24-09-2009, 16:14
(24-09-2009, 15:36)Ekkard schrieb:(24-09-2009, 10:43)petronius schrieb: beantworte mir doch bitte endlich die frage, wie man glauben kann, von gott gegebene gebote befolgen zu müssen, ohne an diesen gott zu glauben
(24-09-2009, 11:37)Ekkard schrieb: Diese Frage ist dir schon viele Male beantwortet worden.
(24-09-2009, 12:29)petronius schrieb: nein. sie ist nur anscheinend nicht verstanden worden (oder man will sie absichtlich nicht verstehen). wie kann man glauben, es seien von gott gegebene regeln zu befolgen, ohne daß man an diesen gott glaubt?Du siehst hier einen Widerspruch, wie du selbst schreibst. Dieser Widerspruch besteht nicht, weil Glaube etwas Inneres ist, die Reaktion auf diverse Lehren, den Kult, die Riten und Erfahrungen. Glaube (s. Marlenes Beitrag) ist das Vertrauen in meine Mitwelt, die in ganz bestimmter Weise mit mir zusammen lebt. Dieses Vertrauen ist ein freudiges Miteinander, wie Partys, Hochzeiten und den Kaffeeklatsch nach der Beerdigung.
Das Wie, Warum oder Ob eines Gottes ist dabei Nebensache
ich weiß nicht, wieviele gläubige sich in deiner beschreibung wiederfinden würden - daß ihr glaube nichts weiter sei als "Partys, Hochzeiten und den Kaffeeklatsch nach der Beerdigung" seien, und gott nebensache
aber die frage war ja auch eine andere:
wie kann man glauben, es seien von gott gegebene regeln zu befolgen, ohne daß man an diesen gott glaubt?
ich kann ja versuchen, es noch idiotensicherer formulieren:
wie kann man glauben, daß regeln von gott gegeben sind, aber nicht an diesen gott glauben?
das geht nur, wenn man eben nicht glaubt, die regeln seien gottgegeben, sondern nur so tut. darauf scheint mir deine beschreibung hinauszulaufen:
versammlung des karnevalsvereins: wir wollen heute mal ein paar regeln zusammenschreiben, wie wir gemeinsam unsere freizeit gestalten wollen. so mit "wer da nicht mitmacht, der ist doof" (oder soll sich halt einen anderen verein suchen). und damit das ganze so richtig rockt, tun wir so, als hätte das fliegende spaghettimonster uns die verpflichtung zur einhaltung dieser regeln auferlegt (wer nicht mitmacht, ist kein "gerechter" und kommt dafür in bierverschiß)
Zitat:Aber man geht nicht hin und spricht vom „sinnentleerten Kasperletheater“, wenn die Rede auf Dinge kommt, die anderen in der Gemeinschaft viel bedeuten
auch der karnevalsverein mit seinen regeln bedeutet der gemeinschaft viel
was sich aber auf gott bezieht, und diesen gleichzeitg verneint - das ist in dieser hinsicht "sinnentleert". so viel spaß in der gemeinschaft es auch machen mag und in dieser beziehung dann natürlich schon wieder sinn hat
Zitat:(24-09-2009, 12:29)petronius schrieb: worüber definiert sich denn diese "Schicksalsgemeinschaft", wenn nicht im gemeinsamen glauben an den gott, dessen regeln man befolgt?Sie definiert sich weitgehend durch das gemeinsame Tun
das credo der rkk lautet also: laßt uns zusammenkommen, um dem bunt gekleideten mann da vorne beim weintrinken zuzusehen, nachdem wir uns mit weihrauch zugedröhnt haben?
hab ich bisher irgendwie anders verstanden
Zitat:(24-09-2009, 12:29)petronius schrieb: religiöses leben ist doch was anderes als das mitmachen im karnevalsvereinDas sehen Aachener, Kölner oder Mainzer ganz anders. Die K-Gesellschaften werden über Jahrzehnte zusammengehalten durch das gemeinsame Ausrichten der Sitzungen und der Züge, der Prinzenproklamation und andere Tätigkeiten zur Organisation der Session. Hier braucht man wirklich keinen Glauben, sondern nur Lust am Mitmachen
was heißt denn jetzt "wirklichen glauben", wenn es sich beim religiösen glauben doch bloß um dieselbe lust auf gemeinsames feiern handelt?
gibts da auf einmal doch einen unterschied?
(24-09-2009, 15:36)Ekkard schrieb:(24-09-2009, 12:29)petronius schrieb: kann ein frommer jude atheist sein?Ja, das ist wohl denkbar. Denn Frömmigkeit misst sich in erster Linie am (guten) Mittun in der Gemeinde an der Nächstenliebe, an der Akzeptanz der Anderen, an der Gerechtigkeit und am Friedenhalten. (Aber das alles steht bereits im Thread „noachidische gebote“).
ich bin beeindruckt
der orthodoxe rabbi kann sich also ohne weiteres vor seine gemeinde stellen und sagen: übrigens glaub ich das alles mit jahwe ja überhaupt nicht - und die gemeinde murmelt beifällig?
denn "fromm" kann er ja trotzdem sein, und sein job hat wie synagoge, sabbat usw. ja sowieso nichts mit jahwe zu tun
