18-10-2009, 22:08
(18-10-2009, 21:47)Heinrich schrieb:(18-10-2009, 21:17)DureeTotale schrieb: Zum anderen sind die grundlegenden christlichen Welt-, Gottes- und Menschenbilder in einer Sozialisation, die noch zu großen Teilen ihre Wertefundamente darauf gründet, eben durchaus nicht nur eine "Privatsache". Und die Problematik mit dem "freien Willen", ursprünglich eigentlich nur ein untauglicher Versuch, den lieben Herrgott vom Übel in seiner angeblich ach so vollkommenen und guuuuten Schöpfung reinwaschen zu wollen, hat durchaus immer noch wichtige Auswirkungen auf das ethische Urteil menschlichen Denkens und Handelns.
Deine These ist, dass der freie Wille erfunden wurde um Gottes Hände in der Theodizeefrage rein zu waschen? Das habe ich noch nie gehört. Taucht der freie Wille wirklich in theologischen Abhandlungen zu dem Thema erstmalig auf? Ich würde ihn als älter einschätzen und aus dem Stehgreif die Ödipus-Geschichte nennen um das zu begründen.
Der freie Wille steht m.E. vor allem für Emanzipation von Autoritäten. Seien es nun Staat, Familie, Gott... In dieser Richtung wurde er instrumentalisiert, gegen Autoritäten, nicht für Autoritäten.
Nun, die früheren Religionen, wie etwa die griechische, hatten auch noch nicht das Problem des Monotheismus, dass also ein Gott die Welt aus dem Nichts erschaffen haben, aber sodann für dass, was daraus wird, nicht mehr verantwortlich sein soll, sondern sogar noch darüber zu Gericht zu sitzen beabsichtigt...
(18-10-2009, 21:47)Heinrich schrieb:(18-10-2009, 21:17)DureeTotale schrieb: Ach ja, und was die Vater-Kind-Beziehung angeht, kann eine solche Argumentation schlicht nicht ernst genommen werden, da sie den in jeder Hinsicht wirklich fundamentalen Unterschied zwischen dem Zeugen infolge eines Geschlechtsaktes und dem göttlichen Erschaffen einfach mal ignoriert.
Ich verstehe nicht, warum du jetzt biologisch argumentierst. Was hat denn das mit der Vater-Kind-Relation im religiösen Sinne zu tun? Da geht es doch eher um psychologische Aspekte und der Geschlechtsakt spielt keine so entscheidende Rolle. Niemand muss ein Kind gezeugt haben um zu ihm in einer Vater-Kind-Relation zu stehen.
Der Begriff Vater ist eben zuallererst ein biologischer, wie Mutter oder Geschwister auch. Dass er daneben auch oft emotional benutzt wird, ändert daran nichts. Vor allem ändert dies überhaupt nichts an der Untauglichkeit in Hinsicht auf die in Rede stehende religiöse Argumentation. Wenn ich nämlich behaupte, Gott habe mich geschaffen, begründet das ein vollkommen anderes Beziehungs- und "Verantwortlichkeits"-Verhältnis, als wenn ich von meinem biologischen Vater rede oder gar von einer rein emotionalen Beziehung zu einem anderen Menschen.