24-09-2009, 12:27
(24-09-2009, 08:48)Jakow schrieb: Nach der jüdischen Lehre ist erst einmal nicht wichtig, was du denkst und woran du hierbei glaubst, sondern dass was du tuest. Es geht hier bei allen Geboten um Handlungen. Somit kann man erst einmal ganz im Sinne der Tora alle Gebote erfüllen, egal was man dabei denkt oder glaubt. Umgekehrt lebt kein Juden nach der Tora nur weil er etwas spezifisches glaubt.
Kompliziert wird es dadurch, dass Handlungen einer Motivation, als sehr wohl eines Gedankens bedürfen. Aber auch hier muss man nicht an G'tt "glauben", sondern alleine darauf vertrauen, dass die Überlieferungen von den Eltern usw. stimmen. Hier mache ich einen Unterschied zum Glauben.
So kann ein frommer Juden bzw. sehr wohl zweifeln oder Phasen haben, wo er nicht an G'tt glaubt, an dessen Existenz usw. Im Idealfall geht dieses einher, wird aber als Folge des Tuns verstanden und nicht umgekehrt.
Auch der G'ttesdienst wird gehalten, weil dieses Geboten ist und erst einmal nicht, weil man hier unbedingt G'tt anbeten will. Dazu würde ja das direkte Gebet ausreichen und ein öffentliches Gebet wäre nicht notwendig. Auch im Gebetstext selber geht es nirgends um einen Glauben, ganz im Gegensatz bspw. zum christlichen G'ttesidenst.
Jakow hat hier - für mein Verständnis -, eine gut verständliche Antwort gegeben, die den Zugang zum Judentum (Tradition, Überlieferungen, Riten und Ritus) erleichtert.
Beim Lesen ist mir aufgefallen, dass das Wort "Glaube" ausgetauscht werden kann mit dem Wort "Vertrauen".
Glaube und Vertrauen erkenne ich hier als Synonyme, die gewiss unterschiedlich wahrgenommen, jedoch einen gemeinsamen Kern haben.
Da Vertrauen fundamental ist und ohne Vertrauen wohl alle "Netze" zerreissen würden (Gemeinschaft, Verantwortung, Weitergabe ect.), kommt diese Haltung auch ohne grosse Dogmen und Glaubenssysteme aus. Sich in ein Netz fallen lassen und vertrauen, dass es hält.
