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US-Evangelikale fördern Schwulen-Hatz
#59
(11-01-2010, 12:42)DureeTotale schrieb: Die radikale Verurteilung homosexueller Menschen durch die Bibel (sowohl im AT wie im NT) ist offensichtlich, eindeutig und völlig unmissverständlich...!

Eben NICHT!
Schaut man sich die Bibelstellen genauer an, ohne fundamentalistische Brille, nämlich sachlich und unvoreingenommen, findet man schnell heraus, das viele der Probleme durch falsche oder/und unvollständige Übersetzungen zustande kamen. Hier in Beispiel aus zwei Bibelzitaten, die das belegen:

Sind Schwule Weichlinge? (1 Kor. 6:9,10 und 1 Tim. 1:9,10)


Diese beiden Schriftstellen von Paulus werden oft benutzt, um Homosexuelle als Sünder zu verdammen, besonders gerne von fundamentalistischen Christen (neben Römer 1 die bei Fundamentalisten beliebteste Stelle im Neuen Testament):

Oder wisst ihr nicht, das Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Wollüstlinge, noch Knabenschänder, noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Räuber werden das Reich Gottes erben. (1. Korinther 6:9 & 10)

Aha, Homosexuelle schänden also kleine Jungen, sind sexgierig, und kommen deshalb nicht in den Himmel. Gut zu wissen (LoL)

... dass für einen Gerechten das Gesetz nicht bestimmt ist, sondern für Gesetzlose und Widerspenstige, für Gottlose und Sünder, für Heillose und Unheilige, Vatermörder und Muttermörder, Mörder, Unzüchtige, Knabenschänder, Menschenräuber, Lügner, Meineidige, und wenn etwas anderes der gesunden Lehre entgegensteht. (1. Timotheus 1:9 & 10)

Was für eine Überraschung! Homosexuelle sind (wieder einmal) Knabenschänder und gottlose Sünder. Es wäre zum lachen, wenn es wegen der Folgen nicht so traurig für die Betroffenen wäre.
Die beiden Wörter, die Homosexualität beschreiben sollen, werden von Luther mit „Wollüstlinge“ (griechisch: Malakoi) und „Knabenschänder“ (Griechisch: Arsenokoitai) übersetzt.
Die King James Version, die Bibel, die für alle englischsprachigen Christen verfügbar ist, übersetzt Malakoi mit Homosexuals (Homosexuelle), was eigentlich nicht die Bedeutung haben kann, denn das Wort Homosexualität kam erst Ende des 19.Jahrhunderts auf. Vorher glaubte man, dass dieses Wort sich von „Malakee“ abgeleitet, was „Masturbation“, also Selbstbefriedigung, bedeutet. Erst, als aufgeklärte Menschen erkannten, dass Selbstbefriedigung keine Sünde ist, sondern eine nützliche Funktion hat, wurde von Homosexualität als Bedeutung für dieses Wort gesprochen. Aber was meinte Paulus mit dem Wort genau? Niemand weiß es. Anderswo in der Bibel wird dieses Wort Malakoi ebenfalls benutzt, und zwar für Menschen, die:

Weich

Kränklich

Feige

Zart/sanft

Ausschweifend, oder

Flüssig

sind. Es wird für Menschen gebraucht, die disziplinlos und moralisch schwach sind, unfähig zur moralischen Integrität und Selbstkontrolle, jedoch nirgendwo wird es in einem sexuellen Zusammenhang gestellt.
Was aber bedeutet „Arsenokoitai“? Englische Bibeln übersetzen das Wort mit „Sodomites“ (Sodomiten= Einwohner Sodoms), ein Wort, dass früher fälschlicherweise für Homosexuelle benutzt wurde, wie wir gesehen haben, da Homosexualität in Sodom nicht die Sünde war.
Autoren, wie Gordon Fee in seinem Werk „The first epistle to the Corinthians”, vertreten die Ansicht, das es sich hierbei vielleicht um eine päderastische Beziehung gehandelt haben könnte, was allerdings auf schwachen Füßen als Argument steht, weil im 1. Timotheus nur das Wort Arsenokoitai benutzt wird. Niemand weiß genau, was dieses Wort bedeutet, das Paulus hier benutzte, und das sehr selten von anderen Autoren benutzt wurde (in den meisten Fällen, um männliche Prostituierte zu beschreiben).
Man geht davon aus, das dieses Wort aus zwei Wörtern, „Mann“ und „Bett“ zusammengesetzt ist, wobei Bett oft der Ausdruck für Sex war. Jedoch ist nicht geklärt, wie die Verbindung zum Wort „Mann“ gesehen wurde. War er Objekt oder Subjekt?
Und, es wurde nicht von Männern, sondern von nur einem Mann geredet. War der Mann nun mit einer Frau oder einem anderen Mann im Bett?
Dazu ein kleiner Blick auf das Wort arsenokoitoi, wie es außerbibliche Autoren benutzen:. Der Philosph Philo benutze es um 35 n. Chr., um Tempelprostitution zu beschreiben ((Philo, The Special Laws, III, VII, 40-42). Ebenso im 2. Jahrhundert nach Christi (Apology of Aristides, Kapitel 9 und 13). Über Analverkehr von Eheleuten, wo dieses Wort auch benutzt wurde, schrieb der damalige Patriarch von Konstantinopel, Johannes Jejunator, im 6. Jahrhundert:

