18-10-2009, 18:27
(11-09-2009, 21:31)Ekkard schrieb: Die staatliche Finanzierung von Forschung und Lehre dient einer weitgehenden Unabhängigkeit der beteiligten Personen. Dass die Kirchen da dreinreden, ist, wie die Fälle Drewermann, Küng usw. zeigen, auch ein Ärgernis für die Gläubigen - nicht nur für Atheisten.
Ganz grob gesprochen: Theologie als Wissenschaft ist doch nicht die Wissenschaft von Gott, wie man meinen könnte, sondern die Wissenschaft von Texten, Einordnung von Fragmenten, historischen Abläufen, gesellschaftlichen Regeln, Vergleichen, archäologischen Befunden, Quellenforschung und Transliteration. Zum guten Teil forschen Theologen auch mit naturwissenschaftlichen Methoden. Vieles, von dem, was alte Texte tatsächlich gesagt haben, haben universitäre Theologen heraus gefunden. Und moderne Formen des Glaubens wären ohne diese Erkenntnisse gar nicht denkbar.
Ehe man das "Kind" (Theologie) mit dem Bade (einer Fächerbereinigung) ausschüttet, muss man sich sehr genau diese Verdienste ansehen.
Dazu kommt eine Ausbildungsfunktion also so etwas wie Pädagogik und Philologie für Seelsorger. Wahrscheinlich deshalb halten die Kirchen ihre Hände über das Fach. Dort geht es tatsächlich um die "rechte" Verkündigung der Lehren.
Während den vergangenen Jahren habe ich kaum ein theologisches Werk gelesen, in dem der Autor vorbehaltlos von der Existenz Gottes ausging. Wie die Wissenschaft mit den Texten des AT und NT umgeht, hat mit Theologie im eigentlichen Sinne nichts mehr zu tun. Einem Werk, das die Grundlage für das Weltbild von rund zwei Milliarden Menschen darstellen soll, mit einer derart kritischen, nein: negativen Haltung zu begegnen, ist z.B. einem Angehörigen des Islam kaum verständlich zu machen.
Die Haltung der Theologie als unverantwortlich zu bezeichnen, kommt fast noch einem Lob gleich. Kaum einer der Theologen hat sich mit dem von den Naturwissenschaften beherrschten Weltbild ernsthaft auseinander gesetzt. Im Gegenteil hat sich die Theologie mit diesen verbündet.
Insofern haben Sie Recht, wenn Sie Theologie nicht als Wissenschaft von Gott, sondern als “Wissenschaft von Texten, Einordnung von Fragmenten, historischen Abläufen, gesellschaftlichen Regeln, Vergleichen, archäologischen Befunden, Quellenforschung und Transliteration” begreifen. Damit aber verfehlt diese Wissenschaft ihre ursprüngliche Bestimmung.

