04-12-2009, 14:49
(03-12-2009, 12:00)petronius schrieb: liegt wohl an einem unterschiedlichen verständnis von "man". humanist versteht darunter anscheinend "alle", und du in erster linie dich selbst
Es liegt nicht am unterschiedlichen Gebrauch von "man".
Verwenden wir doch einmal die Sprache der Logik um diesen Disput zu klären.
Humanist: Alle Menschen brauchen heilige Schriften nicht.
Heinrich: Einige Menschen brauchen heilige Schriften.
Diese Sätze stehen im Widerspruch. Sie können nicht gleichzeitig wahr sein.
Meinen Satz kann ich aber beweisen:
Ich brauche heilige Schriften.
Ich bin ein Mensch.
=> Ein Mensch braucht heilige Schriften.
=> Nicht alle Menschen brauchen heilige Schriften nicht.
Den Unterschied zwischen unseren Aussagen habe ich deshalb eher im Verb "brauchen" gesehen. Humanist schien es in idealiterer Form zu verwenden: etwas notwendigerweise benötigen (und dahinter scheint ein ganzes idealiteres Geschichtsbild zu stecken, das die Zukunft als Notwendigkeit auffasst). Ich hingegen verstehe es rein praktisch als Gebrauch von etwas machen (und dahinter steckt ein Geschichtsbild, das idealitere Begriffe wie Notwendigkeit ablehnt).
(03-12-2009, 12:00)petronius schrieb: selbstverständlich braucht mensch nicht zwingend die bibel. die menschkeit hat auch vorbiblische zeiten überlebt, ebenso haben sich milliarden nicht bibelkundiger ganz hervorragend in die welt eingepaßt. noch nicht mal du brauchst im sinne von benötigst die bibel zwingend zum überleben - du willst bloß nicht auf sie verzichten
Das Argument, die Vergangenheit hätte anders verlaufen können als sie tatsächlich verlaufen ist, halte ich für unangebracht. Hätte, wäre, wenn, das eröffnet den Spielraum der Fantasie, die ich zwar nicht ablehne aber dennoch als solche bezeichnet wissen möchte.
Wer meint, wir benötigten heilige Schriften nicht notwendigerweise, der vergleicht die reale Vergangenheit (in der reger Gebrauch von heiligen Schriften gemacht wurde) mit einem Idealbild, das seiner eigenen Vorstellungskraft entspringt.
Dagegen habe ich grundsätzlich nichts einzuwenden. Nur muss man dann anders argumentieren. Das gute Argument heißt dann: "Meine Vorstellung ist gut, weil...", niemals könnte man behaupten, man hätte Recht.
Die Aussage, irgendwann gäbe es die Bibel nicht mehr, ist genauso prophetisch gedacht wie die Aussage, dass es die Bibel bis zum Ende der Menschheit gäbe.
Wenn Humanist Recht behalten möchte, wird er sich darum kümmern müssen, dass es länger Menschen gibt als die Bibel. Ich hingegen kümmere mich darum, dass es die Bibel auch noch in den nächsten Generationen geben wird. Den Zeitpunkt an dem diese Frage geklärt ist, wird wahrscheinlich keiner von uns erleben.