03-11-2009, 23:43
Hallo Romero!
Ja, dass es da vor allem um Sexualverbrechen oder aber allerlei Arten von häuslicher Gewalt geht, den Eindruck habe ich auch. Schamgefühl ist sicherlich ein wichtiger Faktor, und ich denke, es spielt auch eine Rolle, wie gut man den Täter kennt. Das muss dann gar nicht unbedingt mit einem naiven "aber er / sie liebt mich doch" zu tun haben, obwohl es das sicher auch gibt - es kann auch damit zusammenhängen, dass man unter Umständen einen ganz anderen Blick auf einen Täter hat, den man kennt. Man versteht vielleicht, was ihn zum Täter hat werden lassen, man kennt neben den eigenen Leiden, die er verursacht hat, vielleicht auch seine, die eventuell gar nicht so unterschiedlich sind (das Klischee vom Täter, der früher Opfer war, kommt ja auch nicht aus dem Nichts)... kurz und gut, man sieht ihn nicht nur als Täter, sondern als Menschen insgesamt. Und dann ist sowas wie Genugtuung manchmal völlig irrelevant.
Wie gesagt, manchmal. Das ist eine Art von möglicher Erfahrung mit sowas. Es wird sicher auch die konträre geben, wo der Prozess und das Urteil sehr wichtig waren.
Stimmt, das dürfte wirklich der Kernpunkt sein: auf Nummer sicher gehen und alle, die wegen solcher Verbrechen verurteilt sind, lebenslänglich einsperren oder bei einigen, bei denen man es für möglich hält, die Resozialisierung wagen? Da tendieren wir beide zu was anderem, und so wirklich gut finde ich keine der beiden Lösungen, auch wenn es wohl leider keine dritte gibt...
(02-11-2009, 09:28)Romero schrieb: Ich mutmasse mal aus dem Bauch heraus - ohne entsprechende Satistiken zu Rate zu ziehen - dass sich vor allem Opfer von Sexualverbrechen zurückhalten, die Polizei einzuschalten. Das kann seine Gründe in einem Schamgefühl haben, oder wenn es in einer Beziehung passiert im Gedanken "aber er liebt mich doch eigentlich".
Ja, dass es da vor allem um Sexualverbrechen oder aber allerlei Arten von häuslicher Gewalt geht, den Eindruck habe ich auch. Schamgefühl ist sicherlich ein wichtiger Faktor, und ich denke, es spielt auch eine Rolle, wie gut man den Täter kennt. Das muss dann gar nicht unbedingt mit einem naiven "aber er / sie liebt mich doch" zu tun haben, obwohl es das sicher auch gibt - es kann auch damit zusammenhängen, dass man unter Umständen einen ganz anderen Blick auf einen Täter hat, den man kennt. Man versteht vielleicht, was ihn zum Täter hat werden lassen, man kennt neben den eigenen Leiden, die er verursacht hat, vielleicht auch seine, die eventuell gar nicht so unterschiedlich sind (das Klischee vom Täter, der früher Opfer war, kommt ja auch nicht aus dem Nichts)... kurz und gut, man sieht ihn nicht nur als Täter, sondern als Menschen insgesamt. Und dann ist sowas wie Genugtuung manchmal völlig irrelevant.
Wie gesagt, manchmal. Das ist eine Art von möglicher Erfahrung mit sowas. Es wird sicher auch die konträre geben, wo der Prozess und das Urteil sehr wichtig waren.
(02-11-2009, 09:28)Romero schrieb: Ich denke hier haben wir den Unterschied zwischen uns beiden gefunden. Für mich stellt es ganz und gar kein Dilemma dar, einen Raubmörder oder Kinderschänder für immer hinter Gitter zu sperren, auch wenn er zu einem gewissen %-Satz "wahrscheinlich" Therapierfähig wäre - ganz besonders bei einem Rückfälligen.
Stimmt, das dürfte wirklich der Kernpunkt sein: auf Nummer sicher gehen und alle, die wegen solcher Verbrechen verurteilt sind, lebenslänglich einsperren oder bei einigen, bei denen man es für möglich hält, die Resozialisierung wagen? Da tendieren wir beide zu was anderem, und so wirklich gut finde ich keine der beiden Lösungen, auch wenn es wohl leider keine dritte gibt...
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)