“In fact, many men even commit the sin of homosexuality with their wives.” (Patrologiae cursus completus, Series Graeca, 88:1893-96)

„Tatsächlich begehen viele der Männer die Sünde der Homosexualität mit ihren Frauen“

Wie gesagt, erst im 6.Jahrhundert, wurde das Wort Arsenokoitoi mit Homosexualität gleichgesetzt, wobei darunter Analverkehr (auch mit Frauen) verstanden wurde.
Einige Gelehrte glauben, dass Paulus einen Namen ins Leben rief, um sich auf die Kunden "der weichlichen Callboys zu beziehen." Wir könnten sie "schmutzige alte Männer nennen." Andere übersetzen das Wort als "Homosexuelle", aber erklärten nie, was das bedeutet. Im Jahr 1958, zum ersten Mal in der Geschichte, übersetzte eine Person, dieses mysteriöse griechische Wort ins Englische, und entschied, das es Homosexuelle bedeutet, ein Wort, das es weder in Hebräisch noch in Griechisch gibt. Aber dieser Übersetzer traf die Entscheidung für uns alle, die den Wort Homosexuelle in die englischsprachige Bibel für das allererste Mal legten.
In der Vergangenheit verwendeten Leute die Schriften von Paulus, um Sklaverei, Abtrennung, und Rassentrennung zu unterstützen. Leute verwenden noch die Schriften von Paulus, um Frauen zu unterdrücken und ihre Rolle im Haus, in der Kirche, und in der Gesellschaft zu beschränken. Jetzt müssen wir uns fragen, "geschieht es wieder?" Ist ein Wort auf Griechisch das keine klare Definition hat, dafür benutzt, Vorurteile der Gesellschaft zu widerzuspiegeln und die homosexuellen Kinder des Gottes zu verurteilen?
Wir alle müssen näher auf dieses mysteriöse griechische Wort arsenokoitai in seinem ursprünglichen Zusammenhang schauen. Ich finde am meisten überzeugend das Argument von der Geschichte, dass Paulus die verheirateten Männer verurteilt, die unbehaarte junge Jungen (malakois) für das sexuelle Vergnügen anstellten, so, wie sie glatt rasierte junge Mädchen zu diesem Zweck anstellten. Verantwortliche Homosexuelle würden sich Paulus beim Verurteilen von solchen Menschen anschließen, der Kinder für die eigene Sexualität benutzt, gerade als wir uns irgendjemandem anderem beim Verurteilen der bedrohten Bandenvergewaltigung in Sodom oder dem Verhalten der sexbesessenen Priester und Priesterinnen in Rom anschließen würde. Also, wieder bin ich überzeugt, dass dieses Zitat sehr viel über Gott, aber nichts über die Homosexualität sagt, so, wie wir sie heute verstehen.
Doch wie sah damals in der antiken Welt, in Griechenland oder Rom, die Homosexualität aus? War sie akzeptiert?
Dazu Robin Scroggs in seinem Werk „"The New Testament and homosexuality",wo er sagte:

"The intellectual and, indeed, affective partner to a male was another male"

"Der intellektuelle, und, affective Partner eines Mannes war ein anderer Mann"

Die meisten dieser Männer waren verheiratet und hatten Kinder, aber das höchste Ideal war für Männer der Körper und Geist eines anderen Mannes. Heterosexuelle Ehen wurden als notwendiges Übel angesehen, um das Volk nicht aussterben zu lassen. In den oberen Gesellschaftsklassen wurde die Päderastie, die „Knabenliebe“, zum Ideal erhoben, denn diese Kinder bekamen auch Bildung und dadurch notwendige Kontakte, um als Erwachsene Karriere machen zu können, was jedoch eher die Ausnahme als die Regel war.
Neben der Päderastie gab es noch schwulen Sex mit Prostituierten oder Sklaven (die sich so manchmal freikaufen konnten), jedoch war die Päderastie am weitesten verbreitet.
Bei diesen pädosexuellen Beziehungen ging es nicht um Liebe, sondern um Sex. Der Erwachsene bestimmte, und der Knabe hatte zu gehorchen. Es war eine für den Knaben oft demütige und lieblose „Beziehung“.
Im antiken Griechenland, ebenso wie im antiken Rom, war Homosexualität weit verbreitet. Und so fehlte es nicht an, zum Teil recht deutlichen und witzigen Wörtern, um Homosexualität zu beschreiben. Malakoi und Arsenokoitoi jedoch waren nicht darunter.
Darum meinte Scroggs auch in seinem schon erwähnten Buch, dass es sich bei den Wörtern um Tempelprostitution handeln könnte, oder um eine pädosexuelle Beziehung, nicht aber um eine gleichberechtigte homosexuelle Liebesbeziehung.
Bis heute weiß man nicht, was diese beiden Worte, Malakoi und Arsenokoitai, wirklich bedeuten. Geht s dabei um Päderasten? Tempelprostitution? Sklavenvergewaltigung? Um Homosexualität jedenfalls nicht!
Und, solange das nicht geklärt ist, kann niemand diese Schriftstelle benutzen, um Homosexualität zu verurteilen.


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