(27-02-2010, 20:00)Gundi schrieb: mich würde mal interessieren was ihr unter dem Begriff "Würde" versteht? Und wer alles Würde hat? Besitzt jedes Lebewesen eine Würde? Oder auch die unbelebte Natur? Ist die Würde des Menschen höher einzustufen als die von Tieren da er sich seiner bewusst ist? Ermöglicht vieleicht erst Gott eine Würde? Woher kommt die Würde ohne Gott?
"würde" kommt imho von "wert". d.h., sie drückt den wert aus, den man jemand (oder etwas) in bezug auf eine bestimmte eigenschaft zuweist
ein athlet etwa, der nach mühevollem training in einem spannenden wettkampf erster geworden ist, ist ein "würdiger sieger" - wir anerkennen den wert seines siegs. wird er des dopings überführt, so gilt er als der siegermedaille "unwürdig" - wir ordnen ihr keinen wert mehr zu, weil er sie sich erschlichen hat
ein mensch strahlt würde aus (tritt "würdevoll" auf), wenn er die von ihm selbst verkündeten werte glaubhaft verkörpert. dennoch ist diese "würde" weniger eine intrinsische eigenschaft der person als daß sie dieser zugeschrieben wird. "würde" existiert nur dort und insofern, wo und als sie von der "würdigenden" gruppe zugeschrieben wird
ein schönes beispiel dafür ist auch das grundgesetz:
die würde des menschen ist unantastbar
dies ist nicht etwa die durch irgendetwas belegte feststellung einer tatsache (wie sich an zahlreichen historischen beispielen zeigen läßt, insbesondere in der jüngeren deutschen geschichte), sondern eine aufforderung, ein ziel:
wir als verfassunggebende versammlung ordnen dem menschen einen wert an sich zu, aus dem unantastbare rechte folgen, die nicht etwa gesellschaftlichen oder sonstigen nutzüberlegungen folgen (so hat eben auch der kriminelle seine unantastbare würde, obwohl ihm aus praktischen gründen viele bürgerrechte entzogen werden)
"würde" hat keine andere legitimation als die, daß und inwiefern sie zugestanden wird. auch die berufung auf "gott" oder andere transzendente instanzen ändert daran nichts bzw. hilft da nicht weiter in sachen einer legitimation dieses anspruchs
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

