08-12-2009, 14:01
(08-12-2009, 13:41)Ekkard schrieb:(05-12-2009, 16:36)humanist schrieb: Allein aus der Tatsache, dass wir Zufallsprodukte der Evolution sind, leitet sich (zumindest für mich) ein anderer Sinn des Lebens ab. Dieser ist nicht platt und unemotional ist. Für mich gibt es durchaus etwas zu feirn."An einer wissenschaftlichen Lehre gibt es nichts zu feiern", hatte ich geschrieben. Und dein Statement sagt im Grunde nichts anderes. Denn bei Tatsachenbeschreibungen ist unsere Psyche nicht involviert. Bekanntlich tun wir nichts, wenn unsere Motivation fehlt.
Diese mag meinetwegen mit der Eleganz oder Ästhitik, der Symmetrie oder der genialen Einfachheit einer Theorie kommen. Dies mag also sinnstiftend für jemand sein, der sich als Zufallsprodukt der Evolution sieht und fühlt. Dies will ich nicht bestreiten. Statt Christi Himmelfahrt könnte man einen "Tag zum Schutz der Meere" feiern.
Auf der anderen Seite ist für Menschen die Ausrichtung auf eine Persönlichkeit bzw. die Verantwortung gegenüber einem Heiligen ungleich intensiver, als wenn es bloß um Schutz geht. WER verlangt den? Das ist die Frage! Irgend ein Mensch, ein Gremium, die Regierung, das Volk? Wir relativ wenigen Menschen aus der Bildungsschicht sind nicht maßgebend für die Vielen, die nur in persönlichen Beziehungen denken können.
Unsere Gesellschaft driftet ab in die Verantwortungslosigkeit (Stichwort: Spaßgesellschaft), eben weil sie die Beziehung zum Heiligem verlernt. Das Wesentliche des Menschen ist seine Beziehung zum Erhalt der Lebensgrundlagen (Liebe, Achtung, Achtsamkeit, Gerechtigkeit, Solidarität usw.). Es gibt aber nur Wenige, die mit einer solchen Aussage etwas anfangen können. Ich halte es nach wie vor für wichtig, dass Menschen auch und gerade in der Masse Verantwortung übernehmen.
Diesen Sachverhalt kann man gewiss gottlos formulieren. Einfacher aber ist der oder ein personaler Bezug.
wenn ich dich mal übersetzen darf:
"wir aus der bildungsschicht" sind zwar so hochintellektuell, konzepte wie "Gerechtigkeit, Solidarität" zu verstehen, aber weil das volk dafür halt zu blöd ist, erzählen wir ihm erbauliche heiligengschichterln, damit sie (zwar aus der falschen motivation, aber immerhin) letztlich doch das tun, was auch zu verstehen wir dem plebs nicht zumuten wollen...
nur eins habe ich noch nicht verstanden: inwiefern tragen z.b. fronleichnamsprozessionen "zum Erhalt der Lebensgrundlagen" bei oder dazu, daß "Menschen auch und gerade in der Masse Verantwortung (wofür? daß der traghimmel über der monstranz nicht schief gehalten wird?) übernehmen"?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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