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terribilis est locus iste
#6
Wenn ich noch einen Aspekt hinzufuegen darf
- im Hebraeischen das Wort Jirat haSCHEM, was auf Deutsch uebersetzt wird mit "G0ttesfuerchtigkeit" - ist dies Ehrfuerchten etwas, das sich auf Umsicht, Ruecksicht, Beruecksichtigung bezieht.
Angst - wie der Anklang von "eng" auch auf deutsch es besagt, ist etwas ganz Anderes.

Man kann sich vorstellen, bildhaft, dass Jirat darin besteht, dass jemand, der mit jemand anderem im Gebirge oder sonstwo herumspaziert, sich regelmaessig vergewissert, wo der andere ist. Wenn wir Pilze sammelten im Wald, wo man sich wegen des Bueckens und Abernten der Pilze nicht andauernd sah und auch mal ein paar Meter von einander entfernte, pflegte unsere Mutter in dichtem Abstand uns etwas zuzurufen, damit als Reaktion zumindestens ein bestaetigender Laut sie daueber orientierte, wo wir Kinder steckten. Bei ihr zuhaus gab es noch Urwaelder, da war das lebenswichtig.

Das Wort fuer "heilig" waere Qadosch. Im Zusammennhang zu Jakobs Erlebnis kann man noch 2 biblische Szenen hinzunehmen: einmal, was Moses am Horeb erlebte, am "brennenden Dornbusch":
"Zieh die Schuhe aus, der Ort, wo du stehst, ist quadosch!" - wieso die Schuhe ausziehn? Weil die Strecke so gefaehrlich sein kann, dass man jederzeit lebens-gefaehrlich ausgleiten koennte, sei es, dass der Felsen bricht, oder in einem Moor, dann wuerden geuebte Barfussgeher lieber ohne Schuhe mit den Fuessen tasten, wo sie gehen.
In der Praxis wird Sanctus "heilig" oft fuer ein Synonym von Gloria (Ehre) gehalten oder gar wie Ga'o Ga'a ("Hoch soll er leben") behandelt.
Das ist aber wieder ein riesiger Unterschied, Heiligkeit eines Ortes oder Dinges oder Wesens besagt, dass man sich da mit etwas in Beruehrung bringt, das in einer zweiten Dimension ganz anders ist als was es scheint. Im Alltag koennen Menschen zornig werden oder panisch reagieren, wenn jemand ohne ihre Genehmigung an etwas geht, das man fuer "irgendetwas" halten koennte - sei es ein kleiner Bleistift, der eigene Schriftsteller-Schreibtisch oder Regionen am eigenen Leib, an die man im Leben nur Leute heranlassen wurde, die man selber zuliess.
Es braucht meist eine Mitteilung, dass dies etwas besonders ist, und die bekommt man meistens auch gleich gesagt oder in Gebaerden mitgeteilt.
Im hoeheren Sinne meint das Wort Heilig so etwas auch: es gehoert nicht zu den jedem verfuegbaren Dingen, und der Engelbote vom Dornbusch verlaesst ja auch 40 Jahre spaeter das Volk Israel, weil Leute ihm nicht wuerdig genug einer Heiligkeit schienen - aus dem Aspekt eines pur geistigen Engelboten heraus.

G0TT blieb aber dabei, schon weil ER mehr von uns, von jedem Einzelnen mitweiss. Dennoch, es gab diesen Tag, wo ER Moses testet und sagt: Lass Mich diese alle vernichten, sie haben sich zu arg vergangen, ICH mach ein neues Volk, aus Dir zum Beispiel! - und Moses tapfer kontert: Lieber vernichte Du mich als das Volk, sollen die anderen Voelker etwa Deiner spotten, dass DU Dir ein Volk aus Aegypten heraus holtest und dann in der Wueste umkommen liessest?

Also religioes besagt "heilig", dass man in einem Grenzbereich ist, der gefaehrlich fuer einen ausgehen kann, etwa weil der Wesensunterschied zu G=TT vernichtend sein koennte fuer das Selbstgefuehl oder den Lebensmut, wenn er einem Geschoepf wie uns ganz deutlich wuerde. So weit sollen wir es nicht kommen lassen. ER haelt Sich eher zurueck damit.

