(19-10-2009, 22:11)Ekkard schrieb: Der Unterschied ist, dass gewissermaßen eine eigenständige Substanz (Erde, Luft, Wasser, Stoffe etc.) bereits bestanden, beschrieben als „ungeordnet, als Chaos“
(19-10-2009, 12:52)petronius schrieb: afaik steht in der genesis nichts davon, "Erde, Luft, Wasser, Stoffe etc." hätten bereits bestanden, bevor jahwe zum schöpfungsakt schritt
(19-10-2009, 22:11)Ekkard schrieb: Richtig, das steht da nicht. Da aber alles auf eine Ordnung des Daseins hinaus läuft, kann man den Anfang auch so interpretieren, dass man sich Gott als den Ordnenden vorstellen soll.
Dazu wäre mythengeschichtlich folgendes anzumerken:
Elohim schuf zuerst den Himmel und die Erde. Die Welt aber war wüst und leer, und Finsternis lag über dem Urmeer. Aber der Geist Elohims wehte über den Wassern. Und Elohim sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Elohim sah, dass das Licht seinen Zweck erfüllte. Da schied Elohim zwischen Licht und Finsternis, und Elohim nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.
Dieser Text, der aus der Jerusalemer Priestertradition hervorgegangen war, hat die vorliegende Gestalt im 5. Jh vChr angenommen. Geschöpft wurde dieser Text aus der gemeinorientalischen Mythologie, wie er auch aus dem babylonischen Schöpfungsmythos (Enuma Elisch) bekannt ist.
Im babylonischen Schöpfungsmythos heißt es:
Zur Zeit als oben noch kein Himmel und unten noch keine Erde entstanden waren, gab es nur Apsu, den Uranfänglichen, und Tiamat, das Urwasser, deren Wasser sich vermischten.
Der priesterliche Bearbeiter des Mythos' setzte die Schaffung von Himmel und Erde voran, fährt dann dem babylonischen Bericht folgend, die Ausgangssituation darstellend fort: die Welt war wüst und leer (tohu wa bohu).
Der eigentliche Schöpfungsbericht beginnt erst mit der Erschaffung des Lichts. Der mythische Schöpfungsbericht erzählt nichts über "creatio ex nihilo". Die Welt ist schon vorhanden, zwar ohne Gestalt, aber vorgegeben.
Der Gedanke, dass die Welt aus dem Nichts geschaffen worden sei, bildete sich als Antwort auf die griechische Kosmologie (keine Welterschaffung, sondern Weltbildung aus ewiger Materie) und auf Ideen der Gnosis aus.
MfG B.
MfG B.