30-10-2009, 21:50
Hallo Romero!
Ja, mir ist bewusst, dass die richtig heftigen Sachen hier im Thread nicht auf deine Rechnung gehen. In Bezug auf deine Beiträge geht es mir mehr um diesen Punkt:
Meine Zweifel beziehen sich darauf, ob es denn wirklich so häufig die Betroffenen sind, denen daran liegt, dass die Täter möglichst hart bestraft werden - oder ob es nicht im meisten Fall Leute sind, die sich vorstellen, dass Betroffenen damit geholfen wäre.
Wie schon gesagt, es geht mir weniger um die Täter mit großem Rückfallrisiko (denn da ist es klar, dass Sicherheitsverwahrung zum Schutz der Bevölkerung notwendig ist und natürlich auch den Opfern nützt), sondern um den angeblichen Genugtuungseffekt. Und der ist mir eben sehr fremd. Wenn nicht die besagte Situation besteht, dass der Täter einem nach der Freilassung wieder etwas antun wollte, was hilft es dem Opfer dann, wenn er noch weiter im Gefägnis sitzt und das Gefängnis womöglich auch noch "ungemütlicher" gestaltet wird, als das derzeit hierzulande üblich ist?
Klar kann man sagen, dem Opfer geht's dreckig (und das unter Umständen, je nach Straftat, sehr, sehr lange) und der Täter kann sich im Gefängnis mit seinem Fernseher häuslich einrichten. Aber wer Gewalt erlebt hat, dem geht's so oder so dreckig - ob's dem Täter nun vergleichsweise gut oder schlecht geht, ob der einen Fernseher hat oder nicht. Es ändert nichts. Was geschehen ist, ist geschehen - so schwer es auch ist, damit zu leben. Wo nötig und möglich, sollte die Justiz ihr bestes tun, um zu verhindern, dass es wieder geschieht. Aber Rache hilft niemandem.
Ich fürchte, das ist eine Situation, für die es keine gute Lösung gibt. Ich kann nicht behaupten, dass deine "Rechnung" falsch ist - ich könnte auch nicht sagen, dass sie falsch wäre, wenn jemand sich entscheiden würde, die Prioritäten andersrum zu setzen. Mit dem Wert von menschlichem Leiden zu rechnen ist eine verdammt schwierige Sache und ich kann nur zugeben, dass ich vor solchen Dilemmata ratlos stehe.
(30-10-2009, 17:51)Romero schrieb: Melmoth, Menschenwürde ist ein recht weiter Begriff. Ich bin gegen jegliche Folter etc., es geht rein um das Recht auf Freiheit für Vergewaltiger und dergleichen.
Ja, mir ist bewusst, dass die richtig heftigen Sachen hier im Thread nicht auf deine Rechnung gehen. In Bezug auf deine Beiträge geht es mir mehr um diesen Punkt:
(30-10-2009, 17:51)Romero schrieb: Die Frage, wie es den Opfern wohl gehen müsse, finde ich bedeutend wichtiger, als die Frage, wie sich wohl der Täter fühlt, der - nachdem er ein Kind geschändet hat - im Knast bleiben muss, obwohl er hoch und heilig schwört, nie wieder Rückfällig zu werden.
Meine Zweifel beziehen sich darauf, ob es denn wirklich so häufig die Betroffenen sind, denen daran liegt, dass die Täter möglichst hart bestraft werden - oder ob es nicht im meisten Fall Leute sind, die sich vorstellen, dass Betroffenen damit geholfen wäre.
Wie schon gesagt, es geht mir weniger um die Täter mit großem Rückfallrisiko (denn da ist es klar, dass Sicherheitsverwahrung zum Schutz der Bevölkerung notwendig ist und natürlich auch den Opfern nützt), sondern um den angeblichen Genugtuungseffekt. Und der ist mir eben sehr fremd. Wenn nicht die besagte Situation besteht, dass der Täter einem nach der Freilassung wieder etwas antun wollte, was hilft es dem Opfer dann, wenn er noch weiter im Gefägnis sitzt und das Gefängnis womöglich auch noch "ungemütlicher" gestaltet wird, als das derzeit hierzulande üblich ist?
Klar kann man sagen, dem Opfer geht's dreckig (und das unter Umständen, je nach Straftat, sehr, sehr lange) und der Täter kann sich im Gefängnis mit seinem Fernseher häuslich einrichten. Aber wer Gewalt erlebt hat, dem geht's so oder so dreckig - ob's dem Täter nun vergleichsweise gut oder schlecht geht, ob der einen Fernseher hat oder nicht. Es ändert nichts. Was geschehen ist, ist geschehen - so schwer es auch ist, damit zu leben. Wo nötig und möglich, sollte die Justiz ihr bestes tun, um zu verhindern, dass es wieder geschieht. Aber Rache hilft niemandem.
(30-10-2009, 17:51)Romero schrieb: Nehmen wir an, wir haben 1000 Vergewaltiger in den Gefängnissen. Schon nur um zu verhindern, dass auch nur EIN EINZIGER dieser aller Vergewaltiger wieder Rückfällig werden kann, und jemanden Schänden könnte, würde ich es in Kauf nehmen, dass alle anderen 999, die "nur" einmal vergewaltigt haben, und es nicht mehr tun würden - was wir aber erst im Nachhinein wissen, wie Petro richtig sagte - bis an ihr Lebensende im Knast bleiben.
Ich fürchte, das ist eine Situation, für die es keine gute Lösung gibt. Ich kann nicht behaupten, dass deine "Rechnung" falsch ist - ich könnte auch nicht sagen, dass sie falsch wäre, wenn jemand sich entscheiden würde, die Prioritäten andersrum zu setzen. Mit dem Wert von menschlichem Leiden zu rechnen ist eine verdammt schwierige Sache und ich kann nur zugeben, dass ich vor solchen Dilemmata ratlos stehe.
"Gottes ist der Osten und der Westen; wohin immer ihr also euch wendet, dort ist Gottes Angesicht." (2:115)