Das Gebet der "13-Eigenschaften" - das ER uns in diesem Zusammenhang durch Moses mitteilen liess, erwaehnt daher Seine Gnade, Sein Wohlwollen, Seine freundliche Langmut (Gelassenheit), und dass ER Vergebung gewaehren wird.

Bei uns in einer Synagoge haben wir den Vers: "Wisse vor WEM du stehst!" - das entspricht der Aussage am Horeb, aus dem Dornbusch.

Die Jirat haSCHEM bei Jakob ist etwas, das biblisch auch Nicht-Juden kennzeichnet, die achtsam mit ihren Mitmenschen und ihrem Himmel leben, da geht es ueber die unterschiedlichsten Konfessionen und Bekenntnisse hinweg um eine moegliche Einstellung vieler Menschen, um eine Art von Anstaendigkeit auch G*tt gegenueber, dem eigenen Wir gegenueber und dem Wir anderer gegenueber. und daher ist es fest in unserer Liturgie mit eingebaut, dass man bei gewissen Gelegenheiten in Jerusalem auch mit beliebigen anderen Landesgaesten betete. Sie hatten einen eigenen Hof, aber hauptsaechlich wegen bestimmter sie nicht betreffender Reinheits-Gebote eines eigenen Heiligtums.

Salomos Einweihungs-Gebet bezieht ausdruecklich jeden beliebigen Menschen der Welt ein, unser G0TT moege auch diesen erhoeren, wenn er / sie nach Jerusalem hin zu Israels G0TT betet, von egal her, wo der gerade sein mag.
Und wenn zum Festgebet die Psalmen dran sind, welche beginnen mit: "Danket G0TT weil ER gut ist / damit ER gut sei!", dann sortiert sich dies Jubeln in 3 Gruppen: alle Aarons-Priester, alles Volk Israel - und alle G*ttesfuerchtigen.

Fuer die lateinische Kirche nehme ich an, dass ihnen dies auch differenziert vorschwebt, "terribilis" hat aber eine schaerfere Note, nicht umsonst klingt die personifizierte Wesenheit der Griechen namens "Terror" mit hinein, die z.B.der Dichter Aischylos erwaehnt, wo es um Alptraeume infolge eines schlechten Gewissens nach dem Mord an Agamemnon geht.

Natuerlich blickt auch ein so erschreckter Mensch sich dann immer wieder um, die erwartbare Vergeltung fuerchtend. Im Lateinischen ist Terra aber einfach die Erde, der Boden unter den Fuessen, der Gedanke wurde kommen koennen, "im Boden zu versinken" oder "zu Boden zu sinken", nachdem man etwas Unerklaerliches erfaehrt, das eine Maechtigkeit ausstrahlt, doch man kann es nicht genug deuten, um zu entscheiden, ob Flucht oder Angriff geeignet waere - eine 1 zu 1 Uebersetzung gelingt eben nie so genau.

Jakob war ja fortgezogen, um sich zu retten, nachdem er statt seines Bruders den Zukunftssegen erhielt, und dieser Bruder daraufhin fast vor Verzweiflung tobte.

- Vater Isaak wird ja als Blinder doch kapiert haben, wen er da segnete, denn was haette sein vorher geschilderter Jaeger-Sohn von einem Versprechen, das vom reichen Ertrag des Ackerbaus zusagt, dass Voelker sich immerfort davon was abholen kommen werden? Sie riechen danach, wo sie den Tag ueber waren, daher kennt das ein Blinder auseinander.

Aber Jakob geht ja nun ziemlich weit weg, zu den Verwandten in Aram. Unter Umstaenden haette daran sogar der Jaegerbruder mehr Spass gehabt als der Ackerburger Jakob, der nun 20 Jahre als Hirte arbeiten wird. Seiner Mutter hatte man Reichtuemer hinschicken koennen
- er bringt nur seine Arbeitskraft mit, um die Brautschaft abzuarbeiten, und gleich zwei, und um etwas Eigentum zu bliden, nochmals einige Jahre lang unter willkuerlich ausgetauschten Bedingungen.

