28-11-2009, 23:58
(25-11-2009, 01:16)Ekkard schrieb: Das Problem hat zwei Seiten:Es gibt sicher mehr als nur zwei Perspektiven dran ...
Ohne Gewinn kommt man nur in einer reinen, selbst genutzten Landwirtschaft mit Viehhaltung zurecht.
In nicht-landwirtschaftlichen Berufen kann man ohne Gewinn der Arbeit gar nicht leben. Dabei ist es gleichgültig, ob ich Physiker oder Kaufmann bin.
Ohne Gewinn werden Leistungen entwertet und auf Dauer verschwendet.
Dasselbe gilt für "billiges Geld".
Aber bzgl. Gewinn wäre doch mehr Klarheit hilfreich: Gewinn ist die Differenz zwischen Aufwand und Ertrag, unabhängig ob in einer Geld- oder einer Naturalwirtschaft, auch unabhängig davon, ob alle Güter und Dienstleistungen bepreist sind.
Der Wert der Leistungen ist der Preis, NICHT der Gewinn.
Und selbst in einer Subsistenz-Agrarwirtschaft werden gewisse Güter und Dienstleistungen zwangsläufig getauscht werden müssen, also auch hinzuerworben und es muss einen Überschuss als Risikovorsorge und zum Lebensunterhalt der die Landwirtschaft betreibenden Menschen erwirtschaftet werden. Der Privathaushalt der Landwirtefamilie ist entweder Gewinn oder führt durch Entnahme aus dem Vermögen zum Ruin des Betriebs.
Zins ist Preis des (knappen und vergänglichen) Gutes "Geld", nicht zwangsläufig ganz Gewinn, sondern zumindest partiell auch Entgelt für die Verwaltungsarbeit, der Wertminderung (Inflation) oder Verlustrisiko (klamme Kunden). Man könnte natürlich alle Positionen auch anders benennen, dann gäbe es keinen Zins für geliehenes Geld sondern Unternehmensbeteiligung ==> das islamische oder teils auch innerjüdische religionskompatible Modell.
Folgerung: Zins ist weltanschauungs- und wirtschaftssystemabhängig, in unserer (marktwirtschaftlichen) Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung kaum vermeidbar ohne Verwerfungen und Ungerechtigkeiten. Christliche Religionslehren haben damit so ihre Probleme und hinken damit der Gesellschaft hinterher. Ethisch können sie Zins eigentlich nicht mehr ablehnen ...
JHR