12-11-2009, 22:55
Maik, was "an Gott glauben" bedeutet, ist ein sehr weites Feld. Insbesondere ist es eine Aussageform, die für sich genommen, gar nichts bedeutet - verstehst du: gar nichts!
Deshalb ist "Gott lieben" eine Leerformel, die erst durch das, was wir "Gebote" nennen, gefüllt werden muss. Wes Inhalts aber sind diese "Gebote"? Wenn du die Gebote aufmerksam liest, wirst du erkennen, dass damit die Beziehung zu den Mitmenschen gemeint ist - und buchstäblich nichts anderes.
Himmel, Hölle, Gottesreich, Endgericht etc. sind alles nachgeordnete Konstruktionen, um unser sehr gefährdetes Beziehungsgeflecht in erzieherischer Weise zu beeinflussen.
Das "Endgericht" kann man sogar als Genugtuung für gequälte Menschen erkennen, die ihre "ausgleichende Gerechtigkeit" dort finden, wo sie ihnen niemand mehr vorenthalten kann!
Also geht es im Grunde auch dabei um unsere (oft sehr schwierigen) Beziehungen zu den Mitmenschen und im weiteren Sinne um die Lebensgrundlagen, d. h. unsere Umwelt.
Ich hatte geschrieben: Wer das Liebesgebot konsequent erfüllt, wird kaum all das Böse tun, was Menschen innerhalb einer Gesellschaft einander so antun können durch Herrschsucht, Hass, Geiz, Neid, Habsucht, Lüge usw.. Und damit ist das erste Gebot erfüllt, ob ich von Gott rede oder nicht.
Wer konsequent ein liebender Mensch ist und dazu die (menschlichen) Fehler eingesteht, liebt die andere, die transzendente Seite der Menschheit, weil diese das Ziel dessen ist, was Jesus im Liebesgebot erkannt hat (meine Nr. 2 oben). Niemand, der sich an das Liebesgebot und an die Aussöhnung (im Versagensfall) hält, muss an Gott glauben. Vor allem deshalb nicht, weil viele Gottesbilder nur begrenzte Lebensfälle abdecken, keineswegs alle - das Liebesgebot ist umfassender!
Ich bin durchaus der Meinung, dass Menschen, die bewusst ihre Mitmenschen und deren Rechte und Lebensgrundlagen achten und, soweit Versagensfälle auftreten, einen gerechten Ausgleich ernsthaft anstreben, "Gott lieben". Alles andere wäre die abstrakte Liebe zu einer transzendenten Konstruktion. Und damit hätten Philosophen wie Nietzsche, Feuerbach oder Schopenhauer Recht: Gott ist das idealtypische Wesen der Menschheit.
Niemand weiß irgendetwas über die Seinsweise Gottes (sein Dasein, seine Beweggründe). Wir Menschen der Buchreligionen vertrauen nur darauf, dass die langen jüdischen, später christlichen Religionslehren Gottes Wille ausreichend genau heraus destilliert haben.
Deshalb ist "Gott lieben" eine Leerformel, die erst durch das, was wir "Gebote" nennen, gefüllt werden muss. Wes Inhalts aber sind diese "Gebote"? Wenn du die Gebote aufmerksam liest, wirst du erkennen, dass damit die Beziehung zu den Mitmenschen gemeint ist - und buchstäblich nichts anderes.
Himmel, Hölle, Gottesreich, Endgericht etc. sind alles nachgeordnete Konstruktionen, um unser sehr gefährdetes Beziehungsgeflecht in erzieherischer Weise zu beeinflussen.
Das "Endgericht" kann man sogar als Genugtuung für gequälte Menschen erkennen, die ihre "ausgleichende Gerechtigkeit" dort finden, wo sie ihnen niemand mehr vorenthalten kann!
Also geht es im Grunde auch dabei um unsere (oft sehr schwierigen) Beziehungen zu den Mitmenschen und im weiteren Sinne um die Lebensgrundlagen, d. h. unsere Umwelt.
Ich hatte geschrieben: Wer das Liebesgebot konsequent erfüllt, wird kaum all das Böse tun, was Menschen innerhalb einer Gesellschaft einander so antun können durch Herrschsucht, Hass, Geiz, Neid, Habsucht, Lüge usw.. Und damit ist das erste Gebot erfüllt, ob ich von Gott rede oder nicht.
(12-11-2009, 21:39)Maik schrieb: Aber keiner von denen hat nicht irgend etwas in dem er von der Lehre Gottes abweicht.Korrekt. Deshalb sagt der Christ auch, diese Abweichungen sind, soweit sie von Menschen nicht vergeben werden können, durch die Gnade Gottes vergeben. Dies ist Gegenstand der so genannten "frohen Botschaft". Froh an der Botschaft ist, dass es genügt, den falschen, den lieblosen Weg zu verlassen, Versöhnung und schließlich Vergebung (Entschuldigung) anzustreben.
