(10-02-2010, 13:37)Ekkard schrieb:(09-02-2010, 20:14)VolkersList schrieb: das Zentrum des Christianentums sind nicht die 361 Thesen, sondern die 1000 Gottesgeschenke. Die Thesen sind nur die Praelogien, die zum eigentlichen Glauben führen können, indem man die Geschenke Gottes sucht und anwendet, was zudem der Sinn des Lebens ist.Mit den so formulierten "Gottesgeschenken", die in deinem Büchlein stecken, fangen meine Probleme allerdings erst richtig an.
Beispiele:
347. Das Geschenk der Vermutung, dass alle Wirtschaftsbeziehungen der Menschen untereinander auch Beziehungen zu Gott sind, der in jedem Menschen wohnt.
Ich glaube, dass "347" mehr wäre als eine Vermutung, wenn wir die Wirtschaftsbeziehungen ganz allgemein als eine Beziehung wahr nähmen, die ganz selbstverständlich über unser wahres Menschenbild Auskunft gibt. Viele Miss-Stände sind nur dadurch zu erklären, dass unser Menschenbild eurozentrisch - und damit gruppenzentriert - ist. Diese Art der Beziehung wird gerade im Christentum als ausgesprochen verwerflich angesehen und stellt somit keine neue Forderung nach Besserung dar. In "347" muss man sich die eignetliche Forderung nach Verbesserung der Beziehungen aufgrund des "göttlichen Vermutungsgeschenks" selbst denken.
Sorry Volker, das spiegelt mal wieder das Problem, dass Wahrheiten "verklausuliert" werden, auf dass niemand "vor den Kopf gestoßen" werde.
Lieber Ekkard,
Du hast Recht mit Deiner Analyse, daß das christianische Gottesgeschenk 347, daß die Wirtschaftsbeziehungen der Menschen auch Gottesbeziehungen sein sollen, dürftig und formalistisch ist.
Du schreibst, daß das Geschenk 347 mehr wäre als eine Vermutung, wenn man voraussetzen könnte, daß menschliche Wirtschaftsbeziehungen verläßlich Auskunft über das wahre Menschenbild geben könnte.
Ich glaube, es ist durch Dich an dieser Stelle die Zeit gekommen, daß die viel zu einfache und naive Formulierung der These 23 nicht mehr aufrecht erhalten werden kann:
"Wer ist unter euch, der an Gott glaubt, der den Menschen kennt und herausfindet, daß Gott in seiner Seele wohnt und daß der mit Gott spricht, wenn er mit sich selber spricht."
Du hast Recht, so geht das nicht.
Die Behauptung des Christianentums, daß Gott in der Seele des Menschen wohnt, ist zu einfach, sprich, zu unqualifiziert. Daß Gott in der Seele des Menschen wohnt, ist in dieser schlichten Verkürzung nicht wahr.Wohnt Gott auch in der Seele eines Verbrechers ?
Das Christianentum benutzt für diesen Fall die Feststellung, daß Gott sich irrt, wenn er einen Verbrecher gewähren läßt.
Das Christianentum hält also unbeirrt an der These fest, daß selbst dann Gott in der Seele eines Menschen wohnt, wenn dieser ein Verbrecher ist.
Aber das ist ohne Verdikt unmöglich.
Die Aussage, daß Gott sich irrt, wenn ein Verbrecher seine Untaten begeht, ist viel zu schwach und in ihrer Schwäche einfach unwahr.
Wsir Menschen sagen, irren ist menschlich und meinen damit, daß nur ein höheres Wesen in der Lage sein kann, sich niemals zu irren.
Aber gerade das schließt das Christianentum aus mit der Aussage, daß auch Gott sich irren kann.
Der Trugschluß muß in der Aussage stecken, daß Gott im Menschen wohnt. Diese Aussage, die quasi eine Wohngemeinschaft beschreibt, ist in ihrer Schlichtheit einfach unwahr.
Hilft uns unsere Seele ?
