04-11-2009, 14:59
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04-11-2009, 15:02 von DureeTotale.)
(03-11-2009, 20:59)petronius schrieb:(03-11-2009, 20:42)humanist schrieb: Im Moment gibt es in Philosophie und Neurowissenschaft keine Eindeutigkeit, ob es freien Willen gibt. Man wird abwarten müssen.
das hauptproblem scheint mir darin zu bestehen, daß eben die definition des "freien willens" nicht eindeutig geklärt ist
Tja, genau das ist der Punkt.
Fast alle Diskussionen zu diesem Thema verlaufen so wie diese...
Es muss darum noch einmal wiederholt werden: Wenn ich von einem "freien Willen" spreche, so spreche ich von einem "Willen", der "frei" sein soll, wovon auch immer.
Es muss also zunächst geklärt werden, was unter dem Begriff "Wille" genau zu verstehen ist. Es zeigt sich, das das Wort "Wille" lediglich eine sprachliche Umformulierung, nämlich eine Substantivierung von "wollen" darstellt. Der "Wille", also das "Wollen", ist ein Ereignis im Kopfe des Menschen, der in einer bestimmten Situation etwas "will".
Wenn man sich angesichts dessen nun der Frage zuwendet, wovon der "Wille" denn "frei" sein könnte, dann zeigt sich, dass die Frage präzise lautet, wovon das Zustandekommen des jedesmaligen "Wollens" "frei" sein soll - und eben nicht, ob ich das, was ich will, dann auch tun kann, denn dass beträfe den Aspekt der Freiheit des "Tuns", der aber eine völlig andere Frage darstellt.
Wenn ich nun aber frage, wie das jedesmalige "Wollen" zustande kommt, warum es also so und nicht anders ausfällt, wie es ausfällt, dann kommen, wie für jedes andere Ereignis, auch für das Zustandekommen des konkreten jedesmaligen Wollens grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten in Betracht:
1. Das, was ein Mensch jedesmalig will, ist determiniert, also vollständig und hinreichend durch Ursachen bis ins allerkleinste bestimmt.
2. Das, was ein Mensch jedesmalig will, ist nicht determiniert (indeterminiert), also nicht vollständig und hinreichend durch Ursachen bis ins allerkleinste bestimmt, sondern zu einem mehr oder weniger großen Anteil unverursacht (zufällig).
Die Frage, ob das, was sich im Kopfe des Menschen abspielt, determiniert bzw. in welchem Ausmaß es indeterminiert ist, ist tatsächlich noch nicht endgültig geklärt. Doch ganz gleich, wann bzw. ob man diese (naturwissenschaftlichen) Fragen überhaupt mit einiger Gewissheit beantworten kann, eines steht unabhängig davon fest: "Frei" kann das Zustandekommen menschlichen "Wollens", also sein "Wille", letztlich nur von hinreichenden Ursachen sein. "Freiheit" von hinreichenden Ursachen aber bedeutet Zufall.
Wenn wir nun auf das so reichlich in ethisch und religiös zentralen Argumentationen verwendete Konstrukt des "freien Willens" zurück kommen, so zeigt sich, dass es das, was es leisten soll, nämlich die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Wollen, Tun und Lassen damit zu begründen, dass die "Kausalkette" beim Menschen einfach mal irgendwie "abbricht", nimmermehr leistet.
Denn insofern wir es mit Kausalitäten zu tun haben, dann ist auch das, was ein Mensch jedesmalig will, ein Resultat der entsprechenden Ursachen. Insofern das Ereignis des "Wollens", also der "Wille" tatsächlich "frei" genannt werden kann, dann nur wegen unverursachten (zufälligen) Zustandekommens. In dieser Hinsicht ergibt der Begriff "Verantwortung" jedoch überhaupt keinen Sinn mehr...!