(12-11-2009, 21:39)Maik schrieb: Die Errettung ist umsonst! Jesus Christus ist für alle gestorben, man muss es nur akzeptieren. Und wer das beharrlich nicht tut, der wird schon seine Gründe haben.Nun, das ist eine spezielle Theologie, die ich nicht mehr teile. Jesus, ein jüdischer Lehrer, hat zwei sehr Wichtige Dinge erkannt.
- Gott schenkt seinen Segen, wenn man bereut und Versöhnung anstrebt (ernsthaft natürlich, Fachwort: Buße)
- Konsequente Nächstenliebe ist Gottesliebe und enthält alle Gebote (bzw. Gottesworte)
(12-11-2009, 21:39)Maik schrieb: Das 1. besagt das wir Gott lieben sollen.Das ist doch nur eine Redeweise, wenn man bereits an Gott glaubt. Wir leben aber inmitten "der Völker", sind "Völker" im Sinne des jüdischen Gottesvolkes. Wir können nicht so tun, als wäre die Botschaft nur für uns, die wir Christus glauben (, was er uns zu sagen hat).
Dazu sollten wir schon einräumen, dass es ihn überhaupt gibt. Das tun Atheisten nicht.
Wer konsequent ein liebender Mensch ist und dazu die (menschlichen) Fehler eingesteht, liebt die andere, die transzendente Seite der Menschheit, weil diese das Ziel dessen ist, was Jesus im Liebesgebot erkannt hat (meine Nr. 2 oben). Niemand, der sich an das Liebesgebot und an die Aussöhnung (im Versagensfall) hält, muss an Gott glauben. Vor allem deshalb nicht, weil viele Gottesbilder nur begrenzte Lebensfälle abdecken, keineswegs alle - das Liebesgebot ist umfassender!
(12-11-2009, 21:39)Maik schrieb: Des Weiteren steht in der Bibel, dass jemand der den Sohn ablehnt, auch den Vater ablehnt, und das trifft auf Juden zu.Sorry, diese Aussage ist ein Umkehrschluss, der in Bezug auf Juden völlig falsch ist. Jesus war Jude, ist nie etwas anderes gewesen. Er hat durch sein Wirken in erster Linie sein Volk gemeint und sich erst sehr spät, praktisch erst nach dem Einzug in Jerusalem auch umfassender verstanden. (Möglicherweise sind die Textstellen sogar erst nachösterliche Einfügungen.) Joh 14, 6 ist so ein Text, der sich an die Völker und nicht an das (jüdische Gottes-) Volk richtete. Das wäre auch schon deshalb unsinnig, weil für das Volk ein "neuer Bund" (Einsetzungsworte des Abendmahls) vollkommen entbehrlich war. Der Bund bestand ja noch. Man darf doch den jüdischen Rabbi Jesus nicht vom Judentum trennen!
(12-11-2009, 21:39)Maik schrieb: Es kann also nicht sein das man die Lehre Jesu auf einen Satz reduziert.Aber in einer Grundsatzdebatte schon! Das Neue Testament stellt diese Lehre natürlich in Texten dar, die einzelne Aspekte hervor treten lassen, die von den Gemeindegliedern hinterfragt wurden.
(12-11-2009, 21:39)Maik schrieb: Ewiges Leben ist, das sie dich erkennen und den den du gesandt hast.Du meinst: Gott? Aber wer ist "sie"? Ich nehme an, die "netten Menschen"?
Ich bin durchaus der Meinung, dass Menschen, die bewusst ihre Mitmenschen und deren Rechte und Lebensgrundlagen achten und, soweit Versagensfälle auftreten, einen gerechten Ausgleich ernsthaft anstreben, "Gott lieben". Alles andere wäre die abstrakte Liebe zu einer transzendenten Konstruktion. Und damit hätten Philosophen wie Nietzsche, Feuerbach oder Schopenhauer Recht: Gott ist das idealtypische Wesen der Menschheit.
Niemand weiß irgendetwas über die Seinsweise Gottes (sein Dasein, seine Beweggründe). Wir Menschen der Buchreligionen vertrauen nur darauf, dass die langen jüdischen, später christlichen Religionslehren Gottes Wille ausreichend genau heraus destilliert haben.
(12-11-2009, 21:39)Maik schrieb: Die Erretteten haben ewiges Leben. Also haben sie Gott erkannt. Nette Menschen haben aber nicht zwangsläufig Gott erkannt, also ist dasn bissl arg verkürzt von dir Ekkard. Und ums Gott erkennen gehts im 1. Gebot.Nein, es geht um die Liebe zu Gott, nicht um Gotteserkenntnis – ein kleiner, aber entscheidender Unterschied! Auch Jesu Erkenntnisse (siehe oben 1. und 2.) bedeuten keine Gotteserkenntnis, sondern nur eine Art Weltformel auf religiösem Gebiet.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard