennen, dass es da um eine bestimmte Ausprägung des homosexuellen Verhaltens geht, wenn Verkehr zwischen Männern als Sünde bezeichnet wird. Und da die kulturelle Ausprägung von Homosexualität in der Umwelt das ATs anders war als in der Umwelt des NTs, und die Beurteilung die gleiche ist, komme ich zu dem Schluss, dass kulturelle Unterschiede zur Ausprägung der Homosexualität in unserer Gesellschaft für die Frage, ob Verkehr zwischen Männern laut Bibel Sünde ist, irrelevant ist. Genauso wie andere Unterschiede - für Paulus ist der (zu seiner Zeit wichtige) Unterschied zwischen dem, der penetriert, und dem, der sich penetrieren lässt, offensichtlich komplett irrelevant.
Und jetzt warte ich auf deine Argumente. Wobei ich nicht versprechen kann, zeitnah zu antworten, hab IRL genug zu tun, um Forenbesuche zu minimieren.
Zitat:ich wette aber, daß du trotz deines pochens auf die eindeutige interpretationshoheit "kulturanthropologischer und historischer Erkentnisse" nicht bereit bist, dies zu akzeptierenIch weiß nicht, warum du mir am laufenden Band unterstellst, so was wie eine Deutungshoheit zu beanspruchen. Bring doch deine Sachargumente vor, und beobachte, wie ich darauf reagiere, statt hier ständig ad hominem zu argumentieren. Wenn ich dann auf sachliche Argumente mit Beleidigungen oder persönlichen Unterstellungen reagiere, oder Argumente ohne triftige Begründung (Gegenargumente) ausschließe - dann darfst du ruhig darauf hinweisen, dass deine Vor-Urteile sich glänzend bestätigt haben.
Relativismus: "du hast deine Wahrheit, ich habe meine, beide sind richtig"
Toleranz: "was du sagst ist falsch, aber du hast das Recht, es zu sagen"
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