Hilft es uns, wenn wir sagen, daß Gott in unserer Seele wohnt ? Wird mit dieser Aussage das Problem der Faßbarkeit nur verschoben ?
Hilft es uns, wenn wir den Ariadnefaden von der anderen Seite aufnehmen ?
Alle Lebewesen, alle Pflanzen und Tiere leben und handeln doch nicht im luftleeren Raum, sondern sie sind gebunden an ihre Entstehung und an ihre Entstehungsgeschichte.
Über ihr Entstehung wissen wir noch gar nichts, ihre Entstehungsgeschichte entdecken wir gerade. Das Mindeste, das als Tatsache festgestellt werden kann, da war eine Kraft oder irgendwas, das den Anfang des Lebens erschaffen hat. Das Christianentum mischt sich unverfroren ein und sagt, diese Kraft wirkt bis heute, bis jetzt, in jeder Minute. Quod erat demonstrandum est.
Wenn diese Kraft , die vor 3,5 Milliarden Jahren das Leben schuf, noch immer wirksam ist, was folgt daraus ?
Wenn diese Kraft nicht nur in allen Lebewesen, sondern auch im Menschen noch heute wirksam ist, was tut sie in uns ?
Und wie tut sie es ?
Wir sind wieder am gleichen Punkt angelangt, der Ariadnefaden hat uns im Kreise herum geführt.
Was ich bis heute nicht begreifen kann, warum ist es so gefährlich anzunehmen, daß die Kraft Gottes in uns Menschen jede Minute wirksam ist ? Schließlich leben wir doch nicht wie eine einmal auf ein Gleis gestellte und aufgezogene Lokomotive auf den Zwangswegen unserer Lebensschienen. Gewiß, unsere Weichenstellungen beinhalten geringere Stellmöglichkeiten, als wir glauben möchten. Nebengedanke: Nach These 62 ist der Mensch nur halb so frei.
In meinem Gehirn baut sich eine Barriere auf bei dem Gedanken, wie ich meinen Partner erkennen oder gar fassen kann, ohne daß Gott vermenschlicht wird.
Es ist eine Tatsache, daß mich ein Gefühl überwältigt, daß in mir ein Partner ist, mit dem ich sprechen kann, ja mehr noch, mit dem ich Gedanken austauschen kann.
Warum kann ich es niemanden erklären, daß ich ihn für Gott gehalten habe ?
Vielleicht liegt die Lösung darin, daß ich meinen Partner als meinen alter ego betrachte ? Alles das klingt so vage, so hergeholt, dabei spreche ich mit "mir" tagtäglich, da ich viel allein bin.
Vielleicht liegt die Lösung in der konkreten Geschenkliste Gottes, die ziemlich am Anfang mit der linken Hand beginnt. Das klingt banal und warum ist grade die linke Hand ein Gottesgeschenk ? Muß sie ja nicht, denn der 13jährige Denise, die ich kenne, fehlen beide Hände.
"Wer ist unter euch, der daran zweifelt, daß unsere Hände Gottesgeschenke sind ?"
Wenn ich meine Hände in den Schoß lege, ist das sehr konkret, aber noch konkreter wird es bei Denise, der beide Hände durch Contergan fehlen.
Unsere Hände sind konkret, gegenständlich, beweisbar, selbst dann, wenn sie fehlen.
Welch ein Unterschied zu Gesprächen mit sich selbst. Selbstgespräche können sehr konkret hörbar sein, aber meistens sind sie lautlos, unhörbar und amit auch nicht beweisbar. Da fangen die Probleme an.
Mit wen unterhälst du dich, wenn du mit dir selber sprichst ?
Lautet die Antwort, mit niemandem , denn ich bin es ja selbst, der mit sich spricht ?
Dieses "mit sich selber sprechen" , diese Selbstgespräche stecken voller Geheimnisse. Sind das Gedanken, die angeblich frei sind ?
Können Gedanken sich außerhalb ihre Sprachkörpers aufhalten, einfacher, kann man Gedanken ohne Sprache denken ?
