30-11-2009, 14:42
(30-11-2009, 13:39)petronius schrieb:(30-11-2009, 13:25)Heinrich schrieb: Wie man diese Freiheit, die zwangsläufig immer und für alle besteht, ausnutzt ist gerade das, was den persönlichen Glauben ausmacht
ich hab ein problem hier in dieser debatte: nämlich die beliebigkeit, mit der du den (wie du selber zugibst) vagen begriff des "glaubens" ständig und nach belieben mit neuen inhalten füllst
Was ist so schwierig daran zu verstehen, dass Begriffe wie "Gott", "Gut" und "Himmel" weder so anschaulich sind wie "Tisch", "Blau" und "Hund" noch so exakt definierbar wie "rationale Zahl", "Gravitation" oder "Molekül"?
Wieso soll ich mich exakt auf etwas festlegen, das ich nicht genau beschreiben kann? Wieso muss ich etwas genau beschreiben können um daran zu glauben?
Genau beschreiben können muss ich nur, wenn ich behaupte etwas zu wissen. Zum glauben sind exakte Definitionen keine Voraussetzung. Deshalb genügt auch die Herangehensweise nicht, Glauben nur in Abgrenzung zum Wissen zu definieren. Was ist daran unklar?
(Bis hierher betreibe ich ja nur Falsifikation - und mein Argument ist jene Freiheit, die du selbst so gerne ins Feld führst)
Ich werde versuchen dir verständlich zu machen, was ich mit Glauben meine.
Glauben bedeutet etwas für angebracht halten. Angebracht kann es sein, einen Sachverhalt für wahr zu halten (z.B., dass die nächsten Lottozahlen 4, 5, 13, 21, 33, 45 sein werden). Angebracht kann es sein, jemanden zu provozieren. Angebracht kann es sein zu beten.
Hier sind wir weg von theoretischer Philosophie, hier sind wir weg von Sachverhalten. Hier sind wir allein bei Taten.
Die Aussage zum persönlichen Glauben, die man mit jeder vollzogenen Tat tut, lässt sich jedoch übersetzen: Ich halte es für angebracht in meiner Situation das zu tun, was ich tu. Dann sind wir wieder zurück in der Theorie. Dann ist es wieder ein Sachverhalt, etwas getan zu haben oder etwas zu tun zu gedenken. Nur können wir die Entscheidung, die wir in der Praxis tatsächlich fällen in der Theorie weder exakt begründen noch ihre Folgen vollständig überschauen.
Worauf beruht diese vermutete Angebrachtheit?
Zum einen auf Wissen (es werden 6 Lottozahlen gezogen und nicht 7) zum anderen auf einer persönlichen Entscheidung, für die es selten eine exakte Begründung gibt, weil sie frei getroffen wird. Daher ziehen wir zur Entscheidung sowohl Wissen als auch Glauben heran.