(20-10-2009, 00:03)Ekkard schrieb: Das Atom-Müll Beispiel habe ich nicht verstanden. Vielleicht sehe ich den Kontext tatsächlich anders. Mir jedenfalls hat es nichts erläutert
vielleicht gehts besser, wenn ich deine terminologie anwende:
es gehört zur "seinsweise" von atommüll, daß er strahlt (und somit ein umweltrisiko darstellt). so wie es zur "seinsweise" des menschen gehört, dinge zu tun, die als "böse" angesehen werden
so wie nun akws, die den atommüll "erschaffen" haben, nicht die verantwortung für dieses umweltrisiko einfach leugnen können, so kann der "erschaffer" des menschen nicht einfach sagen: "aber mit dem "bösen", das meine geschöpfe tun, jab ich nichts zu tun"
Zitat:Zurück zur Schöpfung: Dass "gewissermaßen eine eigenständige Substanz (Erde, Luft, Wasser, Stoffe etc.) bereits bestanden [hätte]", folgt selbstverständlich nicht
du hast es aber geschrieben, und deshalb habe ich gefragt, wo das denn stehen soll
Zitat:Nochmals zur Frage von Romero nach der Schaffung einer „gewaltsamen Welt“.
Der christliche Glaube geht von einer „geschaffenen Welt“ aus. Es ist ja die Frage, was das bedeutet.
- Da der Gläubige nicht das verleugnen kann, wovon sein Glaube ausgeht, können wir Gott nicht einfach abschaffen, sondern nur fragen, was die Glaubensaussagen von uns erwarten. Sie erwarten Folgendes (soweit es in das Threadthema passt):
- Diese Welt gehört uns nicht, wir sind nur als Sachwalter berufen
- Wir haben unsere Mitmenschen zu achten, gerecht zu sein, uns geschwisterlich zu verhalten, uns zu vergeben,
- Gewalt zu ächten und zu meiden.
...und freibier für alle!
nun, wer würde all dem nicht zustimmen? dazu braucht es ja noch nicht mal einen "gott" oder eine "geschaffene welt"
und darüber, was es denn nun bedeutet, daß diese welt "geschaffen" worden sein soll, sagt dein ganzer text mal wieder gar nichts. darum geht es aber wohl auch romero, wenn er darauf abzielt, daß die welt ja eben als eine gewaltsame geschaffen wurde (wenn man denn von einer schöpfung ausgeht)
Zitat:Daraus schließe ich, dass unser Glaube von einer Welt ausgeht, in der Gewalt existiert. Heißt dies aber zugleich, dass mein Glaube diese Gewalt auch Gott zuordnen muss?
wer sonst soll sie denn geschaffen haben?
oder war sie schon im vor der schöpfung vorhandenen "urmeer" gelöst?
Zitat:Traditionell wird unterschieden zwischen Gott und der Gemeinde auf der einen und der Welt auf der anderen Seite. Ich denke also: nein. Sondern Gewalt ist eines jener Dinge, die in der (v. a. gesellschaftlichen) Welt vorkommen, ohne dass Gott sie hätte vermeiden können
dein gott ist also nicht allmächtig?
Zitat:Ich stelle mir das sogar so vor, dass der biologische Mensch ohne Gewalt nicht überlebt hätte
richtig! die biologie nimmt aber , anders als die religion, keine trennung in "gut" und "böse" vor, und verurteilt schon gar nicht auf dieser grundlage zu ewiger höllenqual oder himmlischer glückseligkeit
du solltest dich schon entscheiden, ob du naturwissenschaftlich oder theologisch argumentieren willst, und nicht nach lust, laune und momentaner not an argumenten mal so und mal so
Zitat:Im Klartext: Ein Bekenntnis der Art: „Gott hat gar nichts geschaffen“, widerspricht zwar den christlichen Vorstellungen, kann aber aufgrund des Unwissens weder verifiziert noch falsifiziert werden. Dasselbe gilt für die mittelbare Schöpfung der Gewalt in der Welt (Behauptung Romero)
das nun heißt also wohl im klartext: da eben laut christlichen vorstellungen gott die welt geschaffen hat. hat er zumindest mittelbar auch die gwalt geschaffen
falls es dir noch nicht aufgefallen ist:
wir diskutieren hier "christliche vorstellungen" und nicht die aus dem "survival of the fittest" notwendig hervorgehenden implikationen
Zitat:Meiner Meinung nach ist es darüber hinaus bestenfalls eine nette Übung, über die Seinsweise und die Tätigkeiten Gottes zu spekulieren.
allerdings machen religionen ja genau dies und nichts anderes
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)

