05-10-2009, 14:01
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 05-10-2009, 14:04 von Alanus ab Insulis.)
Petronius schrieb:weist man gläubige darauf hin, wie sich ihr gott ausweislich der beschreibungen in den heiligen büchern manifestiert, welches verhalten er an den tag legt – dann ist es der gute ekkard, der dies sofort abbügelt mit dem argument, so etwas sei „naiver kinderglaube“, „gott“ werde eben nicht als person oder reales wesen dargestellt,...
Ich glaube nicht, dass Ekkard die Beschreibungen in den "Heiligen Büchern" als naiver Kinderglaube ab tut. Wenn er es überhaupt als naiven Kinderglauben bezeichnet, dann wohl eher die Interpretation von solchen, die meinen jene Bücher wie ein Kinderbuch wort-wörtlich und nur nach dem sensus literalis zu lesen. Aber dazu soll Ekkard Stellung nehmen.
Meine Position dazu ist. Die Beschreibung z.B. in der Bibel sind hochkomplexe und differenzierte Beschreibungen von und über Gott, sowie seiner Beziehung zum Mensch, verschiedenen Völkern und deren theologisch gedeutete Geschichte. Wer meint, dass man solche Texte, die sprachlich, geschichtlich, kulturell und intellektuell von uns sehr unterschieden sind, einfach als Gegenheiten zum Nachbeten zu nutzen und nur nach ihren oberflächlichen Sinn zu deuten, macht einen Fehler. Wie jeder Text bedürfen auch die biblischen Beschreibungen der Interpretation. Einer Interpretation die einerseit durch sprachliche und geschichtliche Aufklärung den Textsinn aufhellt, als auch die theologischen Implikationen herauszuarbeiten versucht und sie im Kontext ihrer Zeit zu verstehen und dann erst in unsere Zeit zu transponieren und für unser Gottesbild darzustellen.
Der Satz "im Anfang schuf Gott Himmel und Erde" mag früher tatsächlich als Schöpfungsakt eines jedes Einzelwesens aufgefasst worden sein und war im damaligen Weltbild möglich und korrekt. Für uns, die wir das naturwissenschaftliche Wissen um Evolution und Astrophysik haben ist diese Deutung obsolet. Diese Deutung, nicht aber z.B. die theologische Aussage, das Schöpfung eine theologische Aussage ist, die trotzdem gedacht werden kann. Die Geschichte der Theologie belegt, dass Reden über Gott, nicht starres dogmatisches Gebilde ist, auch wenn die Dogmen der Kirchen den theologischen Grundrahmen bilden, sondern mit dem Wissensstand der jeweiligen Zeit immer neu gedacht und reflektiert, sowie formuliert wurde und wird. Wer z.B. das Buch "Ziel oder Zufall?: Schöpfung und Evolution aus der Sicht eines vernünftigen Glaubens" von Christoph Schönborn liest, wird darin keinen kreationistischen Fundamentalismus finden, sondern einen auf der Höhe der Zeit und dem Stand der Forschung adäquat und zeitgemäß formulierten Glauben bzgl. der Schöpfung. Und somit auch des Verhältnissen von Mensch Gott.
Omnis mundi creatura quasi liber et pictura nobis est et speculum.
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)
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Jedes Geschöpf der Welt ist sozusagen ein Buch und Bild und ein Spiegel für uns.
(Alanus ab Insulis, Theologe, Philosoph und Dichter)