Das alles ahnt er hier in Beth-EL ja noch nicht. Er legte sich zum Schlafen mit dem Kopf auf einen Stein, hat diesen Traum von der Auf-Steige der Himmelsboten - und dieser Mahnung:
"Schau dich um, bevor du eine Strasse ueberquerst! Sie ist verkehrsreich!" - (Elch kreuzt die Fahrbahn!) und daher begiesst er diesen Stein mit Oel, um ihn spaeter als Ort eines G*tt (es braucht hier kein bestimmtes zu meinen), ein Beth-EL, wiederzuerkennen.

Die realen irdischen Boten, was man im hebr.und auch im griech.Text nicht erkennen kann, falls es mitunter Engel sind, waren eine bestimmte Kaste, ein Spezial-Beruf in der Antike, mit erheblichem Tempo. Sie liefen so getreu bestimmte Strecken oft, dass man in Afrika noch bis zu 2 Meter tiefe Rillen, kreuz und quer nur mit ihren Fuessen eingetrampelt, finden konnte, wo die Botenstrecken das Land durchkreuzten, Pferde stuerzten mitunter sogar bei Tage da rein, wenn man arglos dahergeritten kam und davon noch nicht wusste. (Ost-Afrika im Norden)

Gleich da in der Naehe trifft er ja auch im Dunklen diesen enorm kraeftigen Unerkennbaren, der mit ihm rauft bis zum Morgen, von dem er zum Israel ernannt wird. Die realen Boten arbeiteten unter ziemlichem Leistungsdruck, sich nie aufhalten zu lassen. Gesetzt, er waere im Dunklen auf einen solchen geprallt, nahe ihrer Stafettenstation, dem Lager, wo der eine dann wieder rastet und der naechste die wichtige Nachricht uebernimmt und losrast.
Denken wir uns Fahrradkuriere in einer deutschen Grosstadt, wie halsbrecherisch diese rasen, das ist nur ein schwacher Abglanz gegen die damals in der Antike. Die hatten gewisse Rechte an genau diesen Strecken, sie zu versorgen, aber zack-zack! - und manches musste permanent bereitgehalten werden, am Wege, falls ein Bote vorbeigeprescht kommt. Sie hatten auch ihre speziellen Brunnen, welche nicht jeder kennen sollte, damit das Wasser immer fuer sie ausreichte.

Ein suedafrikanischer Buschmann, der fuer seinen Farmer zur Stadt-Apotheke laufen sollte, weil dessen Frau schwer erkrankt war, der auch zum Boten ausgebildet war, liess sich erstmal eine Ziege geben, schlachtete sie und ass sie komplett auf und dann rannte er am Nachmittag ohne Pause etwa 40 km oder etwas mehr hin und ebenso zurueck - und war morgens mit der Arznei zurueck, hab ich aus dem 20.Jhd gelesen.

Also hier scheint mir die Warnung "Schau dich um" auch recht praktisch bedingt gewesen zu sein. Jakob musste das ja nicht unbedingt aus seiner Gegend schon kennen, was hier am Jordan los war.
Das erfaehrt man aus der Geschichte mit Hagar: ein Bote zeigte ihr ganz in der Naehe eine Wasserstelle.

Diese Stelle heisst dann EL ROI - und Isaak ist spaeter hier, als er auf seine Braut wartet - moeglicherweise lief ein Bote denen voraus. Von Jakob erfaehrt man dann, dass er Boten vorausschickt, mit Teilen seiner Karawane, adressiert an seinen Bruder, als er heimkehrt. Also so etwas taten sie auch. Er wusste ja nun, wo man hier ein Boten-Lager hatte.
Uebersetzer entscheiden sich hier aber, nicht etwa zu sagen, er habe Engel vor sich her zu seinem Bruder gesendet. Es ist aber genau diese Region.

Bei der Gelegenheit suchte und fand er sein "eingeoeltes Kopfkissen" auch wieder und baute nun einen Altar dahin, um G0TT zu danken, bis hierhin schonmal wieder heimgekommen zu sein, und um zu beten, dass es auch weiterhiin gut ausgehen moege.

