27-10-2009, 18:34
Lieber Romero,
Du schreibst:
Ich stelle mich mal auf die Seite der Antilope, deren Angst vor dem Löwen sie davor bewahrt, von ihm gefressen zu werden. Handelt Gott böse, wenn die Antilope vom Löwen gefressen wird ? Ich glaube nicht. Was ist Deine Meinung ? Ich als Christianer glaube, daß Gott es völlig in Ordnung findet, wenn in der außermenschlichen Natur getötet wird. Aber dann taucht der Mensch auf. Und schon hört sich die Geschichte ganz anders an. Der Mensch tötet nicht, er mordet. Wir Menschen haben nicht nur ein anderes Wort, sondern auch etwas in der Natur Einmaliges. Wir Menschen haben ein Gewissen. Wenn die Natur weiß, daß sie tötet, dann mordet sie. Dieser unfassbar gigantische Erkenntnisapparat kann nicht mehr töten ohne zu morden. In der außermenschlichen Natur kommt es sehr selten vor, daß Tiere ihre eigenen Artgenossen töten. Zum Beispiel ein Löwe frißt die Jungen, die von einem anderen Löwen stammen, um die Löwin schwängern zu können. Das kommt in der Natur sehr selten vor.In der menschlichen Natur aber tötet der Mensch seine Artgenossen fast täglich, oder genauer, er ermordet sie, da er weiß oder wissen müßte , was er tut. Warum läßt Gott das zu ? Das Christianentum kann es nur mit dem Wort "Irrtum" erklären. Deswegen ist der Satz, "Gott kann sich irren" ein zentrales Glaubensbekenntnis des Christianentums. Eine wirkliche Erklärung ist es nicht. Hört an dieser Stelle unsere Erkenntnisfähigkeit auf ? Ich mache einen neuen Versuch. Die Natur tötet nach einem Beuteschema. Es gibt Bären, die keinen Menschen angreifen oder töten, weil er nicht in ihr Beuteschema passt. Der Mensch frißt Tiere, indem er zum Schlachter geht und sich nichts dabei denkt, wenn er ein Kotelett kauft. Tiere sind weitgehend aus dem Beuteschema des Menschen verschwunden. Aber wir sind nicht soweit von den Tieren entfernt , wie wir denken mögen. Es sind nur 4 Millionen Jahre. Für uns Menschen eine unfassbar lange Zeit, aber für die Natur nur ein Wimpernschlag. Wir sind ohne Zweifel Menschen, aber wir tragen schwere Reste tierischer Instinkte, Gefühle, Leidenschaften, Süchte usw. als archaische tierische Verhaltensweisen in uns. Wir versuchen das zu unterdrücken, zu leugnen, zu verdrängen, aber das klappt nicht.Ein ganze Wissenschaft befasst sich mit diesem Problem: Die Psychologie. Vielleicht verlangt das übrig gebliebene Resttier in uns nach einem Beuteschema. Das könnte dann der andersartige, oder schlimmer, der anders denkende Mensch sein. Aufgrund der Kompliziertheit unseres Erkenntnisapparates wären dann Neid und Hass eine menschliche Vorstufe des Tötens, das die außermenschliche Natur ohne schlechtes Gewissen akzeptiert, nicht aber die menschliche Natur.Ein bezeichnendes Licht auf diesen Sachverhalt wirft die These 321 des Christianentums:" Wer glaubt, daß Sprache wie gedruckt lügen kann, aber andererseits auch verräterische Spuren der Wahrheit hinterläßt und wer noch dazu das Wort "Gewissen" mit " Geh zu deinem Wissen" übersetzt, der hat Gott begriffen."
Dieses Thema, lieber Romero, wird uns lange erhalten bleiben.
Dein Volker
Du schreibst:
Zitat:RomeroSicher weißt Du, daß Du mit diesen Fragen, woher Übermut, Neid, Hass usw. Gottes kommen, mir mitten ins Herz und auch ins Herz des Christianentums triffst. Ich mach mich jetzt mal auf den schwierigen Weg und versuche eine Erklärung oder besser eine Hilfe, daß wir begreifen lernen, was die Natur mit uns vor hat. Als erstes halte ich fest, daß nur ein geringer Teil der Menschen Verbrecher, also der Irrtum Gottes sind.Aber was machen wir mit den Übermütigen, die ein Flugzeug zum Absturz bringen (z.B. 269 Tote in Queensland bei New York ) oder mit denen, die absichtlich durch Neid und Hass angetrieben, Unheil anrichten.
