(15-11-2009, 21:10)VolkersList schrieb: Deine Begründung, warum die Hände des Menschen ein Werkzeug Gottes sind, habe ich noch nicht verstanden. Es würde mich freuen, wenn Du es mir erklärst.
Ekkard schrieb:Nun, einmal ist es Teil der evangelischen Theologie: Gott handelt durch die Hand des liebenden Menschen. Zum anderen: Gott ist "überall und nirgends", wie es in einem Kirchenlied heißt. Mit anderen Worten, Gott hat weder Ort noch Zeit. Im Glauben werden wir Werkzeuge dessen, was wir als das Gute für uns und andere annehmen und folgerichtig umsetzen. Motto:
Es geschieht nichts Gutes
außer man tut es.
[Quoting-Tag repariert./Ekkard]
Lieber Ekkard,
hoffentlich nervt es Dich nicht, daß meine Kraft oft nur für die Beantwortung eines Punktes Deines Beitrags reicht.
Es geht jetzt also um die Antwort auf die Frage, warum die Hände des Menschen ein Werkzeug Gottes sind. Wenn ich es nicht falsch verstanden habe, sind wir beide einig, daß es so ist. Warum stört mich dann die Verschiedenartigkeit unserer Begründungen so sehr, daß sie unsere Einigkeit in dieser Frage überschattet ?
Aus dem Geist und aus dem Herzen des Christianentums versuche ich unsere unterschiedlichen Denkweisen mir selbst zu erklären. Die evangelische Theologie sagt, Gott handelt durch die Hand des liebenden Menschen. Das Christianentum sagt, eure Hände sind nicht eure Hände, sondern die Hände Gottes, die er schuf, euch und Gott zu begreifen.
Das klingt ganz einfach und schlüssig, ist es aber nicht. Im seltenen Fall, daß Gott sich irrt und hasst, dann begreifen die Menschen weder sich selbst noch Gott. Sie können es oft nicht fassen, daß ihre Hände einen Menschen ermordet haben und daß Gott nicht nach ihrem Gewissen gerufen hat, um sie vor dieser Tat zu warnen.
Es ist der noch nicht ausgesprochene Wille des Christianentums, daß es die Thesen präzise formuliert. Vielleicht könnte eine These 356 so aussagen:" Wer glaubt, daß sich das Christianentum durch These 114 (nichts steht geschrieben) vor seiner Verantwortung für präzise Formulierungen drücken will, hat nicht begriffen, welchen Wert das Geschenk der Ehrlichkeit hat.
Die evangelische Theologie sagt ganz präzise, daß Gott durch die Hand des liebenden Menschen handelt. Die These 16 des Christianentums ist ungenau. Vielleicht sollte sie wie folgt lauten: Eure Hände sind nur zur Hälfte eure Hände, die Gott schuf, damit ihr die 1000 Fähigkeiten, die er euch dazu auch schenkte, zur Verbesserung und Leistungssteigerung benutzt, denn das ist ihr Sinn.
Es läuft wie immer das Kurzprogramm des Christianentums: Versuch und Irrtum und neuer Versuch. Das halbe Gottesgeschenk unserer Hände und die menschliche Resthälfte versuchen in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle eine Verbesserung und Leistungssteigerung. Aber Gott kann sich irren. Selten zwar, aber es kommt vor. Es kommt vor , daß Menschen mit ihrer Situation überfordert sind und eine kriminelle Hand anlegen. Hier unterscheidet sich das Christianentum vom Christentum. Das Christentum sieht Gott wie es auf Schwedisch heißt, tva han att han bliver vitare än snö, das heißt, wasch ihn, damit er weißer bleibt als Schnee. Das Christianentum wäscht Gott nicht. Es denkt zweigesichtig, bipolar, polygam. Das Christianentum möchte in unsere tägliche Realität hineinkriechen. Die Christianer gehen nicht Sonntags in die Kirche, weil sie ihre Kirche mit sich herumtragen. In ihrer inneren Kirche feiern sie ihren Gottesdienst, indem sie aus 1000 Fähigkeiten die heraussuchen, die für ihre sichere Heimkehr im Auto maßgebend sind. Das ist der christianische Gottesdienst. Christianer zelebrieren ihren Gottesdienst vorzugsweise am Steuer ihres Autos.
Die These 16 muß also verbessert werden, sie muß mehr Leistung bringen, indem sie glaubhafter wird.
Danke, lieber Ekkard, für Deine Hebelkraft in der Causa Christianentum.
Volker

