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Wie man Wunschvorstellungen zur Geschichte macht!
#5
(20-09-2009, 12:58)Romero schrieb: "Sie versicherten, ihre ganze Schuld oder ihr Irrtum habe darin bestanden, dass sie sich regelmäßig an einem bestimmten Tag vor Dämmerung versammelten, um Christus als Gott ein Lied darzubringen und sich durch Eid zu verpflichten - nicht etwa zu einem Verbrechen, sondern zur Unterlassung von Diebstahl, Raub, Ehebruch, Treulosigkeit, Unterschlagung von anvertrautem Gut.
Umso mehr hielt ich es für notwendig, von zwei sogenannten ‚Dienerinnen‘ die Wahrheit auch noch durch Folter zu erforschen. Ich fand nichts als absurden, maßlosen Aberglauben. […] Denn nicht nur über die Städte, auch über die Dörfer hat sich die Seuche dieses Aberglaubens verbreitet. Doch es scheint möglich, sie einzudämmen und auszutilgen.“

„Ist der Christenname an sich strafbar, auch wenn kein Verbrechen vorliegt, oder sind es nur die Verbrechen, die mit dem Namen zusammenhängen?“

Ja, das hat Plinius an Trajan geschrieben.

Aufschlussreich und ein gutes Zeugnis für die römische Rechtspflege dieser Zeit ist die Antwort Trajans auf die Anfrage seines Statthalters:

Du hast, mein Secundus, bei der Prüfung der Fälle derjenigen, die Dir als Christen angezeigt worden waren, die richtige Haltung eingenommen. Man kann nämlich nichts allgemein Gültiges aufstellen, das gleichsam eine feste Regel bilde. Aufspüren soll man sie nicht; wenn sie angezeigt und überführt werden, soll man sie bestrafen, doch so, dass demjenigen, der leugnet, Christ zu sein, und dies durch die Tat offenbar macht, das heißt, indem er unseren Göttern opfert – mag er in der Vergangenheit noch so verdächtig gewesen sein -, auf Grund der Reue Verzeihung gewährt wird. Anonyme Schriften aber dürfen bei keiner Anklage berücksichtigt werden. Denn das ist ein sehr schlechtes Beispiel und unseres Jahrhunderts nicht würdig.

Wenn Kyrios einen Plinius Secundus (ohne weitere Bezeichnung) als Historiker anbietet, müsste man vorerst einmal an den Älteren denken. Nur dieser kann als Historiker durchgehen.

Plinius S. d. Jüngere ist zwar eine außerordentlich nützliche Quelle, als Historiker sollten wir ihn nicht verstehen. Er hat auch nie den Anspruch erhoben, ein solcher zu sein, was aus dem Brief, den er im Zusammenhang mit dem Tod seines Onkels an Tacitus geschrieben hatte, hervorgeht:

Du wünscht Dir, dass ich das Ende meines Onkels beschreibe, damit Du es der Nachwelt wahrheitsgetreuer überliefern kannst.[…] Ich für meine Person halte Menschen für glücklich, denen es durch ein Geschenk der Götter gegeben wurde, entweder Beschreibenswertes zu tun oder Lesenswertes zu schreiben, für die glücklichsten aber diejenigen, denen Beides zuteilwird. Zu diesen wird mein Onkel durch seine Bücher und die Deinen gehören.
[…]
…ich habe alles geschildert, was ich selbst erlebt und was ich sofort nachher, da es noch am besten im Gedächtnis ist, gehört hatte. Du wirst das Wichtigste auswählen; es ist nämlich etwas anderes, einen Brief zu schreiben oder eine geschichtliche Darstellung, etwas anderes, für einen Freund oder für ein großes Publikum zu schreiben.


MfG B.
MfG B.
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RE: Wie man Wunschvorstellungen zur Geschichte macht! - von petronius - 20-09-2009, 11:56
RE: Wie man Wunschvorstellungen zur Geschichte macht! - von Bion - 20-09-2009, 17:59
RE: Wie man Wunschvorstellungen zur Geschichte macht! - von petronius - 21-09-2009, 12:09
RE: Wie man Wunschvorstellungen zur Geschichte macht! - von petronius - 21-09-2009, 13:49

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