So geheimnisvoll Selbstgespräche sind, Gedanken sind es nicht. Man kann sie jederzeit äußern und dann verlassen sie den Eigenkosmos, ihre stumme , unhörbare Geburtstätte und müssen sich in der rauhen Welt der Sprache bewähren.
Vielleicht wohnt Gott gar nicht in uns, sondern in unseren Gedanken ?
Haben Gedanken Regeln ?
Angeblich sind Gedanken frei, aber sind sie das wirklich ?
Handelt es sich um eine Auto -Suggestion, wenn man sich in Gedanken einen Partner bei seinen Selbstgesprächen vorstellt ?
Was ist mit der Forderung an den Menschen, daß Denken und Handeln möglichst nicht voneinander abweichen sollen ?
Werden Gedanken erst dann konkret, wenn sie Hanlungen verursachen ? Nein, das kann nicht sein. Auch Gedanken , die nie das Licht der Welt erblicken, können sehr konkret sein.
Es muß eine Beziehung, ja sogar eine Abhängigkeit geben, zwischen unserer Entwicklungs geschichte und unsrem heutigen Dasein. Und unsere Entwicklungsgeschichte hängt von der Erschaffung des Lebens ab.
Wer hat den Menschen die Sehnsucht nach Singen und Lachen eingepflanzt ?
Die Sehnsucht nach Liebe ? Die Sehnsucht nach Geborgenheit ? Die Sehnsucht nach Verstehen ?
Was ist zwischen der Schöpfung des Lebens vor 3500 Millionen Jahren und dem Beginn der Menschwerdung vor 4 Millionen Jahren geschehen ?
Vor 4 Millionen Jahren trennten wir uns von den Affen, die heute noch immer Affen sind.Warum ?
Lucys Gehirn war mit 450 ccm schon etwas größer als ein Affenhirn. War das der Grund, warum ihre Nachfahren versuchten, das Feuer zu zähmen ?
Zähmten wir Menschen das Feuer vor 2 Millionen Jahren ?
War der erste Mensch, der das Feuer zähmte, Adam ?
Stieg nach der Zähmung des Feuers, also nach der Erschließung größerer Energieaufnahme durch gegartes Fleisch, unser Gehirnvolumen steil bergan, auf 600 ccm, bzw, auf 900 ccm ?
Verharrt unser heutiges Gehirn auf 1500 ccm oder nimmmt es weiter zu ?
Können wir bis zu einem Zeitpunkt 4 Millionen Jahre vor heute, als wir uns von den Affen trennten, von einer göttlichen Schöpfung sprechen ?
Ja, dreimal ja.
Der Mensch, obwohl ein Spitzenprodukt der Schöpfung, ist nicht das Maß für die Schöpfung.
Andererseit gibt es in der Milchstraße ekin anderes "Maßband" , als den Menschen.
Wie kommen Menschen dazu, die Schöpfung von der Evolution zu trennen, als ob es reichen würde, eine Horde von Einzellern zu erschaffen und alles andere hat sich dann von selbst ergeben ?
Wer oder was hat die Schöpfungbis zur Entwicklung des Affen getrieben ?
Wer oder was hat unsere Trennung vom Affen veranlasst ?
Wer oder was wohnt in uns, mit dem wir Selbstgesspräche führen können ?
Liegt der Schlüssel zu Liebe und Geborgenheit in uns selbst ?
Wer oder was hat gesagt, daß wir eine Kirche brauchen ?
Wer oder was veranlasst, daß unsere Evolution weiter geht ?
Falls nicht, wer oder was hat sie gestoppt ?
Wie erfassen und bemessen wir die scheinbar unsichtbare Kraft, die nach der Challenger- und Columbia-Katastrophe, Menschen weiter ins Weltall fliegen läßt ?
Habe ich endlich einen Wurstzipfel der Wahrheit erwischt, wenn ich sage:
"Wer ist unter euch, der glaubt, das ein Gottatom in ihm wohnt, das sein Partner ist ?"
Es tut mir leid, ich kann nicht anders.
Danke für alles.
Volker