05-02-2010, 22:10
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05-02-2010, 22:33 von Hikikomori.)
(05-02-2010, 20:29)Gundi schrieb: Hallo Hikikomori,
sorry dass ich deinen Beitrag gesplittet habe (ich weiß du magst das eigentlich nicht) aber es ist so einfacher auf bestimmt Punkte einzugehen:
[...]
Es ist nicht ganz richtig, ich mag es nicht wenn sich eine Diskussion, unabhängig davon ob es ein Gespräch zwischen mir und jemand anderem oder zwischen zwei oder mehr anderen Menschen ist, zu sehr aufsplittert und im Extremfall in einzelne Sätze fragmentiert wird. Das macht es einfach schwerer für mich dem eigentlichen Sinn oder Ziel zu folgen oder beides zu erfassen.
Eine Rücksichtnahme Deinerseits ist zwar sehr nett, aber laß Dich bitte davon nicht daran hindern Beiträge von mir in einzelne Themenabschnitte aufzuteilen. Das ist einerseits kein Problem und ich werde sowieso versuchen wieder zusammenhängend zu antworten und damit hoffentlich vermeiden daß beide Parteien (unbewußt) immer weiter fragmentieren bis zu einem Punkt an dem es unangenehm wird. Trotzdem Danke.
Du hast weiter unten in Deinem Beitrag auf einige Unterlassungsfehler und Ungenauigkeiten meinerseits hingewiesen, darauf möchte ich zuerst eingehen bevor ich mich dem eigentlichen Punkt widme an dem wir unterschiedlicher Ansicht zu sein scheinen.
Du hast völlig recht, würde Gott tatsächlich ausserhalb unserer Wahrnehmungswelt existieren würde er nicht aufhören zu existieren wenn unsere Sehnsucht nach ihm verschwände. Deshalb schrieb ich existieren ja unter Anführungszeichen, da ich es eher ironisch oder metaphorisch verstanden wissen wollte.
Aber würde Gott aus unseren Sehnsüchten verschwinden würde er in unserer Wahrnehmungswelt nach und nach ebenfalls verschwinden, bis im Extremfall kein Mensch mit dem Begriff Gott mehr wirklich etwas anfangen könnte, es sei denn im historischen Kontext, als ein Konzept das absolut seltsam wirken müßte.
Und auch mit Deiner Kritik an meinen Ausführungen zu Moral hast Du recht, Gläubige Menschen handeln natürlich nicht immer und ausschließlich nach Gottes postuliertem Willen, und manche, wie "die Atheisten" hier in Disputen über die Moral nicht müde werden zu betonen, sogar nicht einmal wirklich nach moralischen Gottesgeboten, selbst wenn sie das manchmal glauben.
In Diskussionen über Ethik kommt das immer wieder zum Vorschein, wenn Gläubige eine gottgebene Moral oder ein Fundament dafür annehmen wird dagegengehalten daß viele "gute" Atheisten nach denselben Regeln entscheiden wie sie sich verhalten sollten, und damit sowie mit evoltionspsychologischen und sozialen Argumenten das Postulat Moral wäre göttlich von sich weisen. Und die logische Umkehr davon lautet natürlich auch das Atheisten moralisch schlecht sein können. Lediglich über eine relative Gewichtung läßt sich hier ernsthaft diskutieren, und diese Gewichtung hängt natürlich stark davon ab ob man zum Vergleich nachdenkliche Gläubige wie Ekkard, der sich einmal als christlichen Agnostiker bezeichnete, heranzieht und als Maßstab nimmt oder ob man sich ungebildete verarmte Menschen aussucht die Religion nicht einmal als ein potentiell gefährliches System der Lenkung wahrnehmen, geschweige denn seine Funktionsweise und die menschliche Psychologie ansatzweise verstehen, geschweige denn sich den Luxus erlauben können in ihrer harschen Umwelt zu moralisch zu sein.
Nur leider spricht natürlich für Feuerbachs Argument alleine schon die Tatsache daß die verarmten und ungebildeten Menschen auf unserer Welt immer noch die Mehrheit stellen, was aber für die Frage welche Menschen moralischer sind die gleiche Bewandnis haben dürfte wie die Tatsache daß Afrikaner in früheren Jahrhunderten sehr ungebildet waren dafür sprach daß sie genetisch minderwertig seien. Nämlich gar nicht beziehungsweise nur vordergründig scheinbar. Was einen sonst so intelligenten Menschen wie zum Beispiel Schopenhauer der diesem Argument seiner Zeit auch aufgesessen war in dieser Frage zu einem Dummkopf macht der Bildung mit Intelligenz verwechselt oder zumindest glaubt von ersterem auf letzteres schließen zu dürfen. Gut daß er kein erkenntnistheoretischer Philosoph war.
Nun möchte ich auf Deine Kritik an meinen anfänglichen Ausführungen eingehen, Spiritualität und Gott.
Man darf als Autor natürlich zuallererst einmal sein Publikum und ihre Lebenswelt nicht aus den Augen verlieren, und man ist auch nicht in der Lage seine eigene abzulegen. Insofern ist die Frage "Spiritualität: Warum?" nur vordergründig eine Frage die mit Gott zusammenhängen muß. Gott ist aber nur ein Aspekt und eine Manifestation von Spiritualität, auch polytheistische Weltbilder und Naturreligionen mit ihren von Geistern beseelten Tieren, Pflanzen und Umgebung sind mögliche Ausdrücke dieses Bedürfnisses. Genauso wie die Frage Schicksal oder Zufall.
Vermutlich hat Feuerbach also bei der Konzeption und Ausarbeitung seiner Thesen nicht nur seine erlernten und möglicherweise verworfenen Ansichten und die seiner Landsleute und Zeitgenossen im Blick gehabt, das eine als bewußte oder unbewußte (teilweise) Einschränkung der eigenen Perspektive und das andere als erfolgversprechende Basis für seine Argumentation und ihrer Ausrichtung, sondern auch die von Dir als korrekt akzeptierte Barriere der Erkenntnis.
Man könnte also sagen, wenn man mir die ungeschickte Metapher gestattet, er verhielt sich vielleicht wie ein Spieler beim Schach, er wußte daß man den König nicht schlagen kann, und hat ihn deshalb einfach nur einer seiner, aus Feuerbachs und meiner Sicht, letzten Figuren beraubt und den König damit ins Schach gesetzt. Natürlich hat er dabei die Figur angegriffen die sich tatsächlich auf dem Spielfeld befand und nicht eine die darauf sein könnte.
Man könnte aber den König natürlich auch Quargsjr nennen und anders formen, es würde aber nichts ändern.