Als Jerobeam hierhin sein Spalter-Heiligtum setzt, berknuepft er es mit einer Strecke, denn er setze 2 Goldene Kaelber ein, das andere an die Jordan-Quellen nach Dan-Lajisch hin, um kuenftig Prozessionen von da nach da wandern zu lassen.
Obwohl er dies wohl aus Aegypten so mitbrachte, wo man es malt als zwei helle Rinder jederseits einer Stange, die einige Manner auf ihren Schultern tragen, und Jerobeam seines Altars und Religion-Spaltens einen schweren Tadel kriegt, ist in biblischen Berichten eigentlich ansonsten wenig darauf zurueckgekommen worden. Die Nord-Hauptstadt wurde ja dann spaeter nach Schomron (Samaria) gebaut.

Beth-EL als Gerichts-Tor auf Bab-EL zu beziehen halte ich nicht so fuer geeignet, denn Bab-EL als uralte und generell multi-kulturelle Grosstadt kann Jakob nicht getroffen haben, und auch nicht Koenig Jerobeam I.

Allerdings ist es auch ein Ort der Rechtsprechung. Elokim sind auch Gerichtshoefe, die mit mindestens 3 Mann besetzt amtierten. An den 3 Hohen Wallfahrtsterminen pflegte auch der Konig an seiner Geerichts-Pforte zu amtieren und letzt-gueltige Entscheidungen zu erteilen.
Nur dieser als um-des-Friedens-willen amtierender Richter durfte kraft seines Thron-Amtes alleine Recht sprechen und nicht Teil eines Gerichtshofs mehrerer zu sein. Er sollte zwar das Gesetzbuch persoenlich zweimal schreiben und ein Exemplar zum Weiterlernen immer bei sich haben, aber konnte auch nach Gefuehl entscheiden, damit ein Streitfall Ruhe kriegt.

Bagdad (=Babel) war auch schon zur Zeit Abrahams der Ort einer hoechst-instanzlichen Rechtsprechung (Hohe Pforte) und wurde dazu auch immer wieder gewaehlt, als Sitz von Kalifen spaeter auch, und einer islamischen Hochschule.

Solchen Ranges konnte sich Beth-EL nie erfreuen, meine ich, wuerde aber auch denken, dass ihm so etwas durch diesen Traum bedingt auch klar wurde, aber so herum, dass er in Bezirk eines Rechtsprechungs-Ortes geschlafen hatte, der schon damals bestand, und warum dort ein Lager fuer Boten in der Naehe war.

Es gab ausser der Welt des Tages und der fest sesshaften Gesellschaft auch eine Welt, der die Nacht, die "Strasse" (was ein paar km breiter Streifen eigener Hoheit war) und das Miteinander der Nicht-Sesshaften und der Hirten-Leute zugehoerte. Man kann sich auf griechisch das Reich des Apollo, der Hirten, dazu denken. Gewissermassen wechselte Jakob, der fleissige Bauer, ja gerade in diese Welt der Hirten ueber. Es ist auch ein ganz anderes Leben als das der Herden-Halter wie Abraham und Isaak, die fuer diese Arbeit ihre "hausgeborenen" Leute hatten. Jakob wuerde es nun selbst tun muessen, beim Schwiegervater.

Es war keine gemuetliche Arbeit, damals ein Hirte zu sein, man musste in ziemlich grossen Gebieten herum-zirkulieren, Raubtieren fast allein ausgesetzt, eine ziemlich rauhe Gesellschaft - um dies mal grad jetzt vor Weihnachten einzuflechten. Aber Hirten und Boten, das traf sich oft in den Naechten. Weil sie so oft ganz allein mit Krankheiten und Verletzungen alleine standen, hatten sie auch nach einiger Zeit besondere Kentnisse ueber schnelle Hilfen.

Im "Schau dich um" und im Ort "EL ROI" steckt auch das Wort Sehen, in beiden. Abrahams Familie erkennt in diesem Namen auch den eignen G0TT der Familie.

Stiess man in z.B.Aegypten, in On, auf die Verehrung des *RE, de auch als Hirte - erschaubar, aber unsichtbar - definiert ist, brauchte man kein religioeses "Problem" darin zu sehn, solange das nicht erfforderte, eine Statue - ein Tier oder einen Menschen koerperlich zu bedienen und zu behaupten, dies bereits sei der angesprochene G0tt. Hirten und Boten konnten eh nicht viel mit sich herumschleppen und waren auf sowas nicht angewiesen.

mfG
und frohe Weihnachten an alle christlichen Leser :)
WiT
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terribilis est locus iste - von Dornbusch - 31-10-2009, 15:53
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