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Hirnforschung - Warum Menschen glauben
#20
(18-12-2009, 12:51)petronius schrieb: welchen "natürlichen zweck" erfüllt denn religiosität z.b. für den atheisten "humanist"?
Ich denke, Religiosität wird hier zu eng und zu sehr individualisiert gesehen.

Zu eng deshalb, weil eine Spezies mit hohem Grad einer Vernetzung (Mensch in Gesellschaft) auf ein Wertesystem angewiesen ist, sonst funktioniert "Gesellschaft" nicht. Dass sie, zumindest in kleineren Gruppen funktioniert, dürfte offensichtlich sein. Über Großgesellschaften und deren übergeordnete Konflikte rede ich hier nicht. Die Vernetzung funktioniert im Übrigen auch in akademischen Zirkeln, in Buchclubs und in Internetforen. Diese Gesellschaften "funktionieren", weil die Individuen gewisse Regeln einhalten, wenn auch bisweilen rudimentär. Religionslehren der größeren (Dorf- oder Stadt-)Gesellschaften sind meiner Meinung nach nichts anderes als Bewahrer jener Regeln, was "man" tut oder was "man" besser lässt. Das Medium ist die Erzählung.

Damit sind wir zugleich bei der hier vorherrschenden individuellen Betrachtungsweise: Nicht das Individuum ist religiös, sondern die Gemeinde, die Gesellschaft, die Gruppe. Und "religiös" würde ich hier ersetzen durch "gebunden an den Gesellschaftsgeist". Das kann genauso gut die staatliche Wertegemeinschaft sein, wie die Mafia, um einmal zwei säkulare "Geister" zu benennen.

Das menschliche Gehirn ist nicht dazu da, Probleme zu lösen, sondern das Überleben zu sichern, wozu auch gehört, in der menschlichen Gesellschaft zu überleben. Wahrscheinlich ist diese Bedingung dermaßen allgemein, dass sie sich an jeden "Gesellschaftsgeist" anzupassen im Stande ist. So kann jede Art Klatsch, Tratsch, tendenziöse Berichterstattung, Philosophie, Erzählung in ihrer Gesamtheit die Grundlage einer "Religion" (im Sinne der Bindung an einen Corpsgeist) werden.
Das könnte vor allem erklären, warum keine Religion und auch sonst keine Weltanschauung allein herrscht. Bei einer echten evolutionären Eigenschaft, müsste "Religion" so ähnlich wirken wie Dunkelangst, Todesangst usw.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
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RE: Hirnforschung - Warum Menschen glauben - von t.logemann - 16-12-2009, 19:18
RE: Hirnforschung - Warum Menschen glauben - von Ekkard - 18-12-2009, 23:21
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