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RE: Christianentum
Vielen Dank Volker. Das Christianentum ist also eher für ein Abwenden von der Kirche als Institution, und wartet nicht auf "Wunder" im herkömmlichen Sinn, sondern baut darauf, dass die positiven Eigenschaften des Menschen (mind. zur Hälfte) von Gott kommen. Frage: Woher kommen die negativen "Eigenschaften", wie eben Übermut, Neid, Hass und dergleichen?
Ich stelle mich mal auf die Seite der Antilope, deren Angst vor dem Löwen sie davor bewahrt, von ihm gefressen zu werden. Handelt Gott böse, wenn die Antilope vom Löwen gefressen wird ? Ich glaube nicht. Was ist Deine Meinung ? Ich als Christianer glaube, daß Gott es völlig in Ordnung findet, wenn in der außermenschlichen Natur getötet wird. Aber dann taucht der Mensch auf. Und schon hört sich die Geschichte ganz anders an. Der Mensch tötet nicht, er mordet. Wir Menschen haben nicht nur ein anderes Wort, sondern auch etwas in der Natur Einmaliges. Wir Menschen haben ein Gewissen. Wenn die Natur weiß, daß sie tötet, dann mordet sie. Dieser unfassbar gigantische Erkenntnisapparat kann nicht mehr töten ohne zu morden. In der außermenschlichen Natur kommt es sehr selten vor, daß Tiere ihre eigenen Artgenossen töten. Zum Beispiel ein Löwe frißt die Jungen, die von einem anderen Löwen stammen, um die Löwin schwängern zu können. Das kommt in der Natur sehr selten vor.In der menschlichen Natur aber tötet der Mensch seine Artgenossen fast täglich, oder genauer, er ermordet sie, da er weiß oder wissen müßte , was er tut. Warum läßt Gott das zu ? Das Christianentum kann es nur mit dem Wort "Irrtum" erklären. Deswegen ist der Satz, "Gott kann sich irren" ein zentrales Glaubensbekenntnis des Christianentums. Eine wirkliche Erklärung ist es nicht. Hört an dieser Stelle unsere Erkenntnisfähigkeit auf ? Ich mache einen neuen Versuch. Die Natur tötet nach einem Beuteschema. Es gibt Bären, die keinen Menschen angreifen oder töten, weil er nicht in ihr Beuteschema passt. Der Mensch frißt Tiere, indem er zum Schlachter geht und sich nichts dabei denkt, wenn er ein Kotelett kauft. Tiere sind weitgehend aus dem Beuteschema des Menschen verschwunden. Aber wir sind nicht soweit von den Tieren entfernt , wie wir denken mögen. Es sind nur 4 Millionen Jahre. Für uns Menschen eine unfassbar lange Zeit, aber für die Natur nur ein Wimpernschlag. Wir sind ohne Zweifel Menschen, aber wir tragen schwere Reste tierischer Instinkte, Gefühle, Leidenschaften, Süchte usw. als archaische tierische Verhaltensweisen in uns. Wir versuchen das zu unterdrücken, zu leugnen, zu verdrängen, aber das klappt nicht.Ein ganze Wissenschaft befasst sich mit diesem Problem: Die Psychologie. Vielleicht verlangt das übrig gebliebene Resttier in uns nach einem Beuteschema. Das könnte dann der andersartige, oder schlimmer, der anders denkende Mensch sein. Aufgrund der Kompliziertheit unseres Erkenntnisapparates wären dann Neid und Hass eine menschliche Vorstufe des Tötens, das die außermenschliche Natur ohne schlechtes Gewissen akzeptiert, nicht aber die menschliche Natur.Ein bezeichnendes Licht auf diesen Sachverhalt wirft die These 321 des Christianentums:" Wer glaubt, daß Sprache wie gedruckt lügen kann, aber andererseits auch verräterische Spuren der Wahrheit hinterläßt und wer noch dazu das Wort "Gewissen" mit " Geh zu deinem Wissen" übersetzt, der hat Gott begriffen."
Dieses Thema, lieber Romero, wird uns lange erhalten bleiben.
Dein Volker