15-11-2009, 19:58
(15-11-2009, 18:55)humanist schrieb: Gut, dann noch eine andere Quelle:
http://basisreligion.reliprojekt.de/erbsuende.htm
Zitat:Bei der Erzählung von der ersten Sünde geht es also in Wirklichkeit um eine Erklärung der Zerstörung der paradiesischen Harmonie von Mann und Frau (und damit auch den Beginn des Geschlechterkampfs) in der Sprache derjenigen Mythologie, von der die biblischen Schriftsteller vor über dreitausend Jahren beeinflusst waren.Richtig?
Also gegen diese Ausdeutung würde ich mich noch entschiedener wehren. Auf der Homepage wird eine Interpretation, die auf neueren Erkenntnissen der Psychoanalyse beruht, zur wirklichen Bedeutung der Erbsünde erklärt und damit gegen ein katholisches Missverständnis argumentiert.
Ich denke erstens nicht, dass eine ursprüngliche Intention der Autoren der Sündenfallgeschichte für uns rekapitulierbar ist. Zweitens gehe ich nicht davon aus, dass es eine eindeutige, für immer gleich bleibende Bedeutung der Erbsünde gibt.
Es handelt sich bei der Erbsünde imho um einen Begriff, der auf eine lange Geschichte zurückblickt und zu verschiedenen Zeiten von verschiedenen Personen anders verstanden wurde. Es ist nicht ein Verständnis wirklicher oder ursprünglicher als ein anderes. Lediglich sind manche Verständnisse einflussreicher als andere gewesen.
Wenn wir heute über die Erbsünde reden, dann referieren wir auf einem bestimmten Wissen darüber. Dazu gehört heutzutage imho auch das Wissen darüber, dass es sich um eine sehr umstrittene Theorie handelt. Kritik an der Erbsünde als Ausdruck einer kirchlichen Marketingstrategie, wie sie Karl Marx in die berühmte Metapher, Religion sei Opium für's Volk, packte, gehört zu einem zeitgemäßen Verständnis der Erbsünde dazu.