02-12-2009, 16:34
(02-12-2009, 16:19)humanist schrieb: Für mich bestätigt die Studie meine These, dass Gläubige gar keinen moralischen Leitpfaden wie heilige Schriften bräuchten.
Die gesellschaftlich vorgegebenen Normen reichen aus. Der Konsens der Vielen (Zeitgeist) stellt sich unter der Voraussetzung einer freiheitlichen Demokratie doch als ethisch richtig heraus.
Natürlich spielt für die Bildung der Moralvorstellung Gläubiger noch die Jahrtausende alte Moral mit ein. Diese wird jedoch weithin von dem Zeitgeist tangiert, so dass man heutzutage eben nicht so handelt wie damals.
Der persönliche Glaube beißt sich aber nicht selten mit dem Zeitgeist. Einfach nur auf die Gesellschaft zu hören ist völlig unmöglich, da innerhalb der Gesellschaft verschiedene Untergruppen unterschiedliche bis kontroverse Ansichten vertreten. Man kann z.B. nicht gleichzeitig für und gegen Abtreibung sein.
Persönlicher Glauben als Rückhalt um sich gegen den Zeitgeist und gesellschaftliche Strukturen zu behaupten, sollte nicht unterschätzt werden. Gerade vor dem Hintergrund eines allmächtigen Gottes, der als einziger richten darf und mit dem ewigen Leben im Paradies belohnen kann. Individueller Glaube fungiert nicht nur als Eingliederung in eine Gesellschaft sondern auch zur Abgrenzung und Erhöhung über diese (Persona und Schatten).
Darüber hinaus führt vor allem der Widerspruch zwischen Normvorstellungen zur Weiterentwicklung derselbigen. Unter anderem die Anfechtung von christlichen Dogmen hat ja unsere Kultur enorm bereichert.
Wichtig ist aber auch, nicht jeder neuen Idee blind zu folgen. Eine Kultur braucht nicht nur antreibende sondern auch bremsende Kräfte, um einen Ausgleich zu finden, der ihre Identität ausmacht.