04-12-2009, 15:18
(03-12-2009, 18:47)humanist schrieb: Die Diskrepanz bezog ich auf folgendes.
Auf der einen Seite ist der Gläubige der Verfassung verpflichtet, auf der anderem den Gesetzen seiner heiligen Schrift/Lehre.
Beide Seiten sind nicht unbedingt miteinander vereinbar. Im Zweifelsfall musst du Gott hinten anstellen, wie ich finde.
Du musst nicht auf Gott schwören. Das machen Beamte/Politiker freiwillig.
Ich werde es freiwillig tun. So wie die Kanzlerin beim Schwören ihres Eides neulich.
Du sprichst von "nicht unbedingt miteinernander vereinbar". Übersetzt heißt das: möglicherweise miteinander vereinbar.
Sehe ich mir das Grundgesetz an, so stelle ich fest, dass die Möglichkeit zur Vereinbarung eines Gottesglaubens groß ist und nicht klein. Du beziehst dich darauf, dass Gott in den Gesetzen kaum vorkommt. Es geht aber nicht um sein Vorkommen sondern um Vereinbarkeit und dafür reicht die Präambel als schlagender Beweis.
Das Entstehen einer Diskrepanz durch Religiösität findet also nicht notwendigerweise statt. Wenn wir davon ausgehen, dass das Wort Gott in der Präambel den Gott bezeichnet, an den die meisten Gläubigen in Deutschland glauben, dann ist die Diskrepanz sogar unwahrscheinlich.
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Mit deiner Auflistung der Grundrechte fließt du vor der Begründung deiner eigenen These von einer humanistischen Ambition, die hinter dem Grundgesetz steckt. Diese Ambition enthalte deiner Meinung nach keinen Gottesbegriff.
Aus der Liste der Grundrechte folgt eine persönliche Einschätzung desjenigen, der sie interpretiert. Es folgt nicht eine verbindliche Ambition, die alle darin erkennen müssen. Den Grundrechten soll man folgen, man muss sie nicht unbedingt verstehen (obwohl das Verstehen ein Erziehungsziel an deutschen Schulen ist).
Du sagst ja, ein humanistisches Ideal ohne Gottesbegriff stecke dahinter. Ich wies darauf hin, dass in der Präambel ein Gottesbegriff vorkommt. Du sagst, wir bräuchten diesen Begriff nicht. Ich sage, wir machen davon Gebrauch.
Wenn du beweisen willst, dass alle die Bibel nicht brauchen, dann genügt es bei weitem nicht zu zeigen, dass manche auch ohne auskommen. Das Recht über die Bedürfnisse anderer zu entscheiden hast du nämlich nicht. Darüber hinaus ist die Ausübung von Religion rechtlich geschützt. Wir brauchen heilige Schriften solange, wie Menschen Gebrauch davon machen.
(03-12-2009, 18:47)humanist schrieb: "Eine im Jahr 2005 veröffentlichte wissenschaftliche Studie der Europäischen Kommission weist einen Zusammenhang zwischen dem Bildungsgrad und der Tendenz zur Religiosität nach. So ist in der Europäischen Union der Glaube an einen Gott oder eine sonstige höhere Macht in den bildungsfernen Schichten am stärksten verbreitet und nimmt mit zunehmender Bildung ab."
Nachweis: Studie der Europäischen Kommission: ebs_225: "Social Values, Science and Technology".
Was bedeutet in diesem Zusammenhang "Bildung ist der größte Feind der Religion"?
Dieser Satz behauptet ja einen Kausalzusammenhang zwischen statistischen Werten: Bildung bekämpfe Religion. Inwiefern tut sie das?
Der Slogan, den du hier rumposaunst, ist letztlich ein Appell zur Areligiösität: Wenn du klug bist, bist du areligiös. Also ein Versuch der Einflussnahme auf den Glauben anderer.
Ich kann dir nicht verbieten so etwas zu machen. Aber du selbst scheinst das eigentlich gar nicht machen zu wollen und wenn doch: dann steh auch dazu.
(03-12-2009, 18:47)humanist schrieb: Nein, nicht dir persönlich. Ich habe nur die Negativpunkte der Religion angeführt.
Diese Verstöße finden nicht überall statt aber doch häufig genug, um den Respekt vor Religion in Frage zu stellen.
Dann unterlasse es bitte, davon zu sprechen, dass ausgeübte Religion gegen die Menschrechte verstoße. Dass du Religion nicht respektierst (niemand zwingt dich dazu), und Verstöße gegen das Menschenrecht sind zwei recht unterschiedliche Sachen.
Ausgeübte Religion bedeutet in Deutschland oft den Besuch von Gottesdiensten, Gebete und die Lektüre der Bibel. Das ist selbst ein Menschenrecht, kein Verstoß gegen die Menschenrechte.