09-04-2010, 01:55
RE: Christianentum
Kephas schrieb:
eigentlich bin ich mitten in der Nacht viel zu müde, Dir zu antworten, aber Euer Ringen um Sprache und persönliche Inhalte, um Verstehen und Verstandenwerden, regt mich viel zu sehr auf, um schlafen zu können.
Ich habe große Schwierigkeiten auszudrücken, was ich im Folgenden sagen will. Ich versuche es.
Ich habe nur ein begrenztes Vertrauen in mein Schicksal, weil ich es für möglich halte, daß ich irgendeine Fähigkeit, die ich von Gott geschenkt bekommen habe, sagen wir Aufmerksamkeit beim Autofahren, einmal nicht anwende. Dann sind meine über 40 Jahre unfallfreies Fahren beendet, nicht weil mir die Aufmerksamkeit nicht geschenkt wurde, sondern weil ich sie nicht angewendet habe. Mein Vertrauen in Gott wäre grenzenlos, wenn ich wüßte, daß ich alle seine Geschenke, sagen wir Aufmerksamkeit, Voraussicht, Konzentration, Höflichkeit, Selbstkontrolle und vieles mehr auch anwenden würde.
Es fällt mir schwer, Menschen in der Kirche um ihr Heil beten zu sehen oder in einem Gottesdienst, der für mich als Christianer eher ein Suchdienst ist, um ihr Heil bitten zu hören.
Ich glaube in tiefster Seele an die These 25 des Christianentums:
"Wer ist unter euch, der glaubt, daß euer Gottesdienst Gott nicht dient, es sei denn, ihr sitzt am Steuer im Auto oder im Cockpit eines Flugzeugs oder steht auf der Brücke eines Schiffes und ruft alle eure Fähigkeiten wach, die Gott euch schenkte, wie Aufmerksamkeit, Enthaltsamkeit bei Drogen, Konzentration, Vorsicht und Voraussicht, denn das ist der wahre Gottesdienst."
Wenn ich nun durch Unaufmerksamkeit einen Autounfall verursache oder durch Überheblichkeit ein Flugzeug mit 250 Menschen über Queens bei New York zum Absturz bringe oder durch Leichtsinn einen Kohlefrachter in das Great Barrier Reef fahre, hat dann Gott zugeschaut und alles geschehen lassen ? Das sind die Fragen, die mich umher treiben und die ich in Ermangelung einer vernünftigen Antwort erstmal provisorisch als Irrtümer Gottes bezeichne, was natürlich überhaupt keine Erklärung ist, sondern ein Versuch, die 5 Prozent unerklärlichen Fehler inmitten der 95 Prozent geglückten Versuche Gottes mir verständlich zu machen.
Demnächst fliege ich nach Madeira und mein Vertrauen in Gott ist nur so groß, wie mein Vertrauen in den Piloten, der den schwierigen Anflug in Funchal meistert. Dabei ist es völlig egal, ich wiederhole, völlig und absolut egal, ob er Atheist oder gottgläubig ist, wenn er nur die Gesetze Gottes befolgt und uns sicher landet.
Sorry, aber ich kann nicht anders denken.
Volker
Kephas schrieb:
Zitat:(07-04-2010 22:15)petronius schrieb:Lieber Kephas,
... es ist aber sicher so, daß auch gläubigen christen das umfassende vertrauen in gott nicht geschenkt, sondern auf dem weg über zweifel erworben wird - und dann auch nicht unerschütterlich für alle ewigkeit bestehen muß
...
Ich habe einmal einen Christen (Freikirchler) kennengelernt, der sich seiner Beziehung zu Jesus (incl.Gottvertrauen) absolut sicher war nach dem Motto:
"Mir kann nichts passieren, Gott ist eh auf meiner Seite!"
Mir war der Mensch ausgesprochen unsympatisch.
Du hast vollkommen recht, Gott als Christ zu vertrauen heisst nicht, niemals Zweifel zu haben, nie um den Glauben - im übertragenen Sinn - kämpfen zu müssen- ich habe es vor 2 Jahren selber erlebt, daß ich jeden Tag den Glauben und die Überzeugung, daß Gott mich nicht fallen lässt aufs Neue "erkämpfen" musste.
eigentlich bin ich mitten in der Nacht viel zu müde, Dir zu antworten, aber Euer Ringen um Sprache und persönliche Inhalte, um Verstehen und Verstandenwerden, regt mich viel zu sehr auf, um schlafen zu können.
Ich habe große Schwierigkeiten auszudrücken, was ich im Folgenden sagen will. Ich versuche es.
Ich habe nur ein begrenztes Vertrauen in mein Schicksal, weil ich es für möglich halte, daß ich irgendeine Fähigkeit, die ich von Gott geschenkt bekommen habe, sagen wir Aufmerksamkeit beim Autofahren, einmal nicht anwende. Dann sind meine über 40 Jahre unfallfreies Fahren beendet, nicht weil mir die Aufmerksamkeit nicht geschenkt wurde, sondern weil ich sie nicht angewendet habe. Mein Vertrauen in Gott wäre grenzenlos, wenn ich wüßte, daß ich alle seine Geschenke, sagen wir Aufmerksamkeit, Voraussicht, Konzentration, Höflichkeit, Selbstkontrolle und vieles mehr auch anwenden würde.
Es fällt mir schwer, Menschen in der Kirche um ihr Heil beten zu sehen oder in einem Gottesdienst, der für mich als Christianer eher ein Suchdienst ist, um ihr Heil bitten zu hören.
Ich glaube in tiefster Seele an die These 25 des Christianentums:
"Wer ist unter euch, der glaubt, daß euer Gottesdienst Gott nicht dient, es sei denn, ihr sitzt am Steuer im Auto oder im Cockpit eines Flugzeugs oder steht auf der Brücke eines Schiffes und ruft alle eure Fähigkeiten wach, die Gott euch schenkte, wie Aufmerksamkeit, Enthaltsamkeit bei Drogen, Konzentration, Vorsicht und Voraussicht, denn das ist der wahre Gottesdienst."
Wenn ich nun durch Unaufmerksamkeit einen Autounfall verursache oder durch Überheblichkeit ein Flugzeug mit 250 Menschen über Queens bei New York zum Absturz bringe oder durch Leichtsinn einen Kohlefrachter in das Great Barrier Reef fahre, hat dann Gott zugeschaut und alles geschehen lassen ? Das sind die Fragen, die mich umher treiben und die ich in Ermangelung einer vernünftigen Antwort erstmal provisorisch als Irrtümer Gottes bezeichne, was natürlich überhaupt keine Erklärung ist, sondern ein Versuch, die 5 Prozent unerklärlichen Fehler inmitten der 95 Prozent geglückten Versuche Gottes mir verständlich zu machen.
Demnächst fliege ich nach Madeira und mein Vertrauen in Gott ist nur so groß, wie mein Vertrauen in den Piloten, der den schwierigen Anflug in Funchal meistert. Dabei ist es völlig egal, ich wiederhole, völlig und absolut egal, ob er Atheist oder gottgläubig ist, wenn er nur die Gesetze Gottes befolgt und uns sicher landet.
Sorry, aber ich kann nicht anders denken.
Volker

